Zunächst mal für mich persönlich gesprochen: Ich bedanke mich stets, wenn ich mit einer Frage an das Forum herantrete. Dieses schließt Moderatoren übrigens explizit mit ein!
Auch wenn ich kein Traditionalist bin, denke ich, dass sich dieses im besten Sinne auch so gehört.
Darüber hinaus beobachte ich auch seit längerem einen gewissen Verfall der Foren-Kultur (ganz allgemein gesprochen).
Meine ersten Foren-Erfahrungen reichen knappe 15 Jahre zurück. Damals trat ich mit einer ziemlich technischen Frage an ein Hardware-Forum heran und mir wurde kompetent und zügig geholfen, was mich ziemlich begeistert hat. Mittlerweile ist es in diesem Bereich geradezu paradox geworden: Häufig stellt jemand eine konkrete Frage (so weit – so gut), dann folgt oft eine seitenlange "Diskussion", durchsetzt mit Beiträgen wie: "Ich habe dasselbe Problem..." oder schlimmer noch: "Ich habe ein ganz anderes Problem..." oder Antworten wie: "Tja, Pech gehabt", "was benutzt du auch so ein doofes Betriebssystem" oder auch "bei mir geht’s aber" und dann viele Grinse- und Daumen-Hoch-Smilies. Das ist einfach nur ermüdend und völlig sinnfrei.
Oder aber man bekommt auf einen recht komplexen Sachverhalt (und ich traue mir zu, diesen durchaus verständlich zu formulieren und mit allen relevanten Informationen zu versehen) innerhalb von wenigen Momenten eine Antwort von sogenannten "Power-Usern", welche sich durch die schiere Anzahl ihrer Antworten "qualifizieren". Im ersten euphorischen und zugegeben naiven Moment denkt man noch, super – Mr. Mega Crack hat das Problem erkannt und bietet seine Hilfe an, um im nächsten Augenblick und nach Studium der Antwort zu erkennen, nein, Mr. Schnellchecker kann nicht lesen, bzw. macht sich gar nicht erst die Mühe. Höflich darauf hingewiesen, die Problemstellung doch tatsächlich mal näher in Augenschein zu nehmen, verabschieden sich diese User dann oft recht schnell und mit Aussagen wie: "Na, dann weiß ich auch nicht!". Frustrierend.
Ein Problem dabei ist sicherlich, dass vielen Foren gemeinsame "Bewertungssystem", welches einen User allein durch die Anzahl der Antworten zum "Super-, Power- oder Megauser macht", was eine Kompetenz vorgaukelt, die qualitativ nicht gegeben sein muss. So habe ich in Computer-Foren eher geltungssüchtige Teenies in Verdacht – auch die oft belanglose Kommunikation in sozialen Netzwerken mag hier ihr Übriges tun, da auch hier - anscheinend überzeugend - der Eindruck erweckt wird, dass es tatsächlich jemanden interessierte, wann und zu welchem Zweck man aufs Klo geht, denn 1111 FREUNDE finden das gut! Auch hier wird das Geltungsbedürfnis durchaus gut gefüttert.
Ein Versuch dieser Problematik gegenzusteuern, ist, dass von Usern die Antworten qualitativ (durch die bekannte Sternchen-Bewertungsskala) bewertet werden. Dieses mag vor allem in recht technischen Foren dabei helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen.
In eher "geistigen" Foren, wie diesem, ist jenes Bewertungsverfahren sicherlich differenzierter zu betrachten und zu prüfen – allerdings darf man ja mal darüber nachdenken.
Insgesamt empfinde ich diese Entwicklung, wenn sie auch in diesem Forum deutlich geringer ausgeprägt ist (Was sicherlich auch der Arbeit der Moderatoren zu verdanken ist. In diesem Sinne also: DANKE!), als sehr bedauerlich.
Ganz am Ende: Beiträge, die nach seitenlanger (niveauvoller) Diskussion, mit den Worten einleiten: "Ich habe jetzt nicht alles gelesen, ABER..." oder auch: "Ich hab´s mal überflogen und möchte euch mitteilen..." gehören verbrannt.
Naja, vielleicht nicht ganz so drastisch.