Hier ein Update für die Interessierten...
Gleich nach den Ferien habe ich den Schüler informiert, dass er in der kommenden Woche nicht nur die 7., sondern zur Strafe auch noch die 8. Stunde nacharbeiten solle. Ein gleichlautender Brief ging an die Eltern, kam aber nie zurück und auf meine nachträgliche Anfrage auch nie zuhause an. Da ich am letzten Tag vor den Ferien dem Vater ohnehin angekündigt hatte, dass der Schüler an einem kommenden Freitag nacharbeiten müsse, habe ich den Jungen dann eben ohne Brief nacharbeiten lassen.
Am Tag der Nacharbeit verhandelte der Schüler: Wieso denn 2 Stunden Nacharbeit? Er sei vor den Ferien nicht einfach gegangen, sondern habe nach der 6. Stunde auf mich gewartet, drei KollegInnen könnte das bezeugen. Ok, sagte ich, wenn die das wirklich bezeugen können, bleibst du nur die 7. Das steht dann auf meinem handschriftlichen Arbeitsauftrag, den er in der 7. Std. zur Nacharbeit bekommen sollte. Ich frage die KollegInnen, aber niemand erinnert sich. Der Schüler geht trotzdem nach der 7. - nachdem er meinen handschriftlichen Auftrag entsprechend manipuliert ("7. und 8. Std.") und so der Aufsicht gezeigt und versichert hat, das sei alles mit mir abgesprochen.
Ich gehe zur Schulleitung und beantrage eine weitere Maßnahme. Die Mutter wird zum Gespräch mit Schulleiter, Klassenlehrer, Koordinator und mir einbestellt, kurz kommt auch der Sohn dazu. Obwohl wir ihnen eröffnen, dass diese Sache einen Verweis nach sich zieht, scheint weder die hilflose Mutter noch der gleichgültige Sohn beeindruckt, der schon nach zwei Tagen genauso taub gegen meine Ermahnungen im Unterricht ist wie immer. Ich drohe ihm, ihn vom Unterricht auszuschließen und JEDE Woche nacharbeiten zu lassen und merke, dass mir allmählich die Mittel zu disziplinieren ausgehen. Das einzige, was schließlich hilft, ist eine Art Deal: ich bin nur noch zwei Wochen deine Vertretungs-LK, sage ich - reiß dich in dieser Zeit zusammen und du bekommst nicht NOCH mehr Ärger mit mir. Das begreift er und meldet sich sogar hin und wieder. Jetzt habe ich endlich Zeit, mich um die 10 anderen Verhaltensauffälligen zu kümmern.
Gegen den Verweis haben die Eltern Widerspruch eingelegt. SIe glauben ihrem Sohn, der sagt, ich hätte ihm ausdrücklich die 8. Stunde erlassen. Der schriftliche Beleg seiner Verfälschung scheint sie nicht zu stören. (Als Beleg meiner "Vergesslichkeit" gilt wohl die Tatsache, dass ich mich in einer Stunde nicht an eine Auskunft erinnern konnte, die ich in der Woche zuvor wohl einem Schüler erteilt hatte - nicht Ungewöhnliches in einer lauten Klasse, in der man manche Fragen am Ende der Stunde halbbewusst abnickt. Für meine SuS, die sich ihrerseits nicht allzu viel merken können, war das ein Quell maßloser Verwunderung.)
Inzwischen hat der erkrankte Kollege die Klasse übernommen. Er gilt als sehr lax, und die SuS hatten ihn schon herbeigesehnt... Bis zum Halbjahresende unterrichte ich noch einen Grundkurs und dann war es das für mich mit der Schulform Gymnasium. Ich habe immerhin gemerkt, dass ich jahrzehntelang weder pubertierende SuS noch postpubertäre Eltern würde ertragen können.