Beiträge von DeadPoet

    Klar ist, es kann nicht mein Ziel sein, von allen gemocht zu werden.


    Aber: es sollte mein Ziel sein, dass so viele wie möglich sich am Unterricht beteiligen.


    Ich habe dieses Jahr auch einen Kurs, der Mitarbeit verweigert (ich stelle immer fest, dass sie mehr können, als sie zeigen wollen, es geht also darum, dass sie nicht wollen, nicht, dass sie nicht können ... teilweise hab ich schon überlegt, ob ich sie UNTERFORDERE und sie deshalb die freiwillige Antwort verweigern, weil das "unter ihrer Würde" ist ... aber das würde ich dann inzwischen doch ausschließen, nachdem ich in jeder Stunde das Niveau der Fragen sowieso variiere, damit gute und schwächere SuS Chancen auf Beiträge haben).
    Alle Versuche, das zu ändern, sind bisher gescheitert. Der Kurs ließ auch einen Praktikanten und eine Referendarin im Lehrversuch "auflaufen" (kaum Mitarbeit, es liegt also nicht nur an mir).


    Resultat: Ich habe angekündigt, dass ich nach jeder Stunde bei allen, die in der Stunde etwas Sinnvolles gesagt haben, ein Häkchen setzen werde. Wer nach 4 Stunden noch kein Häkchen hat, erhält die Note "6" als Unterrichtsbeitrag (Oberstufe, von daher sind die Schüler auch in der Bringschuld). Das hat die Mitarbeit nun zumindest in den ersten Stunden einer solchen "4er Kette" deutlich verbessert, denn alle 4 Stunden eine 6 wirkt sich natürlich schon aus. Wer in der letzten Stunde der Reihe noch nichts gesagt hat, wird von mir sogar noch 1-2mal in der Stunde etwas gefragt ... wenn dann immer noch nichts kommt ist die Note denke ich durchaus verdient.
    Alle weiteren Noten vergebe ich dann auf der Basis der Qualität der Äußerungen (und natürlich ist man dann auch großzügig, wenn man merkt, dass der Schüler zwar wollte, aber doch nicht so konnte).


    Ich mach das nicht gern, arbeite lieber mit den SuS, als sie zu zwingen, aber in über 20 Jahren Lehrer hab ich so etwas bisher noch nicht erlebt.


    Paar andere Punkte noch: man sollte als Lehrer durchaus Vorstellungen davon haben, was die SuS können MÜSSEN ... und darunter gehe ich nicht. Wenn sie Anweisungen nicht verstehen, die sie laut Buch (und meiner Ansicht nach) verstehen müssten, dann mach ich das nicht auf Deutsch, denn auch das Verstehen der Anweisung gehört zu den Leistungen, die ich einfordern will.
    Mit so einer Gruppe würde ich über meinen Unterricht gar nicht diskutieren. Ich begegne meinen SuS mit Höflichkeit und Respekt und erwarte das auch von meinen SuS. Wenn häufig doofe Witze gemacht werden mit dem Ziel, mich zu treffen oder der Unterricht "boykottiert" wird, ist dies nicht der Fall - und dann diskutiere ich auch nicht mehr.
    Ab einem bestimmten Punkt ist die Schwelle erreicht, wo ich mir auch nicht mehr beide Beine ausreiße, um den Kurs zu erreichen. Dann wird es ein unangenehmes Jahr für beide Seiten, da müssen dann alle durch (auch das kann man dem Kurs versuchen klar zu machen: wenn ihr nicht wollt, dass das weiter so läuft, müsst ihr auch an euch arbeiten). Aber ich vergebe dann auch die Noten, die die SuS sich durch ihre Haltung verdient haben.

    Ich weiß ja nicht, ob es sich lohnt, daraus eine große Sache zu machen. Wenn das jede Woche passieren würde, könnte ich es verstehen. Aber einmal?
    Vor allem: So, wie beschrieben, hat der Klassleiter wohl mit der grundsätzlichen Weigerung (ebenfalls ohne ein "Kompromissangebot") durchaus zur Verschärfung beigetragen. Da wird sich der Chef halt dann auch gedacht haben "Wenn der stur ist, das kann ich besser".
    Übrigens: ich lese nichts davon, dass der Termin sofort morgen sein muss ... so dass für eine Planung auch von Seiten der Lehrer durchaus Zeit bleibt.

    Fügt sich doch nahtlos ein in den Megatrend der "Deprofessionaliserung" des Lehrerberufs, hier unter dem Aspekt "Quereinsteiger" beleuchtet:https://www.tagesschau.de/inland/lehrermangel-109.html


    Komisch, bei uns sind es eher die Angestellten, die sich mit Berufung auf das "Tarifrecht" weigern, bestimmte Dinge zu machen (Zusatzaufgaben, die von den Beamten selbstverständlich erwartet werden, wie unbezahte Vertretungsstunden, Mitarbeit in Projektgruppen usw.)
    Gruß !

    Komisch ... ich wurde noch zu keiner Mitarbeit in einer Projektgruppe gezwungen, in die ich nicht wollte. Wer's mit sich machen lässt ...
    Unbezahlte Vertretungsstunden: stimmt ... drei im Monat, maximal.

    Ich verweise mal schön auf den Thread, in dem gerade diskutiert wird, dass Lehrer eine Urlaubssperre bekommen und in der Zeit Kisten einräumen und sortieren sollen.

    Es ist einfach kein Wunder, dass der Dienstherr von den Lehrern wie selbstverständlich verlangt Kindermädchen, Reiseveranstalter und neuerdings auch Möbelpacker zu spielen. Bei uns an der Schule haben sogar mal die Hausmeister gemeint, dass die Lehrer ja auch die Kotze von Schülern wegwischen könnten.Manche Lehrer sehen den Beruf ja anscheinend selber als einen, für den man kein Hochschulstudium braucht und vergleichen sich entsprechend.

    Jap, auf den Thread kann ich auch verweisen - und auf die Beiträge, in denen Lehrer - auch wegen des Beamtenstatus - erst einmal sagen können: "Kisten schleppe ich nicht". Dass manche Kolleginnen und Kollegen schon springen, bevor der Chef "spring" sagt, mag ja stimmen, heißt aber nicht, dass wir müssten.

    Also im Ernst, wer seine Entscheidung Lehrer zu werden unter den voraussichtlichen demographischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen von dieser Hoffnung abhängig macht, der hat den Schuss wirklich noch nicht gehört...
    Gruß !

    Im Ernst, wer ständig meint, die Lebensumstände eines anderen Mitglieds des Forums beurteilen zu müssen (erst einmal erraten zu können), der sollte evtl. auch erst einmal tief durchatmen und "vor dem Dübeln grübeln".
    Erstens war das ein Aspekt unter mehreren. Zweitens ist der in Bezug auf meine Entwicklung durchaus realistisch.

    Ich hab auch in meinem Abi-Jahrgang eine Reihe von Leuten, die mehr verdienen ... aber:


    - die müssen auch mal Angst um ihren Job haben
    - die stehen im dümmsten Fall auch mal einige Monate ohne Job da
    - die müssen springen, wenn der Chef "Spring" sagt (oder siehe oben)
    - die müssen Anzug tragen ;)


    Ich brauch dieses "mehr verdienen" nicht. Ich will einen Beruf, den ich ausüben will. Und für mich persönlich ist das immer noch das Lehramt. Und: wie viel bleibt von dem "mehr" übrig, wenn man keine Beihilfe kriegt und nicht mit ca 70% des Gehalts in Pension geht? Auch deshalb sind die Gehälter in der freien Wirtschaft höher. (und jetzt bitte nicht mit den Gehältern der "Spitzen"manager kommen, von denen sind meine Bekannten auch weit entfernt).
    Und: Ich persönlich schätze die "Planungssicherheit" meines Berufs sehr hoch (soll heißen: der Beamtenstatus ist mir einiges wert).

    Ich stell es jetzt einfach nur fest, mag jeder darüber denken, was er/sie will (und wenn es eben "nur" Autosuggestion war):
    Meine Frau hatte vor vielen Jahren Asthma ... Behandlungen beim Arzt, Kuraufenthalte usw. usf. ... nix hat geholfen (höchstens immer kurzfristige Linderung der Beschwerden).
    In der Verzweiflung probiert man halt dann auch mal andere Lösungen. In unserem Fall: ein Heilpraktiker. Resultat nach einigen Monaten: Asthma weg - bestätigt durch Untersuchungen beim "regulären" Arzt, keine Probleme mehr.


    Mir ist völlig egal, ob das der Glaube an die Wirksamkeit der Behandlung war, die "heilenden Hände" des Mannes oder tatsächlich die Wirksamkeit der verabreichten Mittel / der Behandlung. Hier zählt für mich das Resultat: meine Frau ist gesund. Wieso sollte der Mann jetzt von der Krankenkasse kein Geld bekommen, wo er doch eine Heilleistung vorweisen kann, die die Schulmedizin nicht erbringen konnte? Aber ich geh noch weiter: wir hätten den Heilpraktiker auch liebend gern selbst bezahlt, wenn es die Kasse nicht getan hätte ... weil eben das Resultat es wert war. Ich denke schon, dass es hier eine "nachweisbare Wirksamkeit" gab.


    (klar, hier geht es über das Verabreichen von Globuli hinaus ... das tut es übrigens auch bei der Studie, die die Bayerische Regierung in Auftrag geben möchte ... einige Aspekte sind hier in diesem Thread schon arg zugespitzt und vereinfacht).

    Öh ... gut, ich finde auch nicht immer alles richtig, was bei STUDIEN der Bertelsmann Stiftung raus kommt, aber sie (obwohl sie über Jahre hinweg zum gleichen Ergebnis kommen) mit "das ist in den meisten Fällen nicht nachweisbar. ... Wer überprüft und entscheidet denn nach welchen Kriterien, was "unnötig" ist" abzutun, ist sicher einer Diskussion nicht zuträglich. Ich bin mir nicht sicher, dass Du diese Studie gelesen hast.


    Aus der Bertelsmann Studie: "Bei Medikamenten verschreiben Ärzte insbesondere Magensäureblocker, die zu den am häufigsten eingenommenen Arzneimitteln in Deutschland zählen, zu oft. Experten zufolge nehmen Ärzte hier bis zu 70 Prozent aller Verordnungen ohne korrekte Indikation vor. Das heißt, sie sind medizinisch nicht zwingend notwendig."


    und: "So kommt es jährlich zu rund 70.000 Schilddrüsenoperationen, wobei bei etwa 90 Prozent der Eingriffe keine bösartigen Veränderungen vorliegen. Mit einer besseren Diagnostik könnten viele dieser Operationen vermieden werden. Auch bei Eierstock-OPs bestätigt sich der Verdacht auf eine bösartige Erkrankung nur bei jeder zehnten operierten Frau. Zu unnötigen OPs kommt es, weil vielen Frauen ohne Risiko ein Screening empfohlen wird, obwohl dies gegen Leitlinien verstößt."


    Eine andere Studie, auf die die verlinkten Artikel sich z.T. beziehen, stammt von Betriebskrankenkassen.


    Usw.

    @DeadPoet Nein, sie "helfen" per Definition nicht weil eine Wirksamkeit jenseits des Placebo-Effekts eben nicht nachweisbar ist. Der Placebo-Effekt ist übrigens bei allen von uns nachweisbar. Wenn Du schreibst "Fakt ist....", dann verlinke bitte entsprechende Quellen.

    Dazu, dass Ärzte zu schnell verschreiben/operieren?


    https://www.spiegel.de/gesundh…ntibiotika-a-1150652.html
    https://www.aerzteblatt.de/nac…ibiotika-oft-auf-Verdacht
    https://www.medical-tribune.de…on-zehn-faellen-grundlos/


    https://www.zeit.de/wissen/ges…ration-haeufigkeit-studie
    https://www.bertelsmann-stiftu…ng-schadet-den-patienten/


    Ich hab absichtlich Artikel aus verschiedenen Jahren ausgewählt.


    Das auch in Hinblick auf den Vorwurf, die Homöopathie wäre nur auf's Geld aus. Da scheint die Pharma-Industrie auch kein Kind von Traurigkeit. Die ganzen unnötig verschriebenen Medikament und unnötigen Operationen müssen auch bezahlt werden, kosten aber ungleich mehr als Zuckerkügelchen.

    In unserer Familie werden durchaus Globuli verwendet. Selbst wenn das Ganze in den Bereich der "Autosuggestion" fällt (und der These bin ich nicht abgeneigt), so scheinen sie doch (genau deswegen?) zu helfen. Aber ... doch nicht bei Krankheiten, bei denen Antibiotika zum Einsatz kommen sollten. Ich hab gerade in den Sommerferien das erste Mal in meinem Leben länger Antibiotika nehmen müssen (tatsächlich 4 Wochen lang) und da wäre mir in meinem Zustand nicht im Traum eingefallen, lieber Globuli zu verlangen.


    Fakt ist aber auch, dass unsere Ärzte zu schnell (heftige) Medikamente verschreiben bzw. sogar operieren. Da kann man umgekehrt schon auch den Verdacht haben, dass der Kampf gegen die relativ billigen Globuli, die bei bestimmten Beschwerden (und wenn auch nur durch Einbildung) helfen, bei denen Schulmediziner schon geneigt sind, teuere Medikamente zu verschreiben, auch ein Kampf um Pfründe ist.
    Der Placebo-Effekt ist bei (kleinen) Kindern durchaus beobachtbar. Warum also nicht - wenn es ein Wehwehchen ist, das keine schweren Medikamente erfordert - auf Globuli setzen? Der Mensch glaubt, dass ihm geholfen wird, er fühlt sich besser ... und im Endeffekt geht es ihm dann auch besser.
    Natürlich gibt es Zustände, da darf man nicht lange mit Globuli arbeiten, da müssen Medikamente her (von daher halte ich die Pläne meiner Landesregierung hier für etwas ... esoterisch. Hätte ich von der CSU gar nicht gedacht).
    Andererseits (siehe oben) ... es gibt schon die Tendenz, zu schnell Medikamente einzusetzen, die es gar nicht braucht.


    Sogar die Wissenschaft erkennt die Bedeutung der Psyche für den Heilverlauf von Krankheiten an.

    Unser Personalrat hat tatsächlich einmal (im Zusammenhang mit dem G8, das auch mehr Nachmittagsunterricht und damit mehr Lücken im Stundenplan brachte) einen Ruheraum gefordert. Die Schulleitung hat das rundweg abgelehnt mit der Begründung, dass man die Notwendigkeit eines solchen Raumes der Öffentlichkeit nicht vermitteln könne und wir ja den Silentium-Raum hätten (der Raum ist aber für leise Arbeiten, z.B. Korrekturen, gedacht, eine Möglichkeit, sich entspannt hinzusetzen oder gar zu legen gibt es nicht und inzwischen stehen auch PCs und Drucker drin).

    Stichwort Schwamm: Wie viele neue Schwämme bekommt ihr pro Monat/pro Woche?
    Das Teil an unserer Schule ist eine riesige Bakterienschleuder und ich wette, neben Noroviren findet man da allerlei Erkältungsviren usw.
    Ich hab mal still gezählt. In 3 Stunden haben den Schwamm bestimmt an die 6 Kinder angefasst.

    neue Schwämme pro Monat / Woche? Ich würde mal sagen, wir reden über einen pro Schuljahr. Und ich fass die Dinger nicht an.

    Ich hab mit Leib und Leben Geschichte studiert. Wenn ich es unterrichte, ist es manchmal (am Anfang sogar oft) schwierig, all das, was mich interessiert und was ich gelernt habe, so zu reduzieren, dass die SchülerInnen es verstehen können und es in 40 Minuten passt. Aber der Unterricht läuft nur vor dem Hintergrund von umfassendem Wissen, nur so tritt man souverän auf und kann Fragen beantworten (man glaubt gar nicht, was SchülerInnen alles fragen können, was sie interessiert). Auch wird der Unterricht lebendiger. Die Autorität, die man als Lehrer hat, bekommt man heute nicht mehr automatisch. Die muss man sich verdienen. Dazu gehört Fairness usw., aber auch Fachautorität. Ich glaube schon, dass die SChülerInnen merken, ob da jemand vorn steht, der nur zwei Seiten im Buch voraus ist, oder halt "den Durchblick" hat.

    a) In unseren neuen Räumen sind - neben Wandbildschirm, Dokumentenkamera, Computer etc - auch noch Kreidetafeln. Unser Schulsystem ist recht anfällig, geht öfter nicht und Kreide geht halt immer ;)


    b) Eine Kollegin vor vielen Jahren hatte die Allergie gegen Kreidestaub. Sie trug immer Handschuhe, scheint, als wäre es bei ihr eher der Hautkontakt gewesen.

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