Ich bin da nicht so drin, weil mit - wie ich oben schon schrieb - die Amtskirche nicht viel gibt. Aber ich denke schon, dass die Kirche sich verändert (hat) und sich weiter verändert (laaaaaaangsam). Bestimmte Dinge wären vor dem Zweiten Vatikanum niemals möglich gewesen, jetzt sind sie es (MinistrantINNEN z.B. - und jetzt bitte keine blöden Sprüche bzgl. Missbrauch); seit einigen Monaten gibt es bei uns im Pfarrverband sogar Laien, die nach einer kurzen Ausbildung den Gottesdienst halten dürfen. Der Hinweis darauf, dass die Kirche sich entwickelt hat, sollte auch nicht so verstanden werden, dass das die (einzige) Legitimation für diese Institution ist.
Ich denke auch, dass Kirche mehr ist, als Rom/Kardinäle/Papst. Die "Basis" tickt z.T. ganz anders. Ich kenne nur ganz wenige Menschen (äh ... keine?), die sich in ihrem Leben komplett an die Lehre der Amtskirche halten (Sexuallehre, Empfängnisverhütung, usw), aber viele meiner Bekannten sind dennoch in der Kirche (ich ja auch). Ich kenne auch keinen, der mit dem Umgang der Kirche bzgl. des Missbrauchs zufrieden ist, ich kenne nicht einmal einen, der den Zölibat noch für zeitgemäß hält. (Fast) allen gemeinsam ist aber, dass sie hinter bestimmten ethisch-moralischen Grundsätzen stehen (mein Mitmensch ist mir nicht egal, ich versuche, das zu tun, was ich als richtig erachte und nicht das, was meinem Geldbeutel nützt etc. - und ja, das kann man auch außerhalb der Kirche leben, aber die Kirche vertritt diese Grundlagen eben auch - deswegen sind viele Dinge, die da passiert sind, eine völlige Pervertierung dessen, wofür die Kirche eigentlich stehen SOLLTE).
Warum sind wir dann noch alle drin, wenn wir in so vielen Dingen nicht mit der Lehre (geschweige denn dem Verhalten) der Institution überein stimmen? Faulheit? Feigheit? ... ich glaube, da sind die Antworten sehr individuell.
Aber die Antwort, die ich durchaus häufiger höre, ist die, dass man in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter eher etwas bewegen kann (auch in Bezug auf die Änderung der Institution) als von außen als Einzelner und dass es einem schon auch Kraft gibt, in unserer heutigen Zeit zu versuchen, das Richtige zu tun, wenn man eine gemeinsame Basis hat. Die Kirche hätte sich nicht entwickelt (nicht einmal das Bisschen), wenn immer alle Unzufriedenen ausgetreten wären ... es gab auch Erneuerer in der Kirche. Man mag jetzt sagen, dass die Welt ohne Kirche besser dran wäre, aber es ist nicht gesagt, dass es sie nicht gäbe, wenn die Unzufriedenen austreten/ausgetreten wären (es gibt sie ja, diese Hardliner) und dann hätten wir evtl. tatsächlich ein christliches Pendant zum IS (gibt ja auch christliche Fundamentalisten, aber evtl. hält sich ihre Zahl in Grenzen, weil die Kirche doch viele "einfängt" ...).
Man merkt an meiner Textlänge, das Thema beschäftigt mich, ich hab da noch keine einfache, kurze Antwort gefunden, die ich voller Überzeugung vertreten könnte. Wenn ich die Kritik von vielen hier lese, muss ich zugeben (hab ich auch schon vorher), dass sie berechtigt ist und stimmt ... und ein Teil von mir würde der Einschätzung, dass das eine Bande von Verbrechern ist, zustimmen. Der andere Teil sagt mir aber, dass das zu undifferenziert ist und in dieser Absolutheit dem Thema nicht gerecht wird ... ich schwanke noch.