Beiträge von Nummerneun

    @ Silicium


    Ich denke mal, dass Du von der Einstellung her sicher nicht die schlechtesten Voraussetzungen für den Lehrerberuf mitbringst. Zumindest will ich das aus den wenigen Beiträgen rausgelesen haben.


    Du kannst ja auch gerne mit einem gewissen Selbstbewusstsein ins Referendariat gehen. Das ist sicher sogar sehr förderlich. Aber eine Sache steht meiner Meinung nach fest: Im Lehrerberuf haben die unterschiedlichsten Personen Erfolg oder Misserfolg. Es gibt kleine zierliche Frauen, die ohne große Probleme absolute Ruhe im Klassenzimmer haben und es gibt Riesenmannsbilder, die in der gleichen Klasse nur am Rumbrüllen sind. Von daher würde ich nicht sagen, dass zu wenige "Alphatiere" in deutschen Klassenzimmern an der Tafel stehen. (Dabei bin ich selber einsneunzig...)


    Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber als Student kannst Du den Lehrerberuf noch nicht ausreichend umreißen, um hier das Idealbild einer Lehrkraft zu zeichnen. Das kann ich als LAA nicht, ich glaube sogar, das kann keiner. Dafür sind einfach zu viele Faktoren zu berücksichtigen. Deine Erinnerungen an die eigene Schulzeit kannst Du eh vergessen. Es ist zwar auch der Klassenraum, in dem man als Lehrer arbeitet, aber irgendwie eine völlig andere Welt als das Schülerdasein.

    -> Und genau zu diesem "Wie muss man auftreten, damit Schüler einem nicht auf der Nase rumtanzen" haben Elternschreck und ich unsere Erfahrungen und Beobachtungen preisgegeben. Elternschreck sicher aus viel Unterrichtserfahrung heraus, ich aus weniger Unterrichtserfahrung, dafür aus Leitung des Jugendtrainings (Fußball mit eeeinigen halbstarken Testosteronbomben) und Reflektion des Verhaltens der Lehrer meiner Schulzeit, die ihre Klassen im Griff hatten.


    Ich denke nicht, dass Du ein Fußballtraining mit der Unterrichtssituation vergleichen kannst. Stichwort "Intrinsische Motivation", falls Dir das was sagt...
    Teilweise kannst du als Lehrer noch so autoritär auftreten, es bringt Dir ab einem gewissen Punkt nichts mehr. Irgendwann wirds sogar lächerlich. Wenn Du in der Klasse halt einen oder mehrere absolut Gestörte drin hast, dann bist du ab einem gewissen Punkt machtlos. Kinder, die schlimmste Misshandlungen, Drogensucht der Eltern, etc. mitgemacht haben oder halt selber einfach richtig, richtig böse sind, sind teilweise auf ganz normalen Schulen. Ich bin LAA an einer Hauptschule, hab also auch erst ein gutes Jahr Erfahrung, aber das habe ich schon mitgekriegt...
    Klar ist auch, dass es einige Lehrer schaffen, diese Problemkinder etwas besser in den Griff zu kriegen, aber die sind auch nicht vor den Ausfällen gefeit.
    Wichtig ist eine gute Unterrichtsplanung, damit die Schüler permanent beschäftigt sind, falls sie überhaupt gewillt sind, mitzuarbeiten und eine freundliche, aber verbindliche Lehrerpersönlichkeit. Allerdings wirds in der fünften, sechsten Stunde einfach generell schwer, weil sich die (Haupt)Schüler dann nicht mehr konzentrieren können....

    Wichtig ist vor allem auch die Sitzordnung. Habe letztes Jahr im ersten Jahr als Lehramtsanwärter (Hauptschule) die Erfahrung gemacht, dass man sich immer ein, zwei leere Einzeltische aufheben sollte. Die dann so stellen, dass man mit dem Gesicht zur Wand sitzt, wenn man dort seinen Platz hat. Da kommen dann die hin, die den Unterricht stören und schreiben. Zudem schreiben sie dann nachmittags weiter... Gerne auch in der Schule, bei den Kollegen, die dann sowieso Unterricht haben... Problem sind dann nur die SchülerInnen, die sich nicht umsetzen oder ähnliches... Verweise bringen rein gar nichts, vor allem nicht bei den Härtefällen aus den Assifamilien, aus dem Heim oder mit ADHS.
    Teilweise bist du vor allem als Fachlehrer natürlich auch machtlos. Religruppe, Freitag, 5./6. Stunde, Gruppe aus zwei Klassen zusammengesetzt, vorher 2 Stunden Sport, alle pubertierend, dazu 3 oder 4 Komplettspinner drin... Da heißt es dann nur überleben und nachher erst mal eine rauchen... Bitter ist halt nur die Situation als LAA, wenn du dann noch UVs mit der Gruppe hast.



    Viele Grüße


    Stefan

    Hallo miteinander,


    ich befinde mich zur Zeit im freudebringenden Lehramtsanwärterdasein. Ich befinde mich im zweiten Jahr, also bin ich voraussichtlich nächsten Juli fertiger Hauptschullehrer. Das Ref. läuft bislang solala. Mir wurde bis jetzt von der Seminarleitung eine -ich sag mal- "solide" Leistung bescheinigt. Wenn Lehrproben und mündliche Prüfungen einigermaßen laufen (Die Drei ist die Eins des kleinen Mannes...), dann würde ich es auf Grund meiner relativ guten Note aus dem ersten Staatsexamen wahrscheinlich in den Schuldienst schaffen.
    Es gibt aber trotzdem ein paar Sachen, die mich stören. Ich selber komm vom Land, aus einem intakten Umfeld. Ich bin aber an einer sogenannten "Brennpunkt"schule in einer mittelgroßen Stadt eingesetzt. Hoher Migrantenanteil, viele SchülerInnen aus kaputten Familien, in den Familien häufig Sucht- und Gewaltprobleme, etc. Diese Rahmenbedingungen schlagen sich natürlich auch auf die Kinder nieder. Es sind neben vielen netten Kindern auch schon viele extreme "Nervensägen" dabei, die dich extrem fordern. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir diese Extremfälle, die nur zum Stören und Quatsch machen in die Schule kommen, zumindest zum Teil die Lust am Unterrichten nehmen... Ich habe keine Lust einen Großteil meiner Energie in solche Schüler zustecken und genau zu wissen, dass der Rest der Klasse trotz gutem Willen auf Grund der Störungen nichts oder nur wenig lernt. Ich glaube nicht, dass mich diese Situation bis zum Ende meiner Dienstzeit (also in ca. 40 jahren...) zufrieden stellt.
    Deshalb eine Frage: Da mir der Lehrberuf an sich Spaß macht (bei einigermaßen motivierter "Kundschaft" zumindest), wolle ich euch mal fragen, welche Möglichkeiten sich einem Hauptschullehrer da in Bayern bieten? Gibt es an beruflichen Schulen, Berufsaufbauschulen etc. Bedarf? Evtl Erwachsenenbildung? Ich könnte mir auch eine Zusatzausbildung vorstellen, wenn es unbedingt sein müsste...


    Viele Grüße


    Stefan

Werbung