Ich bin da auch manchmal gespalten. Soll die Schule alles richten, was leider nicht (mehr) in den Elternhäusern passiert (Erziehung zur Höflichkeit, Pünktlichkeit, sozialer Umgang etc)? Kann die Schule das?
Erleichtern wir manchen Eltern nicht ihr Desinteresse am Kind, wenn wir das übernehmen? Ich wehre mich schon öfters dagegen, dass die Schule alles übernehmen und ausgleichen soll ... weil wir das nicht alles leisten können.
Aber andererseits: Es ist doch völlig klar, dass die Antwort bei einigen Aspekten nicht sein kann "Wenn es die Eltern nicht machen, macht es halt niemand". Bei den Kindern, bei denen die Eltern das schon erledigt haben, wird es keine Probleme geben, wenn die Schule (dann halt entsprechend) diese Themen auch noch einmal anspricht. Bei den Kindern, wo dies bisher noch gar nicht passiert ist, könnte es natürlich Probleme geben (evtl. haben die Eltern das ja nicht aus Desinteresse nicht angesprochen, sondern aus Überzeugung?), aber da muss man zum Wohl der Kinder durch (mit dem Lehrplan - und hoffentlich der Schulleitung - im Rücken).
Ich kann mich noch an eine Sache erinnern: ich war im Studium einige Zeit in den USA ... in Alabama, also im tiefsten (rückständigen) Süden - da wo die Flagge der Konföderation noch über dem Sitz der Regierung von Alabama wehte, Weiße und Schwarze nicht gemeinsam in die gleichen Kneipen gingen und Ärzte, die über Abtreibungen redeten, Bombendrohungen erhielten. Alabama hatte mit die höchste Rate an teenage pregnancies.
Es war aber auch die Zeit, in der man entdeckte, dass es eine Krankheit namens AIDS gab. Und dann kamen tatsächlich Menschen an die UNIVERSITÄT, um den Studenten/Studentinnen zu ZEIGEN, wie man ein Kondom verwendet!
Mich hat das damals echt verwirrt ... ich fragte mich "Muss man das denen zeigen? Wissen die das nicht schon?" Nein, viele wussten es (mit 18-20 Jahren!) nicht.
Seitdem bin ich definitiv dafür, an Schulen den Gebrauch von Verhütungsmitteln (und Kondomen) zu thematisieren.