Das hat aber nichts damit zu tun, dass man in Sack und Asche gehen muss ... in den USA wird man an bestimmten Orten als "Weißer" beschimpft (oder als "Nigger"). Es gibt Länder auf der Welt, da ist "Engländer", "Franzose" oder einfach "Europäer" ein Schimpfwort (oder auch gerne "Moslem" ... oder "Jude"). Das prallt an mir ab, weil ich eben nicht persönlich dafür verantwortlich bin.
Aber: man sollte sich schon bewusst sein, dass man häufig (egal wer man ist, woher man kommt) nicht als Individuum wahr genommen wird, sondern als "Deutscher". Man muss sich auch bewusst sein, dass es Länder und Menschen gibt, die unter "Deutschen" enorm gelitten haben - und das ist noch nicht solange her, dass von den persönlich Betroffenen niemand mehr leben würde (langsam schon, ok). Von daher würde ich eine gewisse Feinfühligkeit bzgl. meines Handelns, eine gewisse Rücksichtnahme oder Empathie (eigentlich etwas, das jeder, unabhängig von seiner Herkunft haben sollte, das aber, wenn es fehlt, bei "Deutschen" eben wegen der jüngeren Vergangenheit vielleicht besonders kritisch ist) gerade in solchen Ländern / solchen Personengruppen gegenüber schon für geboten halten. Nein, ich kann persönlich nichts dafür, aber ich kann durch mein Verhalten durchaus positiv zeigen, dass die Deutschen nicht (mehr / alle) so sind.
Ich lebe in Deutschland und es lebt sich hier gut. Das heutige Deutschland ist ein Ergebnis seiner Geschichte. Nicht ich habe Verbrechen begangen, aber aus Sicht vieler Menschen hat "Deutschland" Verbrechen begangen (und da will ich jetzt nichts hören über die USA, über England etc - da kehre jeder vor der eigenen Tür, wie die mit ihrer Geschichte umgehen, ist für mich erst ein Thema, wenn ich mit der meines Lands klar gekommen bin). Wenn ich mich nun der Vorteile erfreue, die das Leben als Deutscher/in Deutschland bringt, muss ich bis zu einem gewissen Punkt auch die Verantwortung für die Geschichte dieses Landes mit übernehmen und mich ihr stellen. Und das beginnt für mich
- bei der Verantwortung dafür, dass sich das nicht wiederholt
- bei dem Bewusstsein, dass andere Menschen "die Deutschen" kritisch sehen / nicht mögen und ich auf diese Befindlichkeiten eine gewisse Rücksicht nehme (was nicht bedeutet, sich grundlos jede Beschimpfung gefallen zu lassen)
Und auch wichtig: was tut "man" denn, das "manchen Bevölkerungsgruppen im In- und Ausland nicht passt"?