DEUTSCHER LEHRERVERBAND (DL) - PRESSEERKLÄRUNG
Bonn, 5. Oktober 2002
Zum UNESCO-"Tag der Lehrer" am 5. Oktober 2002
erklärte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus:
"Offensive im Lehrerberuf und für den Lehrerberuf!"
Wir brauchen eine zweifache Offensive: im Lehrerberuf und für den Lehrerberuf.
Die Offensive im Lehrerberuf muss die Lehrerschaft zunächst selbst tragen: Sie muss innerhalb und außerhalb der Schule wieder selbstbewusster auftreten. Und sie sollte der Schülerschaft in deren ureigenem Interesse wieder mehr zutrauen - hinsichtlich Anforderungen gelegentlich auch mehr zumuten. Dazu gehört etwas Mut, und dazu bedarf es des Rückhalts der Politik, der Öffentlichkeit und im Besonderen der Eltern.
Offensive für den Lehrerberuf heißt: Der Stellenwert des Lehrerberufes muss sich verbessern. Das hat sehr konkret mit der Frage nach dem Lehrernachwuchs zu tun. Dessen Gewinnung macht fortschreitend Probleme. In den kommenden zehn Jahren gehen 300.000 von den derzeit 750.000 Lehrerin in Deutschland in den Ruhestand. Es ist zu befürchten, dass der Nachwuchs für diese 300.000 Lehrer nicht vorhanden sein wird. Damit bekommen wir ein Bildungsproblem, das die PISA-Dimension um ein Vielfaches übersteigt.
Die Gründe für den bevorstehenden Lehrermangel sind vielschichtig. Ein maßgeblicher Grund ist, dass der Lehrerberuf für junge Leute schlicht und einfach nicht mehr attraktiv ist - materiell nicht und ideell nicht. Hier hat die Politik versagt. Ein Großunternehmen, das eine ebenso miserable Personalplanung betriebe wie so manches Bundesland im Lehrerbereich, würde bald scheitern. Dabei sind die Planzahlen für die Schulministerien, vor allem die Schülerzahlen und die Alterspyramide der Lehrer, um einiges verlässlicher als die Planzahlen eines dem Auf und Ab des Marktes ausgelieferten Wirtschaftsunternehmens.
Erschwerend kommt hinzu, dass leider immer wieder Politiker, Wirtschaftsvertreter und Teile der Öffentlichkeit nichts Besseres zu tun haben, als sich mit pauschalen Beschimpfungen der Lehrer in Szene zu setzen. Das schreckt den Nachwuchs ab und unterminiert das Ansehen der Bildungseinrichtungen. Kein anderes Land der Welt leistet sich einen solch seltsamen Umgang mit seinen Lehrern. Auch das ist ein Grund für das schwache Abschneiden der Deutschen in internationalen Schulleistungsstudien.
Karl Jaspers schrieb im Jahr 1966: „Es ist das Schicksal eines Volkes, welche Lehrer es hervorbringt und wie es seine Lehrer achtet".
Dies Mahnung ist aktueller denn je.
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Quelle: http://www.lehrerverband.de/unesco.htm