Auch "Konsequenz für Faulheit" sehe eich nicht als sinnvoll an: wollen wir uns rächen? Ein sinnloses Jahr lang? Wer faul ist, schadet sich selbst, das ist kein persönlicher Angriff auf uns und muss auch nicht "geahndet" werden, es ahndet sich quasi von selbst.
Seit wann ist "Konsequenz" (im Sinne von "Folge") deckungsgleich mit "rächen" oder auch nur "Strafe"? Faulheit ahndet sich quasi von selbst - ja, z.B. dadurch, dass man das Jahr wiederholen muss. Das ist eine nähere, direktere Auswirkung, die ein Schüler häufig mehr im Blick hat, als die Auswirkung, dass er evtl. in mehreren Jahren spürt, dass er vielleicht damals mehr hätte tun sollen.
Ich bin keinem Schüler, dem ich die "6" gebe(n muss) persönlich beleidigt und will mich dafür rächen ... ICH verweigere dem Schüler gar nichts, das macht er schon selber. Mich ärgert diese Haltung zunehmend, den Lehrer in allen Punkten für Versagen des Schülers verantwortlich zu machen. Wie ich schon schrieb gibt es viele Möglichkeiten, ein Durchfallen zu verhindern (familiäre, gesundheitliche Probleme verhindern gute Leistungen => Vorrücken auf Probe, Schüler halt in Mathe nicht begabt => Notenausgleich ... etc) - dafür muss ein Schüler aber halt auch selbst einen kleinen Beitrag leisten.
Was lernt ein Schüler, der wenig tut, wenn er genau so weiter kommt, wie alle anderen? "Prima, ich muss gar nichts machen, ich komm schon durch."
Es gibt auch genügend Möglichkeiten (zumindest da, wo ich unterrichte), sein Abitur noch später zu machen (von der Realschule nach dem Abschluss an die FOS oder sogar zurück ans Gymnasium, von der Berufsausbildung an die BOS usw).
Ich kann auch argumentieren, dass ich einen Schüler, dem ich es, bösartig wie ich bin, "verwehre" in die Oberstufe zu kommen, in seinem eigenem Interesse vor Überforderung schütze. Sollen wir das Nichtbestehen des Abis auch abschaffen? Denn wir haben tatsächlich die letzten Jahre mehr Durchfaller im (zentral gestelltem) Abitur und evtl. gibt es durchaus einen Zusammenhang mit dem Versuch, die Wiederholerquoten stark zu senken ("Ich lass jeden zum Abitur durchkommen, da fallen sie dann aber reihenweise durch").
Kann ich immer nur die Sicht auf die schwachen Schüler legen? Haben die Schüler, die mehr tun und mehr leisten können, nicht auch ein Anrecht darauf, dass ein bestimmter Anspruch gehalten werden kann (zumindest in der Oberstufe des Gymnasiums)? Und nein, in Klassen mit über 30 kann ich nicht jeden individuell fördern bzw. den Erfolg nicht garantieren.
Ich habe ganz am Anfang geschrieben, dass ich Wiederholen mit gemischten Gefühlen sehe und argumentiere jetzt plötzlich doch sehr einseitig für das Durchfallen ... aber so einen Beitrag wie von Meike in dem denen, die Wiederholen nicht ablehnen Rachsucht, Arroganz, Kristallkugel und Bösartigkeit unterstellt werden, finde ich der Sache nicht dienlich. Könnten wir als Lehrer mal einfach aufhören, allen, die nicht unserer Meinung sind, zu unterstellen, dass sie in keinster Weise an die Kinder denken, sondern immer irgendwelche ganz üblen und finsteren Motive haben?