Die Diskussion wird äußerst ermüdend, wenn einzelne Kollegen aus dem GS-Lehramt ihren persönlichen, speziellen, völlig untypischen Weg präsentieren - á la "Ich unterrichte regelmäßig 5 Fächer fachfremd, trilingual, blind und jongliere dabei mit brennenden Babys." Im absoluten Kontrast zur eigenen überheblichen Hochwertung wird dann oftmals der Beruf des Gymnasiallehrers als einfach, sich wiederholend und etwas "Routiniertes" dargestellt. Dieses "Frust von der Seele schreiben" mag vielleicht aus therapeutischen Gründen alle seine Zwecke erfüllen, aber , liebe Freunde, es ist noch keine fertige Argumentation.
Müssen wir uns wirklich solcher altbackener Klischees bedienen? Können wir so wenig reflektieren, dass wenn wir einen Vergleich zwischen dem Unterrichten an zwei Schulformen ziehen, den eigenen in die unendliche Höhe loben und den anderen versuchen primitiver dastehen zu lassen?
Ein User zuvor hatte die "Grundfrage" gestellt, ob es sinniger wäre, ein Gehalt danach zu bemessen, wie anstrengend die Ausbildung sei, oder danach, wie anstrengend anschließend die Ausübung im Beruf sein würde. Direkt beantwortet wurde die Frage allerdings nicht mehr, man verlief sich lieber wieder in einer Aufzählung kurioser Unglaublichkeiten, die man in seinem beruflichen Werdegang erleben durfte.
Auch wenn es schon mehrmals erwähnt wurde:
Argument 1: Die Tatsache, dass das Studium der Gymnasiallehrämtler in den meisten Bundesländern (ja, ich schrieb "den meisten", also erspart uns allen bitte eine Antwort wie "In Bundesland X ist das aber nicht so.". Informiert euch gerne und wenn ihr zu dem Schluss kommt, dass ich falsch liegen sollte, lasst es mich wissen.) immer noch eine längere Regelstudienzeit hat, als jenes der anderen Schulformen (zB in Bayern 9 Semester für Gym, 7 für GS) müsste eigentlich schon ausreichen, das höhere Gehalt zu rechtfertigen. Ich habe zu diesem Punkt noch kein vernünftiges Gegenargument lesen können. Ich bitte also darum, sagt mir eure Meinung dazu, liebe Grundschullehrer.
Argument 2: Abgesehen von der zeitlichen Komponente gibt es auch eine erhebliche Differenz in der Vertiefung der jewieiligen Fächer. Es ist richtig (wie von einigen GS-Lehrern stolz verkündet wurde), dass es einige Kurse gibt, die sie mit Diplom-Studenten und Studenten des Gymnasiallehramts zusammen besuchen. Um im Beispiel Bayern zu bleiben, ist damit aber auch das Ende der Fahnenstange erreicht. Einzelne Kurse werden zwar zusammen besucht, aber 1. brauchen die GS-Lehrämtler die weiterführenden Veranstaltungen dann nicht mehr zu besuchen und 2. unterscheidet sich sogar das zu erbringende Leistungsvolumen in gemeinsam besuchten Kursen von dem der Gym-Lehrämtler. Sprich: Im Kurs X sind Lehrämtler verschiedener Schulformen vertreten. Um den Kurs erfolgreich zu bestehen, muss ein Gym-Lehrämtler beispielsweise eine Klausur schreiben, eine schriftliche Ausfertigung abgeben und ein Referat halten. GS-Lehrämtler schreiben lediglich die Klausur. Selbstverständlich kann ich nicht wissen, wie solche Vorgänge in anderen Bundesländern gehandhabt werden. Ich gebe lediglich wieder, wie es in Bayern der Fall ist.
Argument 3: (wurde von Silicium auch mal angebracht) Ein Professor an der Uni verdient mehr als ein Gymnasiallehrer. Hätten Gymnasiallehrer nicht auch das Recht eine Angleichung an das Gehalt von Universitätsprofessoren zu verlangen? Nein. Das höhere Gehalt legitimiert sich (u.a.) durch die höhere Komplexität des zu vermittelnden Fachwissens. Wer also der Meinung ist, dass die Tatsache, dass Gym-Lehrer komplexeres Fachwissen zu vermitteln haben als GS-Lehrer, ein nicht ausreichendes Argument ist, müsste im selben Atemzug eine Angleichung des Grundschullehrergehalts an das eines Uniprofessors fordern.
Silicium hatte in diesem Zusammenhang provokant geschrieben, man müsse wissen, wo man auf der Leiter steht und den Platz akzeptieren. Ich habe noch nie von Gymnasiallehrern gehört, die der Meinung sind, ihr Gehalt müsste dem eines Professoren angeglichen werden. Tatsächlich weiß man um seinen Platz auf der "Leiter" und kann die Gründe, warum man weniger vergütet wird, einsehen. Was ist es bloß, das den Grundschullehrer annehmen lässt, er bilde da eine Ausnahme?! Ist es am Ende der simple Grund, dass wir alle übergreifend "Lehrer" heißen? Werden also die Professoren nur deswegen in Ruhe gelassen, weil sie nicht "Universitätslehrer" heißen?!