Da möchte ich mal kurz einharken: Ich habe auch GHR studiert und darf die Klassen 1 bis 10 unterrichten. Während des Studiums und des Refs war ich zweimal für mehrere Wochen bzw. Monate an verschiedenen Grundschulen.
Ich kann Mikael nur zustimmen, die Arbeitsweise an weiterführenden Schulen ist einfach eine ganz anders, weil die Rahmenbedingungen in der Regel nicht ansatzweise mit denen in der Grundschule vergleichbar sind. Hier nur ganz kurz die zwei gravierenden Unterschiede, die ich festgestellt habe:
- In den Grundschulklassen waren zwischen 20 und 25 SuS, wir haben 28 bis 32 SuS in der Klasse.
- Die Grundschulkollegen haben gut 80% des Unterrichts in ihrer Klasse (teilweise sogar noch mehr). In der Sek. I unterrichten die Klassenlehrer ihre beiden Fächer, also ca. 6 Wochenstunden (von ca. 30) in ihrer eigenen Klasse. Der restliche Unterricht wird durch Fachlehrer übernommen.
Man kann in der Sek I nicht mehr "einfach so" fachfremd unterrichten, wie in der Grundschule. Ich habe z.B. zwar das didaktische Grundlagenstudium in Mathe gemacht und würde mir schon zutrauen, dies in der GS zu unterrichten (ich hatte drei Jahre lang Nachhilfekinder aus der GS in Mathe). Mathe in der Mittelstufe kompetent zu unterrichten, würde ich mir aber z.B. nicht mehr zutrauen.
@ Anja: Wenn ich es in den Nachrichten richtig mitbekommen habe, soll die Klassengröße ja trotzdem reduziert werden. Das ist letztendlich immer nur eine Frage des Geldes. Wie aber hätte die Primarschule das "Fachlehrerproblem" gelöst, so wie du es in deinem letzten Beitrag geschrieben hast?
Ganz davon abgesehen frage ich mich auch, warum im Nachhinein die Richtigkeit der Volksabstimmung in Frage gestellt wird. Es war eine demokratische Wahl, an der alle Betroffenen teilnehmen konnten. Auch wenn die Wahlbeteiligung niedrig war, ist das Ergebnis eindeutig und es wird nach dem Willen der Mehrheit entschieden.
Wer nicht an der Wahl teilnimmt, ist selber Schuld und darf sich hinterher nicht beschweren - so jedenfalls mein Verständnis von Demokratie.
Ich persönlich würde es sowieso begrüßen, wenn Bildungspolitik endlich bundeseinheitlich geregelt würde und nicht mehr jedes Bundesland sein eignes Süppchen kochen könnte. Das bringt meiner Meinung nach nur Probleme mit sich. Leider scheinen wir davon noch weit entfernt zu sein...