Erreichbarkeit innerhalb der bezahlten Arbeitszeit: Definiere die mal. Jeden Tag 8 Stunden? Ok, 9, man muss ja "Ferien" reinarbeiten. Dann wäre das von 8 Uhr bis 18 Uhr (bei einer Stunde Pause ... schon darüber wäre zu reden). Wenn das meine Arbeitszeit ist, dann gut, will ich da gern erreichbar sein. Nur ... dann fällt mir um 18 Uhr der Stift aus der Hand. Dann gibt es keine Korrekturschichten mehr bis spät in die Nacht, weil das Abi gefälligst bis zum Tag X korrigiert werden muss (und nein, das muss nicht unbedingt zu schaffen sein, wenn man sich an diese Arbeitszeit hält). Dann gibt es keine Elternsprechtage / Elternabende bis weit nach 20 Uhr mehr. Das ist nämlich in meiner "Arbeitszeit" auch alles drin. Die kann aber nicht jeden (!) Tag bis 18 Uhr und im Schnitt einmal im Monat bis 20 Uhr oder noch später gehen. Konferenzen und Sitzungen ... klar sind (meist) vor 18 Uhr zu Ende, nur ... dann wird an dem Tag nicht mehr viel Unterricht vorbereitet - und schon gar nicht mehr korrigiert. Und am Wochenende dann schon mal gar nix mehr.
Natürlich gibt es Tage, an denen ich mit meiner Arbeit vor 18 Uhr fertig bin. Die Zeit gleicht dann die anderen Tage aus ... tut sie aber nicht mehr, wenn das meine bezahlte Arbeitszeit ist, während der ich erreichbar sein und zur Verfügung stehen muss.
Bei wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich ergeben, dass Sekundarstufe II Lehrkräfte unter Einbeziehung der Ferien (und etwas abhängig vom Fach) über 42 Wochenstunden arbeiten. Dazu wurde ermittelt, wie viel Zeit für Unterricht, Vorbereitung, Korrektur, Konferenzen, Elterngespäche usw. aufgewandt wird. Will man mir jetzt noch erzählen, wenn ich mit der Arbeit, die tatsächlich zu erledigen ist, fertig bin, muss ich noch zur Verfügung stehen / erreichbar sein?
Bisher hab ich das Ganze immer als "Gentleman-Agreement" betrachtet: Ich arbeite an einigen Tagen weit länger, dafür hab ich an anderen Tagen "eher Feierabend" und niemand erwartet da von mir, zu springen, wenn gepfiffen wird (erreichbar zu sein). Sollte man der Ansicht sein, dass das nicht so ist ... ok, dann ist es aber in allen Bereichen nicht mehr so. Ich lese übrigens dienstliche Nachrichten am Nachmittag / Abend und wenn was schnell gehen muss, antworte ich auch / bearbeite ich das. Ich komme wenn es sein muss auch mal zusätzlich in die Schule (bei einem netten Anruf wie: "Uns ist Kollege X für den Nachmittag ausgefallen, alle anderen prüfen schon Colloquium ... könntest Du bitte?"). Aber wenn das nun plötzlich erwartet wird, wenn das ein MUSS wird, dann werden auch die Arbeitszeiten / Arbeitsschutzbestimmungen zu einem absoluten MUSS.
Und Erreichbarkeit: Wenn es erwartet wird, will ich ein Diensthandy mit Vertrag oder Prepaid. Denn sonst habe ich privat kein Telefon mehr, keinen Internetanschluss mehr ...