Beiträge von DeadPoet

    Das ist genau die Frage: Muss Wechsel Präsenz-/ Distanz unter allen Umständen erfolgen oder kann eine ganze Klasse beschult werden, wenn der Raum so groß ist, dass 1,5 m eingehalten werden können bzw. in zwei Räumen beschult wird?

    Wenn der Wechsel das Entscheidende ist, wird man auch nicht alle reinholen können, egal, in welchen Räumen man schreibt.


    Für unsere Gegend schaut's eher so aus, als würden alle ab der 8. komplett in den Distanzunterricht gehen ... und das wo ich letzte Woche viel Zeit und Energie reingesteckt habe, eine Schulaufgabe für übernächste Woche so zu organisieren, dass alle sie mit Abstand usw. schreiben können ...


    Edit: 5-7. Klasse sitzen bei uns weiter ohne jeden Abstand mit 30 Leuten im Klassenzimmer, Oberstufe mit Kursen bis zu 28 Leuten auch.

    So ganz langsam ... hör ich einfach auf zu planen.

    Fällt es Euch auch so schwer wie mir, in der vorhandenen Zeit (und mit den vorhandenen Mitteln) für die 5. bis 7. Klasse und die Oberstufe Präsenzunterricht und gleichzeitig für 8. - 10. Klasse Präsenz- UND Distanzunterricht vorzubereiten? Ok, ab Mittwoch dann für 8 - 10 nur noch Distanz, das macht es dann wieder fast leichter.

    Hm ... ich kenn das auch ... aber vom Gymnasium, bis rauf zu 8./9. Klasse. Die eigene Note wird (mit lautstarker Freude oder Frust) zur Kenntnis genommen und dann interessiert die Note der anderen mehr, als die Positivkorrektur, die der Lehrer mit viel Aufwand mit aufs Blatt geschrieben hat und von der man ja was lernen könnte, so dass der gleiche Fehler nicht noch einmal passiert.


    Allerdings: Ich hab mal in der 5. Klasse die SchülerInnen Kurzreferate in Englisch halten lassen, mit der klaren Ansage, dass ich keine Noten vergeben will, da ich ihnen - ohne dass es zu Zusammenbrüchen kommt - auch ganz deutlich sagen können möchte, was sie falsch gemacht haben, damit sie es beim nächsten Mal (wenn es dann Noten gibt) richtig machen können.


    Hat mit den Kindern auch gut funktioniert. Nur manche Eltern haben sich empört, warum es keine Noten ("keine Rückmeldung") gibt, obwohl über jedes Referat im Plenum und unter vier Augen lange gesprochen wurde ...

    Wo die Kinder sich doch so viel Mühe gegeben haben (dabei wären mehrere der Referate von Kindern sich beschwerender Eltern im Bereich 4 und 5 gelegen).


    Wichtig ist mir, dass ich den Kindern klar mache, dass Noten keinen Einfluss darauf haben, wie ich sie als Menschen sehe und dass ich ihnen auch deutlich mache, dass es Möglichkeiten gibt, sich zu verbessern (es wird mehr Stegreifaufgaben, Unterrichtsbeiträge, Abfragen geben ... und durchaus auch die Möglichkeit des Referats).


    ach ja ... ich versuche Fälle, wo ein Kind ganz knapp an der besseren Note vorbei geht, wenn möglich zu vermeiden (das geht in manchen Fächern und bei manchen Aufgabenformen natürlich besser als in anderen)

    Ich tu mich immer schwer, mich krank zu melden - weil ich immer im Kopf habe, dass dann andere mehr Arbeit haben. Aber ...

    - mit Erkältungssymptomen bleib ich jetzt eher daheim als früher, denn wenn es blöd läuft ...

    - die Tatsache, dass man bei uns, wenn man sich halb gesund wieder in die Schule schleppt, am ersten Tag schon wieder Vertretungsstunden aufgebrummt bekommt, macht mir die Entscheidung auch immer wieder leichter

    - die Tatsache, dass die Arbeitsbedingungen (unabhängig von Corona) bei uns im Moment (fast) gesundheitsgefährdend sind (BauLÄRM - und wenn die mal keine Wände raus reißen arbeitet garantiert der Hausmeister direkt vor meinem Klassenzimmer mit dem Laubbläser, kaputte Heizungen ...) macht's auch leichter.

    So ... in dem Teil des Gebäudes, in dem ich montags vier Stunden unterrichte, ging heute die Heizung nicht ... dadurch gab's zwischen den Phasen "wir lüften" und "wir lüften nicht" keinen großen Temperaturunterschied.

    aus dem bayerischen Lehrplan für Deutsch 5. Klasse (ist allerdings das letzte Thema, das für die 5. angeführt wird, kann also sein, dass es erst zum Jahresende dran kommt):


    Kompetenzerwartungen und Inhalte

    Die Schülerinnen und Schüler ...

    • benennen sprachliche Phänomene mit lateinischen Fachbegriffen, um sprachliche Verständigung fachgerecht zu beschreiben. Sie nutzen dabei ggf. andere Sprachen aus dem eigenen Umfeld.
    • unterscheiden Wortbestandteile und Wortbildungselemente und verwenden sie funktional bei der Gestaltung von Äußerungen (v. a. Laute, Buchstaben, Silben, Wortstamm, Präfix, Suffix).
    • unterscheiden Wortarten und ihre Flexionsformen mit lateinischen Fachbegriffen (Verb, Nomen, Adjektiv, Artikel, Adverb, Numerale, Pronomen, Präposition, Konjunktion und Subjunktion; Deklination, Komparation, Konjugation) und verwenden ihre Kenntnisse funktional bei der Gestaltung von Äußerungen.
    • unterscheiden die Tempora, bilden die Formen richtig und verwenden unterschiedliche Tempusformen, um zeitliche Strukturen zu erfassen und darzustellen.
    • unterscheiden das Prädikat und weitere Satzglieder (Subjekt, Dativ- und Akkusativobjekt, Lokal-, Temporal-, Modal- und Kausaladverbiale) und verwenden sie grammatikalisch richtig.
    • unterscheiden Arten des einfachen Satzes sowie Haupt- und Nebensatz, um über sprachliche Alternativen zu verfügen.
    • strukturieren und erweitern ihren Wortschatz und ihr Ausdrucksvermögen über die Möglichkeiten der Wortbildung (z. B. Ableitung, Zusammensetzung) und über Wortfamilien und Wortfelder. Sie ermitteln Wortbedeutungen, z. B. bei Homonymen, Synonymen, Antonymen, um Texte zu verstehen und Sachverhalte abwechslungsreich und treffend darzustellen.

    Hm ... ganz ehrlich ... selbst als Gymnasiallehrer wird mir da ein wenig mulmig.

    Ich finde es gewagt, von persönlichen Erfahrungen (auch mit mehreren Gymnasien) auf "das Gymnasium" und "die Gymnasiallehrer" an sich zu schließen (oft stellt sich ja auch im Forum raus, dass Schulen im Bundesland A nicht mit Schulen im Bundesland B zu vergleichen sind, evtl. noch nicht einmal mit Schulen in einem anderen Teil des Bundeslandes). Wenn ich mir unsere Gymnasien am Ort so anschaue, dann sind die, was das Klima betrifft, alle recht unterschiedlich. Das schlimmste pädagogische Klima, das ich jemals erlebt habe, war an einer FOS. Da wurde ich als Klassleiter aufgefordert, die Todesanzeigen in der Zeitung durchzusehen, um herauszufinden, ob ein Schüler mit Attestpflicht wirklich auf der Beerdigung seiner Großmutter gewesen sein konnte. Ich maße mir aber jetzt nicht an, über alle FOS zu urteilen.

    Es kommt stark auf den Raum an und auf welcher Seite des Gebäudes er liegt. Problem ist aber auch, dass es für die SchülerInnen, die am Fenster sitzen, ziemlich schnell unangenehm wird - für die an der Tür geht es länger gut.

    Welche Aussagen erwartest du denn?

    Wir werden alle sterben und jeder zweite Corona Infizierte wird nie wieder gesund (was natürlich vollkommener Quatsch ist, aber hier offenbar durchaus geglaubt wird) aber sie müssen ihre Kinder natürlich trotzdem in die Schule bringen? Schulen sind keine Hotspots. Dass sich auch an Schulen Menschen infizieren ist ein no-brainer. Dass manche Gesundheitsämter es mit der Quarantäne maßlos übertreiben ist ungünstig für den Schulbetrieb, aber kein Anzeichen dafür, dass es an Schulen besonders schlimm zuginge. Dass Schulen 100%ig sicher sind, ist natürlich Unsinn und es behauptet auch niemand. Ich habe jedenfalls kein Problem damit, in die Schule zu gehen. Wir kriegen das alle zusammen ganz gut hin, wir sind entspannt, halten Abstand, husten uns nicht gegenseitig an. Bei uns gab es mittlerweile zwei positiv Getestete Schüler, aus den Klassen ist niemand in Quarantäne gegangen (nicht mal die Sitznachbarn und schon gar nicht die Lehrer) und trotzdem ist der Rest gesund geblieben. Ein bisschen mehr Besonnenheit ist hier absolut notwendig.

    a) geht's etwas weniger polemisch? Ich habe geschrieben, dass zwischen Panik und Verharmlosen eine große Bandbreite an Möglichkeiten vorhanden ist, du argumentierst wieder mit Panikmache.


    b) Ob Schulen nun Hotspots sind oder nicht stellt sich wohl erst gerade / oder bald raus. Jedenfalls ist die Zahl der Schulen in Bayern, die entweder Distanz- oder Wechselunterricht machen gewachsen, die Zahl der SchülerInnen in Quarantäne hat sich deutlich gesteigert. Schön, wenn es bei Euch recht entspannt ist, bei uns sind mehrere SchülerInnen infiziert, Klassen und Kolleginnen/Kollegen in Quarantäne. Ebenso sind bereits - glücklicherweise - SchülerInnen daheim geblieben, weil ein Elternteil in Quarantäne (bzw. sogar infiziert) war.


    Edit: Bzgl. Gesundheitsämter: Wie können Du oder ich beurteilen, ob sie maßlos übertreiben? Ich kann auch sagen, manche Gesundheitsämter tun zu wenig (und das sehe ich hier vor Ort). Generalisierung sollte man hier sehr vorsichtig einsetzen.


    c) Es geht nicht darum, dass die SL "Besonnenheit" zeigt, sondern dass sie von vorgesetzter Stelle zur Verharmlosung angehalten wird - und zwar ganz generell. Die vorgesetzte Stelle kennt nicht jede einzelne Situation, dennoch "empfiehlt" sie ganz generell bestimmte Formulierungen.

    Da muss ich jetzt doch auch etwas sagen: Meine Moral wird nicht dadurch hoch gehalten, dass in der Öffentlichkeit verharmlosende bis falsche Aussagen getätigt werden. Das erodiert nämlich die Glaubwürdigkeit jeglicher Aussage von Behörden (oder in dem Fall der SL) ... wenn man so etwas mitbekommt, wird man nie wieder Vertrauen in Statements dieser Institutionen haben.

    Verharmlosen und "Panik schüren" sind Extreme, dazwischen gibt es auch noch was (und das klingt jetzt arg nach D.Trump, der bzgl. Covid auch sagte "I like to play it down ... I don't want to start a panic" - man sieht, wo die USA damit gelandet ist.

    "Nun hat Kultusminister Michael Piazolo (FW) verkündet, dass alle Lehrer an öffentlichen Schulen ein kostenloses Set FFP2-Masken bekommen sollen - und zwar mehrere pro Person." (Zitat von oben genannter Seite)

    Das ist ja Wahnsinn! Von den FFP2-Masken, die eigentlich für einmaligen Gebraucht gedacht sind, sollen Lehrkräfte gleich MEHRERE bekommen!

    Und dann bleibt es auch noch spannend, ob wir davon überhaupt etwas zu Gesicht bekommen - angeblich haben ja alle bayerischen Lehrkräfte vor einiger Zeit schon Masken bekommen - davon haben wir allerdings noch nichts gemerkt...

    Ich warte immer noch auf den angekündigten Dienstlaptop ... die Masken müssen sich da hinten anstellen ;)

    DeadPoet: In einer freien Gesellschaft sollte man einfach von Grund auf davon ausgehen, dass die Menschen ein Interesse daran haben, sich an gesellschaftliche Normen zu halten. Das tun auch die Meisten, Ausnahmen gibt es aber immer. Ich kenne viele, die sich vor dem Lockdown vernünftig verhielten und kein Rambazamba machten. Diese wurden jetzt mit "Störenfrieden" gleichgestellt. Man muss in einer freien, demokratischen Gesellschaft nicht jeden Schritt reglementieren, sondern lediglich einen groben Rahmen vorgeben.

    Nein, nicht jeden Schritt muss man reglementieren. Wenn man aber merkt, dass der grobe Rahmen zu grob ist bzw. sich eine zu große Zahl nicht daran hält (den Rahmen so auslegt, wie man es gerade brauchen kann), braucht es Regeln. An der Schule, im (weider mal) Straßenverkehr, an der Uni, im Internet, im Sport, usw usf.

    Du solltest inzwischen den Spruch kennen (soweit ich weiß, stammt der aus der Zeit der franz. Revolution, als der Katalog der Bürger- und Menschenrechte veröffentlicht wurde): Deine Freiheit hört dort auf, wo Du Durch das (Aus)Nutzen der Freiheit andere in ihren Rechten / Freiheiten verletzt. Wenn fast alle sich daran halten würden, könnten wir uns viele Gesetze sparen.

    Ich tu mich mit der Idee der Eigenverantwortung schwer. Denn die Leute, die sich nicht eigenverantwortlich verhalten, gefährden andere. Und leider verhalten sich nicht alle (über den Prozentsatz lässt sich ja streiten) eigenverantwortlich. Wieso mussten denn in den letzten Jahren immer mehr Dinge per Gesetz geregelt werden, bei denen man meinen möchte, dass das vernünftige Menschen sowieso nicht machen (Smartphone-Nutzung am Steuer z.B.)?

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