Beiträge von DeadPoet

    Frosch fragte "wie seht IHR ..." Ich habe meine Sichtweise geschildert. Ein "Falsch!" ist daher völlig daneben.


    Dein bestmögliches Ergebnis halte ich für unrealistisch (das ist nicht das gleich wie "falsch").

    Ich habe keinen realistischen bestmöglichen Fall bzgl. "keine Waffenlieferungen" ... denn wenn keine Waffen geliefert werden, wird die Ukraine sich nicht lange halten können (übrigens fände ich die Haltung "wir liefern nicht, die anderen sollen machen" unheimlich kurzsichtig und egoistisch). Das beste Ergebnis wäre, dass der Krieg dann aus wäre, aber die Menschen in der Unkraine dann nicht mehr in einem demokratischen System leben könnten und bei Protesten oder Verstößen gegen die "Staatsmeinung" verschwinden würden. Falls nicht mit der Zivilbevölkerung dann im großen Stil das passiert, was in Buschta geschah. Und ... Putin wäre ermutigt, das mit anderen ehemaligen Gebieten der SU zu wiederholen.


    Der bestmögliche Fall wenn Waffen geliefert werden: Putin erkennt (hoffentlich schnell), dass seine Armee die Ukraine nicht besiegen kann, verkauft die bisherigen Geländegewinne als Sieg und beginnt Verhandlungen.


    Aber: Wie ich viel weiter oben schon mal schrieb: Wäre die Ukraine mit einem Ergebnis, in dem sie große Teile des Donbas, die Krim etc verliert, einverstanden? Wie sähe eine sichere Zukunft für das Land aus, damit sich das - sobald Putin denkt, seine Armee hätte sich wieder erholt - nicht noch einmal passiert? NATO- Mitgliedschaft?

    Natürlich handelt er dort nicht allein. Aber er ist nun einmal derjenige, der dort an der Spitze steht und wohl auch die entsprechende Persönlichkeit mitbringt, derart zu führen. Ich denke schon, dass sich ohne seine PERSON einiges ändern würde. Wie sehr, wäre dann die Frage.



    Das ist mir zu einfach gedacht.

    Das ist mir zu einfach argumentiert.

    Echt? Ein Land wird angegriffen, in diesem Land werden Menschen ermordet ... Zivilisten. Völkerrecht wird - über das Maß, das ein Krieg mit sich bringt hinaus - mit Füßen getreten. Diesem Land passende Mittel zur Verteidigung zu geben ist falsch?

    Ich kann mich aber nicht immer, weil ich Angst habe, dass jemand irrational auf etwas reagiert, zurück halten / davon abhalten lassen, etwas grundsätzlich richtiges zu tun ... sonst gewinnen immer die Bullies.

    Unglaublich, jetzt werden wir Kriegspartei, indem wir schwere Waffen in die Ukraine liefern. Dabei hat unser Teflon -Bundeskanzler noch kürzlich genau das Gegenteil verkündet.


    Hätte ich von der SPD/ Grüne nie erwartet, dass diese als erstes Waffen in Konfliktgebiete liefern.


    Echt beschämend, den Krieg so weiter zu eskalieren.

    Weil manche hier es auch sonst immer so genau nehmen: Die Lieferung schwerer Waffen ist in dieser Situation nach internationalem Recht erlaubt, macht uns objektiv nicht zur Kriegspartei. Putin mag das anders sehen.

    Und: Im Ernst ... Du glaubst, dass die Waffenlieferungen der BRD den Krieg weiter eskalieren? Dass es die Schuld der BRD ist, wenn es weiter eskaliert?

    Ich bin an einer Schule, die auch Seminarschule ist. Ich erlebe immer wieder, dass SchülerInnen, die bei uns Abitur gemacht haben, dann auch bei uns im Referendariat sind. Und wenn sie Pech/Glück (Ansichtssache) haben, sind sie dann wieder als fertige Kolleginnen und Kollegen bei uns. Sie haben - außer evtl. ein Jahr Einsatzschule - nie eine andere Schule kennen gelernt und das verengt die Perspektive unheimlich: Man kennt nichts anderes ... "das wurde ja immer schon so gemacht" ... Ich finde das schon fast schädlich ...

    Ich habe es eher satt, mir ständig das Gejammere von Personen anhören zu müssen,


    - die meinen, dass das Recht zur freien Entscheidung auch beinhaltet, dass man die Konsequenzen dieser Entscheidung nicht tragen muss.

    - die nicht einsehen, dass ihre Freiheitsrechte dort enden, wo die Rechte der Mitmenschen anfangen.

    @Dead Poet

    Das wäre dann Aufgabe der Lehrerräte (oder habt Ihr in den Schulen örtliche Personalräte?) , mal den SL zu vermitteln, dass sie auch Fürsorgepflichten gegenüber den Beschäftigten haben. Ihre Aufgabe wäre daher nicht abzuraten, sondern eine Anzeige durch eine eigene Dienststellenanzeige zu unterstützen.

    Personalrat ist aktiv geworden ... aber wenn die SL den Eindruck vermittelt, etwas besser nicht zu tun, gibt es leider immer Kolleginnen und Kollegen, die dann nicht gegen die SL handeln wollen. Fürsorgepflicht war lange Zeit bei uns ein ganz heißes Thema, da wurde die SL immer zickig, wenn der Begriff ins Spiel kam ...

    Der Mythos von Lehrkräften, die Noten nicht nach Leistung vergeben, wird ja ungebrochen von Schülergeneration zu Schülerinnengeneration tradiert. Ich finde diesen Mythos nervig, weil ich mich mittelbar für Verfehlungen Dritter rechtfertigen muss. Daher würde ich dieses Grundmisstrauen nicht auch noch durch einschlägiges Fehlverhalten meinerseits nähren wollen.

    Zustimmung. Dafür sollten sich die Schulen und LehrerInnen aber dann auch zu den Maßnahmen durchringen, die rechtlich erlaubt sind und nicht immer aus "pädagogischen" Gründen (oder wegen des "Bilds der Schule") auf Reaktionen verzichten. Vor einigen Jahren hat die SL bei uns Kollegen von einer Anzeige abgeraten, die ähnlich betroffen waren ...

    Wenn kein anderer Kollege Interesse hat, etwas daran zu ändern ... könnte es sein, dass der negative Eindruck, den Du vom Lehrerrat hast, nur DEIN Eindruck ist?


    Kann evtl. vom Bundesland abhängen, aber bei uns MUSS es über bestimmte Sitzungen des Lehrerrats Niederschriften geben.

    Ja, die Idee haben einige, aber sie wurde immer von anderen zerrissen. Ich las erst heute wieder einen Artikel in der Zeit.


    Die Garantiemächte USA, Großbritannien und Russland haben u.a. haben die Unabhängigkeit und die Grenzen Ukraine von 1994 garantiert. Es ist eindeutig formuliert, aber Putin sieht es als Schwäche Russlands der 90er Jahre und USA und Großbritannien wollen nicht aktiv in den Krieg eintreten. Das Versprechen vor knapp 30 Jahren ist leicht gebrochen.


    Putin würde nur die Zeit nutzen, weiter aufzurüsten, damit es nächstes Mal besser ausgeht, er wird es immer wieder versuchen, Frieden schafft es nicht.

    Ok, jetzt hab ich mir die von Dir schon erwähnte Garantieerklärung mal genauer angesehen (Budapester Memorandum) ... und selbst in dem von Dir verlinkten Artikel steht: "Darauf weisen Experten wie Gerhard Simon hin. "Da steht nirgendwo drin, falls ein Staat dieses Memorandum verletzt, werden die anderen militärisch eingreifen", sagt der Osteuropa-Experte von der Universität zu Köln."

    Und das ist dann nicht das, was ich unter Garantiemacht verstehe (und wie es z.B. in den Locarno-Verträgen auch verstanden wurde). Die USA und Großbritannien haben nur garantiert, die Unabhängigkeit und die Grenzen der Ukraine nicht selbst zu verletzen, nicht, dass sie bei einer Verletzung durch andere die Ukraine unterstützen würden.


    Die genauen Inhalte (nach Wiki):

    Artikel 1: Russland, die USA und Großbritannien verpflichten sich, die Souveränität und die bestehenden Grenzen zu achten.

    Da ist KEINE Hilfe vereinbart, nur dass man die Grenze selbst "achtet". Die einzige Macht, die das verletzt hat, ist Russland.


    Artikel 2: Bestätigt die schon bestehende Verpflichtung zur Enthaltung von Gewalt. Und wieder ... die einzige Macht, die das verletzt hat, ist Russland.


    Artikel 3: Verpflichtet die Signaturstaaten zur Enthaltung von Ausübung ökonomischen Zwangs, um die Souveränitätsrechte der Ukraine den eignen Interessen unterzuordnen (schräge Übersetzung von Wiki, aber es ist wohl klar, was gemeint ist).


    Artikel 4 verpflichtet die Signatarstaaten, den Sicherheitsrat der UN unmittelbar zur Unterstützung der Ukraine einzuschalten, falls diese mit Nuklearwaffen bedroht würde.


    Artikel 5 verpflichtet zur Enthaltung vom Einsatz von Nuklearwaffen insgesamt.


    Artikel 6 enthält das Versprechen, sich bei Konflikten zu beraten („will consult“).


    Das ist schon schwach genug (und wie schon gesagt nicht das, was ich unter Garantiemacht verstehen würde). Darüber hinaus gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen bzgl. der rechtlichen Verbindlichkeit dieses Memorandums.


    Der verlinkte Artikel weist auf diese unterschiedlichen Positionen auch hin, erweckt aber den Eindruck eines eindeutigen "Vertragsbruchs", was ich ziemlich kritisch finde.

    Wenn Putin die NATO-Mitgliedschaft nicht akzeptieren kann, dann muß Putin (und seine Clique, also Medwedjew und Co.) halt gehen bzw. durch einen Putsch beseitigt (vgl. Staufenberg) oder an das Den Haager Kriegsverbrecher-Tribunal ausgeliefert werden. Erst nach so einem kompletten Austausch der russischen Führungsriege wäre Russland überhaupt wieder auch nur halbwegs glaubwürdig, was eine etwaige Vertragstreue angeht.


    So lange Russland die NATO-Mitgleidschaft der Ukraine nicht akzeptieren kann und stattdessen weiterkämpft, ist die Kriegspartei noch nicht wirklich verhandlungswillig und die Kosten an Material und Menschenleben sind leider noch nicht hoch genug. :heul:


    Russland hat den Krieg angefangen, Russland muß entsprechend auch in irgendeiner Form (Verlust der Krim, NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, ...) dafür bezahlen. Wenn wir schon beim Bezahlen sind: Der Krieg wurde bisher ja ausschließlich auf ukrainischem Gebiet geführt. Wie sieht es da mit Reparationszahlungen von Russland an die Ukraine aus? Wird die Brücke, die Russland mit der Krim verbindet und damit den Hafen von Mariupol für große Schiffe abriegelt, wieder abgerissen, damit die Ukraine den Hafen wieder voll nutzen kann?

    Ich halte das nur leider für noch weniger realistisch, als Garantiemächte zu finden, die tatsächlich garantieren.


    Übrigens: Kein Frieden hat lange gehalten, in dem die Siegerpartei rein ging und den Verlierer hauptsächlich "bezahlen" lassen wollte.

    Nochmal:

    Putin hat den Krieg begonnen in der Annahme, dass er die Ukraine innerhalb kurzer Zeit ohne große negative Auswirkungen auf Russland besiegen kann.

    Das ist nicht eingetreten.

    Er weiß also nun, dass die Ukraine schwerer zu besiegen ist, als angenommen, dass seine eigenen Streitkräfte damit überfordert sind und dass der Westen zumindest im Ansatz mehr zusammen steht und die Ukraine unterstützt, als Putin vorher angenommen hat.

    Ich glaube, Putin und seiner Führungsriege ist bewusst, dass sie einen Fehler begangen haben und sie würden den Krieg nun beenden, wenn sie einen Weg fänden, ihr Gesicht zu wahren, also irgend eine Art Erfolg vermelden können.


    Das, was Du oben als "Falsch" bezeichnet hast, kann gar nicht "falsch" sein, denn es ist kein von mir behaupteter Fakt, sondern die Idee einer Lösung.

    Und NATO-Mitgliedschaft kann und wird Putin jetzt nicht akzeptieren. Eine Neutralität ohne Sicherheitsgarantien wird die Ukraine nicht akzeptieren.


    Es ist richtig, dass die Garantiemächte

    - Putin nicht abgeschreckt haben

    - nicht das getan haben, was die Ukraine von ihnen erhofft hat.

    Es scheint mir aber auch so, dass die Garantieerklärung 1994 sehr schwammig formuliert war. Die müsste eindeutiger sein - und deshalb meine Zweifel, dass sich dann Garantiemächte, die im Zweifel tatsächlich die Ukraine auch mit Waffen schützen, finden werden.


    Warum sollte es dann diesmal anders sein? Siehe oben. Der Krieg läuft nicht gut für Putin und bei einem erneuten Versuch besteht die Gefahr, dass er nicht besser läuft.


    Jetzt klarer?

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