Beiträge von DeadPoet

    Tatsächlich realisiere ich gerade erst, dass es in BW noch die schulische Ordungsmaßnahme Nachsitzen gibt.

    Ansonsten wundere ich mich, wie sehr bei vielen der hier Beteiligten noch der Strafaspekt im Vordergrund steht.


    Sogar "Vertrauensverlust" führt mich persönlich nur zu Kopfschütteln; mit sowas rechnet man doch in unserem Beruf alltäglich. Sind doch "Zöglinge". Anders vielleicht am Berufskolleg!


    Hm ...

    Hm ... also ich möchte schon eine gewisse Eben an Miteinander in meinem Klassenzimmer. Dazu gehört Vertrauen. Wer auf's Klo muss, darf gehen - im Vertrauen, dass er/sie das nicht für Dummheiten nutzt. Nein, ich unterstelle meinen SuS nicht täglich, dass sie mein Vertrauen missbrauchen ... nenn mich naiv, aber daran haben über 25 Jahre Lehrer nichts geändert, im Gegenteil.

    Das stimmt, was ist das in Ba-Wü? Die dürfen bei uns nur die SL verhängen und das ist dann sowas wie befristeter Schulausschluss, das passt ja nun auch nicht.

    In Bayern wäre eine der niedrigeren Ordnungsmaßnahmen - und die darf die einzelne Lehrkraft verhängen - ein Verweis. Geht schriftlich an die Eltern und darauf können dann weitere Ordnungsmaßnahmen folgen, die dann die SL verhängt. Ist für ein Schuljahr für alle Lehrkräfte "sichtbar", das heißt, alle sind "vorgewarnt", dass der Schüler so etwas versucht hat. Hat auch negativen Einfluss auf die Zeugnisbemerkung.

    Man kann aus allem eine Staatsaffäre machen. Die Arbeit misst die erbrachte Leistung - das war ohne Betrug ein "gut".

    Nun hat der Schüler versucht, sich durch Betrug eine bessere Note zu erschwindeln.


    Ich würde "gut" stehen lassen und eine Ordnungsmaßnahme verhängen, ruhig eine härtere - ich mag so ein Verhalten nämlich überhaupt nicht.

    Richtig. Aber schon vorher wurde der Bildungsbereich totgespart, bis auf ein paar "Leuchttürme" sehe ich seit Jahrzehnten nur Sparmaßnahmen an den Schulen. Und dazu gehört auch die Besoldung.

    Mag in der Erinnerung täuschen, aber ich hatte in der Vergangenheit das Gefühl, die Tarifabschlüsse wären nicht so übel gewesen. Das mit dem Sparen an anderen Stellen - richtig (siehe bei mir oben: Ausstattung).

    Das meiste davon ist ebenfalls Gegenstand und Ergebnis von Tarifverhandlungen und -verträgen. Da geht es nicht nur um Geld, auch wenn das in der Medienlandschaft oft kein Echo findet. Da wird gern nur über Prozente und Geldbeträge gesprochen, alles andere ist zu komplex.


    Zwischen Deinen Zeilen meine ich zu erkennen, dass für Dich der Erhalt eines Teiles des Staus Quo das unbefriedigende Ergebnis im Entgelt aufwiegt.

    Wie ich gaaanz weit oben schon schrieb (wurde allerdings anscheinend ignoriert): Ich kann mir auch ein besseres Ergebnis vorstellen.

    Aber ja, der Status Quo ist für mich was Geld betrifft in Ordnung. In einer Zeit, in der das für viele Menschen nicht sicher ist, ist das auch schon ein Pfund.

    Gefühlt ist mein Lebensstandard in den letzten Jahren immer besser geworden. Da ich nicht an den Automatismus von "höher, schneller, weiter" (oder "mehr, mehr mehr") glaube, war mir klar, dass das nicht immer so weiter geht bzw. dass das nicht so sein muss. Wir machen gerade die wohl größte Krise seit Jahrzehnten durch ... ich erwarte nicht, dass das spurlos an mir (und an allen anderen, die weniger haben) vorbei geht. Der Staat muss im Moment viel leisten (Unterstützung des Handels, der Gastronomie, hoffentlich auch der Kultur ... von den Flutgebieten redet eh fast niemand mehr) - da finde ich es grenzwertig, auf der Wahrung des eigenen - für mich nicht niedrigen - Standards zu beharren. Meinetwegen hab ich wegen der Inflation jetzt weniger Geld zum Ausgeben ... es reicht dennoch immer noch gut.

    Ich hätte gern bessere Ausstattung, mehr vernünftige Führung von oben ... etc. Das ist eben keine Frage meines Gehalts.

    Genau. Pensionsansprüche und Beamtenstatus sind gut. Schlecht ist eine steigende Arbeitsbelastung, die nicht ausgeglichen wird. Es gab vor ein paar Jahren in Niedersachsen eine unabhängige Kommission, die das bei uns untersucht hat. Außer leerer Worte ist noch nicht viel passiert. Ausstattung mit Arbeitsmitteln ist auch ein Thema. Die Lehrerendgeräte, auf die wir natürlich noch warten, dürfen wir nur für Unterrichtsgestaltung einsetzen aber nicht um Zeugnisse oder Gutachten zu schreiben. Wie sieht es sonst mit der sächlichen Ausstattung meines Arbeitsplatzes aus? Habe ich alles um meinen Job gut zu erledigen? Wie erfolgt Anrechnung und Ersatz für Dienstfahrten, Klassenfahrten, ... Ich war mit dem Schulträger auf einer Fortbildung. Das war eine ganz andere Kategorie als bei uns Lehrkräften. Wie ist es mit Unterstützungssystemen? Z.B. gegen Burnout? Werde ich vom Land mit den Problemen alleine gelassen oder gibt es ausreichend Unterstützung. Beispielsweise bei der Inklusion. Wie wird Mehrarbeit vergütet? Und Corona. Hat der Arbeitgeber versucht uns zu schützen?

    Je nachdem wie man die Fragen beantwortet, wird man zufriedener oder unzufriedener sein. Ich wäre durchaus zufrieden damit, wenn das Gehalt stagniert oder sinkt und sich dafür die Rahmenbedingungen ändern. Pro 100 Lehrerstunden 5-10 Anrechnungsstunden für besondere Belastungen und ich brauche keine Gehaltserhöhung und keinen Bonus. Und nein, das wäre keine versteckte Arbeitszeitreduzierung. Wir machen die Sachen ja jetzt schon. Wir machen sie nur oben drauf.

    Da stimme ich in vielen Punkten zu. Wie gingergirl schrieb, ist wohl auch die Situation je nach Bundesland und Schulart recht verschieden, so dass es zu unterschiedlichen Einschätzungen kommt.

    DeadPoet, da gebe ich dir Recht. Aber wir als bayerische Gymnasiallehrer sind auch in einer vergleichsweise privilegierten Situation. Wir haben A 14 als Regelbeförderung und Bayern zahlt eh schon die höchsten Gehälter bundesweit. Und wir haben mit 23 Stunden auch noch mit das kleinste Stundendeputat. Realschule bekommt auch A13, an Mittelschule und Grundschule gibt es vergleichsweise viele Beförderungsstellen in A13 außerhalb der Schulleitung. Alle Lehrer bekommen Weihnachtsgeld. Wäre es überall so wie hier, wäre doch verdammt viel gewonnen.

    Völlig richtig. Ich kann nur aus meiner Position heraus schreiben, weil ich die Situation in anderen Bundesländern nicht gut genug kenne.

    Ich spiel das alberne Spiel mal mit. Prinzipiell sollte es durchaus vorstellbar sein, dass es auch Krankenschwestern gibt, die wenig Respekt verdienen ... aus verschiedenen Gründen. Das ist aber die Ausnahme, weil es bestimmte Menschen sind, die diesen Beruf ergreifen (sozial engagiert, empathisch, usw.) ... und diese Menschen verdienen meinen Respekt, aber nicht der Beruf an sich.

    Ich bin ehrlich gesagt entgeistert über die Geringschätzung des Berufsprestiges aus den eigenen Reihen und das gering ausgeprägte berufliche Standesbewusstsein.

    Scheinbar bestehen fundamentale Unterschiede in der Selbst- und Berufseinschätzung und dem Verhältnis zur Fachlichkeit.


    Vielleicht wird es Zeit die Unterschiede zwischen den Laufbahnen wieder mehr zu betonen, als zu versuchen die Schulformen zunehmend auswechselbar zu gestalten, ziehe ich daraus als Konsequenz.

    Ja. Ich bringe jedem Menschen ein gewisses Maß an Respekt entgegen, egal welchen Beruf er hat. Mehr muss er sich persönlich verdienen. Aber wegen des Berufs alleine gibt es nicht mehr Respekt als für andere Berufe. Von daher fehlt mir jedes Berufs-/Standesdünkel.

    Gibt es irgendeine Berufsgruppe außer Lehrer, wo in einem Meckerfaden über eine schlechte Tarifrunde reihenweise Leute betonen, dass wir es doch gut haben? Ist das referendariatsinduziertes Stockholmsyndrom oder so? Spendet doch einfach das höhere Gehalt an den Dienstherren zurück, wenn ihr mit über 3 Jahre hinweg vermutlich an die -10% Reallohn zufrieden seid. Die Tariferhöhungen auf die Jahre 2020, 2021, 2022 aufgeteilt ergibt knappe 1%. Das ist keine Erhöhung, das ist angesichts der Inflationsrate noch eine Kürzung. Ein Schlag ins Gesicht.


    Renten steigen um 5% im gleichen Zeitraum!

    Heute kam die Meldung, dass die Renten sehr wahrscheinlich NICHT um 5% steigen.

    Du wirst es kaum glauben, ich spende tatsächlich Teile meines Gehalts - nun allerdings nicht an den Staat.

    Ich habe auch geschrieben - Lesekompetenz? - dass ich 2,8% bei 5% Inflation nicht gut finde. Allerdings auch keinen Grund "oh weh ... Doom and gloom" zu schreien. Ja, es mag auf eine Kürzung hinaus laufen (auch wenn die Inflation nicht über zwei Jahre auf 5% bleiben wird) ... aber es gibt viele Leute, die in dieser Zeit den Gürtel enger schnallen müssen, noch enger, wenn sie um den Job fürchten. Ich habe mich noch nie über mein Gehalt beklagt, wenn ich etwas ändern könnte, dann nicht an der Summe des Geldes, sondern an Arbeitsbedingungen und Arbeitspensum.

    Finde ich 2,x % bei ca. 5% Inflation gut? Nein.

    Habe ich Grund, mich zu beklagen? Nein.

    - kein wirklich niedriges Gehalt

    - sicherer Arbeitsplatz

    - mit Sicherheit - trotz allem - weniger Stress als manch andere im öffentlichen Dienst.


    Die Person, die 4000 Euro verdient, braucht doch die Sonderzahlung nicht wirklich so dringend, wie die mit 2000 Euro. Von daher finde ich es schon etwas merkwürdig, wenn man sich beklagt, man hätte von der Sonderzahlung nicht so viel.

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