Bin noch nicht fertig mit dem Anschauen, aber ein Satz von ziemlich am Anfang (1:10 rum) ist mir schon mal aufgefallen: "wir alle wollen gute Bildung für unsere Kinder" ... Wirklich? Ich erlebe immer mehr, dass die Inhalte den Eltern völlig egal sind, es ist egal, ob das Kind Englisch kann oder nicht - die Note (und das bedeutet hier: die Berechtigung für das weitere Vorrücken, im Endeffekt der Schein zum Studium) ist das Wichtige. Abitur schaffen und studieren dürfen, das ist das Entscheidende - nicht, ob man auch eine Abitur-angemessene Bildung mit bekommt.
Ich kann da jetzt nur für "mein" Gymnasium schreiben, evtl. ist es an anderen Schulen/Schularten im Prinzip ähnlich - Jedenfalls häuft sich die Zahl der Eltern, die sich wegen (meist eingebildeter) Formfehler beschwert und dabei ist es egal, in welcher "Qualität" das Kind die Aufgaben gelöst hat. Es gibt auch genügend Eltern (da müsste ich jetzt genauer hinschauen, ob es mehr geworden sind), die koste es, was es wolle (und wenn's das Wohl des Kindes ist), das Abitur für ihr Kind wollen, und wenn das Kind noch so überfordert ist.
Evtl. sieht man das in Australien (oder anderswo) noch etwas entspannter.
Edit: und weiter: "Was im System falsch läuft" ... ohne Zweifel knarrt es im System ... aber ich glaube (siehe oben), es knirscht in der ganzen Gesellschaft: Anstrengungsbereitschaft? Einen gesunden Ehrgeiz (und zwar nicht, den Ehrgeiz, möglichst weit zu kommen und viel zu verdienen, sondern den Ehrgeiz, eine gestellte Aufgabe einfach auch mal so gut man es kann - und nicht nach der "passt scho" - Maxime - zu erledigen)? Interesse an (Bildungs-)Inhalten? Unterstützung der Lehrer/Schule (oder ist der Lehrer/die Schule eher das Hindernis, das dem Aufstieg des Kindes im Weg steht)?
Seit Jahren wird doch von (manchen) Eltern(verbänden) ein stetiger Druck ausgeübt, dass an den Schulen eine Reform nach der anderen durchgeführt wird, ohne dass man der vorherigen mal genügend Zeit gibt, wirksam zu werden, sich einzuspielen. "Funktioniert nicht", also nächste (überhastete) Reform. Ergebnis: Vertrauen in das Bildungssystem (und den Lehrer) ist weg.
Noch eine Anmerkung: Wenn's bei mir so unruhig wäre, gäbe es eine andere Sitzordnung ... generell finde ich eine Sitzordnung, bei der ein beträchtlicher Teil der SuS seitlich oder sogar mit dem Rücken zum Lehrer sitzt nicht gut ... (aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich ein konservativer alter Sack bin, der durchaus auch lehrerzentrierten Unterricht macht).
Die Kinder zappeln, können kaum still sitzen: Evtl. soll (muss) die Schule hier wieder etwas leisten, das früher das Elternhaus geleistet hat? Und weil das immer mehr wird, bleibt die Zeit für die eigentliche Förderung / Bildung auf der Strecke? Wie viele dieser zappeligen Kinder haben ein Smartphone und eine Flatrate und nutzen es ohne Zeitlimit? Oder einen Computer im eigenem Zimmer? Ja, eine Entwicklung unserer Zeit - aber die muss ja nicht inhärent positiv sein.
"Kinder, die kaum Deutsch verstehen" ... gibt's das entsprechend in Australien auch?
"Es geht nicht um Inhalte, es geht um Sozialverhalten" (so die Schulleiterin): Siehe oben ... Ich hab schon das Gefühl, dass in anderen Ländern, in denen Schule (angeblich) besser funktioniert (Australien kenne ich jetzt nicht), das Sozialverhalten schon in den Familien wichtiger genommen wird. In vielen Familien in meiner Gegend ist das (Einzel)Kind der Prinz/die Prinzessin und Kritik am Kind (oder noch schlimmer: dem Kind - wenn auch nur emotional - weh tun, auch durch eine schlechte Note) ist Majestätsbeleidigung (für Eltern und Kind).