Beiträge von Walter Sobchak

    Inhaltlich stimme ich Elternschreck und Silicium zu.
    Ich persönlich würde ganz anders vorgehen und mir das auch für die betroffenen KuKs wünschen! Auch die Möglichkeit der Strafanzeige, so wie Melosine es nachfragt, halte ich für sinnvoll und habe es bei weitaus geringeren Anlässen gegenüber der SL als "Argument" benutzt, um sie dazu zu bewegen, deutlich zu handeln. Der betroffene Schüler ist übrigens nicht mehr Schüler unserer Schule, was angesichts der anderen Vorfälle "verdreht" wirkt, aber wohl auch anzeigt, was möglich wäre, positionierte man sich anders.
    Und @Annie111: Natürlich bedürfen unsere SuS unserem Schutz. Es war nicht intendiert, auszudrücken, dass erst die indirekte Partizipation einer Lehrkraft, dieses asoziale Verhalten als das beschreibt, was es ist: Untragbar! Und ab einem entsprechenden Alter strafrechtlich relevant!
    Dennoch sehe ich in diesen Fällen, wo zudem Lehrpersonal involviert wird, eine weitere Eskalation. Silicium beschreibt dieses ganz treffend. Diese hier ganz deutlich zu sehen, auch völlig unabhängig von Argumenten, die die Sicherheit der SuS tangieren, sind wir uns selbst schuldig.

    Hallo marinad,


    zunächst mal: Ich werde dir "leider" wohl nichts sagen können, was dir hilft, da ich so eine krasse Situation selbst noch nicht erlebt habe.
    Dennoch möchte ich hier einige Dinge ansprechen und hoffe, dass dieses von deinem Anliegen nicht zu weit entfernt ist. Falls ja, können die Mods meinen Beitrag sicherlich löschen.


    Ich finde es sehr richtig, gut und auch mutig von dir, dass du dein Erlebnis öffentlich machst und einen Erfahrungsaustausch anstrebst!


    Ebenfalls bin ich fest davon überzeugt, auch wenn ich oben schrieb, dass ich persönlich eine so eskalierende Situation nicht erlebt habe, dass Gewalt gegen Lehrer wesentlich häufiger vorkommt, als man denken würde, bzw. und wohl richtiger, als man darüber kommuniziert.
    Ein paar Beispiele (der jüngeren Vergangenheit) aus meiner Schule:
    Ich bin kein Förderschullehrer, arbeite aber an einer Schule, die man wohl als (groß)städtische Brennpunktschule bezeichnen würde.


    Beispiel 1) Eine junge Kollegin berichtete mir kürzlich, dass sie von einem Schüler (8. Schuljahr) während des Unterrichts geschubst und heftig angerempelt wurde.


    Beispiel 2) Ein Kollege im besten Alter ist neulich kurz zu Boden gegangen, ihm war schwarz vor Augen und er war danach so benommen, dass er den Unterricht abbrechen musste, weil er in einem Handgemenge von 7-Klässlern (Nur damit man nicht meint, dass wir alle zarte Pflänzchen seien: Wir haben auch bereits in Jhg. 7 einige recht massive Jungs, die ordentlich Gewicht auf die Waage bringen.) hart gegen Pult und Tafel geschleudert wurde.


    Beispiel 3) Ich habe mich selbst einmal schützend vor eine Kollegin gestellt, die mit erhobener Faust von einem Schüler, der äußerst erregt auf sie einschrie, bedroht wurde. Die Situation ging "glimpflich" aus, denn der Schüler, im Übrigen einer der Jungs aus Beispiel 2 (damals im 6!!! Schuljahr), trollte sich dann.


    Hauptsächlich schildere ich diese Beispiele aus zweierlei Beweggründen:
    1) Offensichtlich und oben schon erwähnt: Gewalt gegen Lehrer in Deutschland ist keine Fiktion oder nur auf bestimmte Stadtteile in Berlin beschränkt, sondern leider Realität.
    2) Der - für mich - sehr bedenkliche Umgang mit dieser Gewalt. Hierfür muss ich etwas ausholen:
    Gemein hatten alle drei Fälle, dass die betroffenen KuKs einerseits sehr schockiert waren und zu recht forderten, dass dieses nicht geschehen dürfe, aber andererseits schon bei der Kommunikation über diese Vorfälle quasi "zurückruderten", indem sie diese immer mehr verharmlosten.


    Zum Beispiel 1) An der Situation waren mehrere SuS beteiligt, die untereinander in den Clinch gerieten. Natürlich ist auch deren Aussage, dass die Attacke nicht der Kollegin gegolten habe. Die Kollegin selbst sagte zunächst dazu, dass sie nicht wüsste, ob die Attacke ihr gegolten hätte. Später, dass sie nicht glaube, dass die Attacke ihr gegolten hätte und nach einem Gespräch mit der SL, dass sie überzeugt sei, die Attacke hätte nicht ihr gegolten, sondern wäre eben in der Peripherie der kämpfenden SuS unabsichtlich geschehen.


    Zum Beispiel 2) Hier verhält es sich sehr ähnlich. Der Kollege war zwar entsetzt, unterstrich aber gleich, dass er durch die Wucht eines auf ihn aufprallenden Körpers umgeschleudert wurde. Somit sei die Attacke nicht direkt gegen ihn geführt worden, sondern gegen einen Schüler, dessen Körper ihn schließlich umgeworfen hätte.


    Zum Beispiel 3) Als ich der Kollegin selbstverständlich angeboten hatte, als Zeuge für den Vorfall gegenüber der SL auszusagen, da ich allein diese massive verbale Gewalt und die Androhung der körperlichen Gewalt für äußerst bedenklich halte, sagte diese, dass dieses nicht nötig sei, da ja nichts passiert sei und sie darüber hinaus nicht davon ausginge, dass der Schüler sie geschlagen hätte.
    Ich hatte in der konkreten Situation den Vorfall und auch sie ganz anders wahrgenommen, habe allerdings ihren Wunsch, dieses nicht "an die große Glocke zu hängen" akzeptiert.


    Nun mag jeder selbst das Verhalten der Kuks interpretieren. (Und es ist auch nicht so, dass man das nicht verstehen könnte.)
    Allerdings bleibt bei mir der ganz fahle Nachgeschmack, dass die Thematik "Gewalt gegen Lehrer" in deutschen Schulen in Graubereichen, über die man lieber nicht redet - out of sight out of mind - bzw. nicht reden "sollte", stattfindet.
    Selbst wenn Vorfälle innerhalb der dicken Schulmauern öffentlich werden und Unterstützung bei der SL gesucht wird, erscheint mir diese nahezu ohnmächtig. Die betreffenden SuS sind weiterhin auf unserer Schule und außer einem DuDuDu, einigen Entschuldigungsbriefen an die betroffenen KuKs und in Ausnahmefällen (da hatten die SuS eben nicht nur diese geschilderten Vorfälle vorzuweisen, sondern eine riesige Palette an unterschiedlichen Fehlverhalten beginnend ab Schuljahr 5) einige bedeutungslose TKs (weil auch nur DuDuDu in anderem Gewand), ist nichts passiert.


    Am Ende bin ich sprachlos darüber, wie wehrlos Schulen (oder nur meine?) solchen Gegebenheiten gegenüber zu sein scheinen. Es bleibt das Gefühl, dass diese Thematik von offizieller Seite nicht gewollt ist und die feste Überzeugung, dass hier etwas ganz gravierend falsch läuft!


    Marinad, vielleicht hilft dir mein - zugegeben langes Geschreibsel - wenigstens zu sehen, dass du mit der Problematik nicht alleine bist. Vielleicht finden sich ja noch ein paar KuKs, die dir konkreter helfen können.
    Ich wünsche dir persönlich alles Gute und dass dein Mut, den du hier zeigst, in Zukunft wieder das momentane Angstgefühl ablösen mag!

    Was als Drama angekündigt wurde, endete in einer verlogenen Schnulze.


    Hauptaussage: Wenn die Lehrerschaft nur engagiert genug ist - klappt es auch mit der Inklusion. Und zwar auch ganz locker flockig ohne Inklusionshelfer! Besser noch, gar Göttliches ist möglich und am Ende werden Lahme wieder gehen.
    Schade nur für den armen Paule... aber auch nicht wirklich, kriegt er doch noch nen Papa ab. Und wenn wir noch ein wenig sensibler wären, kann Paul in Zukunft auch auf der Schule bleiben.
    Wen kümmert da die persönliche Bilanz des Lehrers... Ach was, wofür braucht der schon so eine zickige Frau, wenn doch alle Kinder seiner Klasse die seinen sind.


    Heiter weiter und gute Nacht!

    Mitglied_31: Glückwunsch zu deiner Entscheidung!


    Ja, wenn die dienstlichen "Notwendigkeiten" auch die hartnäckigsten Ja-Sager nicht mehr erreichen, wird als "finaler Rettungsschuss" gerne noch das Wohl der lieben Kleinen ins Feld geführt, um die ausgequetschte Zitrone nochmals zu pressen. Am Ende wundert man sich, warum kein Saft mehr, sondern nur das bittere Weiße kommt.
    Das ist aber wirklich nicht dein Problem!
    Ich finde es auch schade, dass dein Fach nun nicht mehr angeboten werden kann, aber dieses ist nicht dir, sondern deiner außergewöhnlich unflexiblen SL zuzuschreiben, welche komplett - aber immerhin prinzipientreu - versagt hat!


    Oh Gott, oh Gott! (Dieses Forum schafft gelegentlich Gottesnähe ;) – man sehe mir das nach!)


    Mich vermag das auch zu verwundern, mit welcher Selbstverständlichkeit und mit welcher Dienstaufassung hier einige KuKs Umstände hinnehmen und diese noch verteidigen, die zumindest in der Peripherie der Ausbeutung angesiedelt sind.


    Diese "Argumentation", "Dienst ist Dienst und jut ist.", setzt dem Ganzen die Krone auf. Genau diese Einstellung, nämlich dass bei einer ständig wachsenden Arbeitsbelastung, dieses schon "ok" sei, da dienstlich notwendig (Was ja per se schon ein sehr weit interpretierbarer Begriff ist - warum wohl!?), führt eben dazu, dass diese permanent ansteigt, da der Dienstherr wieder und wieder medien- und öffentlichkeitswirksam die pädagogische Sau durchs Dorf treiben kann, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob dafür zusätzliche Ressourcen nötig seien. Alles kein Problem - es finden sich ja offenbar genug, die meinen, das "gehöre halt dazu". (Was auch etwas befremdlich ist, da hier wiederum der Dienstherr eine ganz klare Linie hat: Er bezahlt mich nämlich für meine Unterrichtsverpflichtung. Mal kurz im Sinne des Threads darüber nachgedacht... hmmmm..)


    Zum Thread: Bei einer zweistündigen wöchentlichen Unterrichtsverpflichtung die Teilnahme an allen Konferenzen zu fordern, ist absurd. Argumente, welche darauf abzielen, dass man ja schließlich im ständigem Austausch mit allen KuKs stehen müsse, konnotieren eine Pseudowichtigkeit, welche wenig mit der Realität zu tun hat.
    Mein Rat: Lässt sich kein Konsens mit der SL erzielen, kündige und mache dieses absurde Spielchen nicht länger mit.

    Auch wenn es dir um die Wahl der richtigen Grundschule geht, eine kleine Anekdote dazu:


    Zu der Zeit studierten mein bester Freund und ich damals an derselben Uni Lehramt. Wie ab und an trafen wir uns abends auf ein Bierchen und da er zu dieser Zeit ein Praktikum an einer örtlichen weiterführenden Schule machte, kamen wir darüber ins Gespräch. Bei dieser Schule handelte es sich (für damalige Verhältnisse) um eine, mit nahezu "revolutionärem" Schulprogramm in der Pilotprojektphase, was auch dazu führte, dass an ihr eine bunt gemischte Schülerschaft war, welche durch eine große Heterogenität (durchaus in vielen Bereichen) gekennzeichnet war. Allerdings war auch immer wieder von argen Problemen, verursacht durch eine (teilweise) recht renitente Schülerschaft, die Rede, auch schienen trotz aller Bemühungen die Leistungen (im Vergleich zu anderen Schulen) der SuS weit hinter dem, was man erwartet/angestrebt hatte, zurückzufallen.
    Trotz dieser Probleme war mein Kumpel geradezu vernarrt in das pädagogische Programm, welches er idealistisch überhöhte, dieser Schule und verteidigte es vehement und mit gewieften Argumenten gegen meine Bedenken.
    So entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch, welches mal diese und mal jene Facette der Thematik in den Fokus nahm; unsere Standpunkte blieben allerdings unvereinbar.
    Zum Ende dieses Gesprächs hin sagte ich zu ihm: "Frank, jetzt mal zehn, fünfzehn Jahre weiter gedacht. Mal angenommen, du hättest Kinder und stündest vor der Wahl der weiterführenden Schule. Welche Schule, die von uns diskutierte oder das sich ebenfalls in der Nähe befindliche, gut bürgerliche Gymnasium, würdest du wählen?"
    Daraufhin sah er mich milde - ob meiner naiven und offenbar allzu offensichtlichen Fragestellung - lächelnd an und antwortete mit der Inbrunst tiefster Überzeugung: "Na, selbstverständlich auf das Gymnasium!" und fügte abwägend, ob ich denn möglicherweise schon das eine oder andere Bierchen zu viel genossen hätte und ein wenig frappiert hinzu: "Was ist das denn für eine Frage!?"


    Soviel zum Thema: (Pädagogischer) Idealismus vs. echtes Leben.

    Ich kann den Gedanken bezüglich mangelnder Reife, den die TE hier einbringt, durchaus nachvollziehen und ich finde ihn hier bislang zu wenig beachtet. Mich macht das nachdenklich: Eher wird hier der TE Unmenschlichkeit, Faulheit und mangelnde soziale Kompetenz vorgeworfen, bevor überhaupt in Erwägung gezogen wird, dass möglicherweise eine immerhin fast erwachsene Schülerin selbst für ihre ungenügende Leistung verantwortlich ist. Diese Schülerin wäre gar nicht in die missliche Lage, möglicherweise einen Gnadenpunkt zu benötigen, gekommen, hätte sie ein Mindestmaß an Verantwortung für die eigene Leistung übernommen. Die TE hierfür rückwirkend verantwortlich machen zu wollen, ist deplatziert.
    Schlimmer noch: Es dient nicht gerade der Selbstständigkeitsförderung der SuS – da kann man eigentlich nur noch hoffen, dass die Schülerin nicht beabsichtigt, in Köln Grundschullehramt zu studieren... ;)

    Bitte macht die gelbe Farbe bei Moderatoren-Beiträgen wieder rückgängig. Moderation sollte die Diskussion moderieren, nicht vergewaltigen... Das ist nun wirklich aufdringlich. (*Nichts* gegen die Beiträge inhaltlich, oder gar die Personen!, ihr macht das super - nur die Farbe).


    Nein, viel besser: Ich wäre für "blaulichtblau" und beim Überfahren eines Mod-Beitrages sollte ein lautes "Tatü-Tata" erschallen!


    Ich weiß, dass war unqualifiziert. Sorry und Asche auf mein Haupt!

    Aha. Vom Anwalt gibt es die Punkte_ Oder wie müssen wir diesen Nexus verstehen?


    Nicht nur das. Der Herr Anwalt bestätigt auch noch das moralische Urteil der Schreiberin coco77 ;)


    Ernsthaft:

    Aha. Vom Anwalt gibt es die Punkte_ Oder wie müssen wir diesen Nexus verstehen? Die Frage vorm Verwaltungsgericht ist doch, ob formal alles sauber gelaufen ist. Dazu gehört nicht, wie viel Arbeit der Lehrer mit dem Kurs hatte, sondern ob die Bewertungskriterien den Vorschriften entsprachen und sie den Schülern bekannt waren

    Diesen Ausführungen stimme ich zu!

    Zum Sportunterricht: Was macht ihr Sportlehrer eigentlich dann mit einem gehandicapten Schüler, wenn ihr nur nach Tabellen geht. Der Gehbehinderte weiß schon vor dem Start, dass er eine 6 in fast allen Sportarten erhält und wenn er einen netten Lehrer hat, für seine Anstrengungen eine 5 erhält. Oder sollte er sich schnellstmöglichst vom Sport befreien lassen, obwohl auch ihm die sportliche Betätigung gut tut und das Fach für die soziale Integration des Gehandicapten und die soziale Kompetenz der Mitschüler wichtig wäre.


    Das ließe sich leicht anders lösen: Sportnote aussetzen!


    Auch bei Deutschaufsätzen habe ich schon erlebt, dass Schüler schon vor Beginn sagten, es ist egal, was ich schreibe, ich hatte in Deutsch schon immer eine 5 (meist wegen gravierender sprachlicher Schwächen) Da muss oft viel Kraft investiert werden, dass der Schüler überhaupt motiviert inhaltliche Überlegungen aufschreibt. Die Schüler sind teilweise regelrecht traumatisiert. Und da ist es meiner Meinung nach auch wichtig, dass man den sprachlichen Aspekt beiseite schiebt und einen Aufsatz nur nach inhaltlichen Gesichtspunkten bewertet, um dem Schüler fürs Fach wieder Mut zu machen und dann Zug um Zug die sprachlichen Defizite aufzuarbeiten.


    Finde ich äußerst problematisch. Wenn unsere Abgänger sich auf eine Stelle bewerben, für die eine gute Deutschnote eine Rolle spielt, dann sollte diese auch eine gewisse Ausdruckskraft haben. Eine zukünftige Sekretärin (Assistentin der Geschäftsleitung) beispielsweise sollte halt neben inhaltlichen Gesichtspunkten auch Orthografie und Grammatik der Sprache beherrschen.

    Diese Aussage eines Studierenden stimmt mich nachdenklich:


    "Es ist nicht so, dass wir da abgeholt wurden, wo wir standen, sondern irgendwo in der höheren Mathematik angesetzt wurde, wo einfach die Basis bei uns fehlte, überhaupt etwas zu verstehen."
    Quelle: Deutschlandfunk: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1709002/


    Und mag wohl zeigen, dass an der Basisfragestellung dieses Threads durchaus etwas dran ist.
    Ich meine, wenn das ständige "Abgeholtwerden, wo man steht" so in Fleisch und Blut übergeht, dass dieses von erwachsenen Studierenden als "echtes" Argument deklariert wird, ist das sicherlich problematisch und ein deutliches Indiz dafür, dass im Bereich Selbstständigkeit und Eigenverantwortung noch hoher Entwicklungsbedarf besteht.

    Eine interessante und wichtige Fragestellung!


    Ich möchte Brick in the wall und Friesin zustimmen. Auch Cambria hat recht mit der Feststellung, dass sich individuelle Förderung und Eigenverantwortlichkeit nicht ausschließen müssen.
    Dennoch stelle auch ich immer wieder fest, dass es zumindest einen Trend in Richtung geringere Selbstverantwortung vs. ind. Fördrung zu geben scheint.
    Das äußert sich bei uns so, dass insbesondere Klassen, welche besonders ind. gefördert werden, durch eine vergleichsweise große Unselbstständigkeit auffallen. Da ich allerdings immer auch sehr großen Wert auf Eigenständigkeit lege, stört mich dieses um so mehr. Ganz böse wird es, wenn ich diesen Klassen/Kursen dann noch eigenständige Leistungen (außerhalb von Leistungsüberprüfungen) abverlange. Man merkt: Das sind sie schlichtweg nicht gewöhnt.
    Nochmal: Ind. Förderung und Eigenverantwortung schließen sich nicht aus. Dennoch habe ich den Eindruck, dass sich manche KuKs zu Gunsten der ind. Förderung da - durchaus wohlwollend und wohlmeinend - verhauen.

    Zunächst: Einer der besten und wichtigsten Threads seit langem!

    Aber können wir etwas machen, damit unsere Position mehr Beachtung findet??


    Dieses scheint mir die dringendste Frage zu sein, welche ich sicherlich nicht erschöpfend beantworten kann und welcher ich mich daher zunächst anschließe. Dennoch einige Gedanken dazu:


    1) Aufklärung: Das Thema "Inklusion" muss, ähnlich wie in diesem Thread, viel deutlicher in das Bewusstsein aller Beteiligten rücken. Ich war erschrocken, als ich vor einigen Monaten die ersten Male mit Kollegen über dieses Thema sprach, wie wenige von ihnen bislang davon überhaupt gehört hatten, bzw. darüber näher informiert waren, was unter diesem "Zauberwort" zu verstehen sei.
    Gut, was uns Lehrer angeht, scheint sich da etwas in den letzten Monaten getan zu haben – das zeigt auch dieser Thread.
    Das alleine wird allerdings nicht reichen!
    Sehr viel wichtiger wird es sein, dass dieses Thema auch in den Fokus der Medien (die ihren Standpunkt noch nicht gefunden zu haben scheinen) und der Eltern rückt.
    Eine Möglichkeit dazu hat hier vor Monaten die Userin rotherstein versucht, allerdings erfolglos, wie man hier leider lesen konnte.
    Dennoch bleibt dieses die wichtigste "Aufgabe"! Eltern und Medien müssen erfahren, was Schulpolitik hier letztendlich mit allen Kindern vorhat! Lehrer haben keine Lobby – Eltern haben durch das Gewicht ihrer Wählerstimmen da durchaus ein gewichtiges Wort mitzureden. (Wobei es natürlich problematisch ist, wenn nahezu alle Parteien Inklusion befürworten. Aber hier prognostiziere ich, dass die eine oder andere Partei ihre Fähnlein durchaus in den Wind setzen würden, wenn deutlich spürbar wäre, dass die Eltern in Majorität gegen Inklusion sind. Schwupps - sind wir wieder bei der Wichtigkeit der Aufklärung!)


    2) Kein vorauseilender Gehorsam: Ein Beispiel: Wir inkludieren derzeit noch nicht. Dennoch stand dieses Thema als Infotop (So nach dem Motto: Zwar weiß man nichts Genaues – aber stellt euch schon mal alle darauf ein, dass das kommen wird.) auf der Tagesordnung der LK. Wenn dann als erste Reaktion eine Kollegin (guten Willens) nach Fortbildung "schreit" und der Schulleiter, der gerne schon freiwillig am Inkludieren wäre, dieses als Notiz (später dann als gefühltes Meinungsbild interpretiert) aus der Konferenz mitnimmt, ist dieses ganz sicher nicht der richtige Weg und führt dann zu...


    3) Nein sagen! Und zwar immer, wann dieses innerhalb rechtlicher Parameter möglich ist. Der Dienstherr (und seine Vasallen) muss merken, dass der Widerstand gegen Inklusion groß ist. Wenn dieses – wie so viele Dinge – in vielen Lehrerzimmern einfach abgenickt würde, wäre das katastrophal. Inklusion muss unbequem sein!
    In diesem Zusammenhang interessierte es mich auch, inwieweit das Ganze rechtlich auf einem stabilen Fundament fußt. Das heißt, ist es eigentlich legitim, dass eine ganze Berufsgruppe gezwungen wird, Arbeiten durchzuführen, für die diese nicht ausgebildet ist? Hieran darf sich dann gerne die Frage anschließen, ob dieses gesellschaftlich verantwortbar sei!

    Soweit. Nur, wodurch wird denn sicher gestellt, dass diese Erkenntnis tatsächlich und nachhaltig eintritt?


    Das wird für den aktuellen Moment gar nicht sichergestellt, sondern wird die Zukunft zeigen müssen. Es kann auch gar nicht sichergestellt werden - da nur die Schülerin selbst darüber "entscheidet", was sie aus dem Ganzen "mitnehmen" wird. Deswegen darf die Möglichkeit der Erkenntnis allerdings nicht vorenthalten werden.


    Wir können intervenieren, Hilfe/Gespräche anbieten, Experten vermittel, etc. Leben können wir die Leben der SuS nicht – das müssen und sollten (durchaus positiv konnotiert) sie schon selbst tun!

    Lieber Walter, musste nochmal lesen, dann erschließt sich vielleicht auch dir der Sinn... :D


    meike:
    Das mache ich ja – immer und immer wieder! Vielleicht hilfst du mir mal, denn wenn nicht, muss ich bei meiner Meinung bleiben, dass der absolut überwiegende Teil deiner Zitate keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn liefern und darüber hinaus nichts mit der konkreten Thematik des Threads zu tun haben. Aber ich wiederhole mich (auch bezüglich der etwaigen Intention, uns generell zu belehren), was du - als aufmerksame Leserin - allerdings sicherlich weißt.


    Vielleicht meinst du ja auch den von dir (nachträglich) hervorgehobenen Bereich am Ende des zweiten Zitats. Hier würde ich der Fettschrift gerne eine Unterstreichung der Phrase „im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ hinzufügen.


    @ Diejenigen, die mit einer "Nichtlösung" argumentieren:


    Das ist so vereinfacht nicht richtig. (Klar, für den Moment gilt das Argument "der Verschiebung der Probleme"!). Diese Argumentation berücksichtigt allerdings nicht, dass diese Schülerin nun erstmals mit einer für sie spürbaren oder auch erfahrbaren (um mal in der pädagogischen Diktion zu verweilen) Konsequenz ihres Verhaltens konfrontiert wird. Die Vermittlung dieser so essentiellen Erkenntnis, nämlich, dass man tatsächlich selbst dafür verantwortlich ist, was man tut, als Ziel von Schule nicht anzuerkennen, wäre fahrlässig. Damit wäre dann in der Tat wirklich niemandem geholfen!
    Dass dieses nicht durch die vorangegangenen Maßnahmen erreicht wurde, ist zwar bedauerlich, aber ebenso Fakt!

    meike: Schöne lange Zitate, wenn auch ohne zusätzlichen Erkenntnisgewinn und daher recht sinnfrei. Es sei denn, du wolltest explizit und dem konkretem Fall folgend, hierauf hinweisen:


    1. die Grundrechte für sich und andere wirksam werden zu lassen, eigene Rechte zu wahren und die Rechte anderer auch gegen sich selbst gelten zu lassen,


    4. die Beziehungen zu anderen Menschen nach den Grundsätzen der Achtung und Toleranz, der Gerechtigkeit und der Solidarität zu gestalten,


    Weiterhin:


    Die Schulen sollen die Schülerinnen und Schüler darauf vorbereiten, ihre Aufgaben als Bürgerinnen und Bürger in der Europäischen Union wahrzunehmen.


    Für den Fall, dass du generell darüber belehren wolltest, dass Schulen den Auftrag zum Unterrichten und Erziehen haben, darfst du getrost annehmen, dass das die überwiegende Mehrheit tatsächlich bereits wusste.

    Ich halte es im Interesse aller angehenden Lehrkräfte für ausgesprochen unkollegial und kurzsichtig, sich für das Streikrecht der Beamten einzusetzen. Sobald dieses erwirkt ist, wird kein Lehrer mehr verbeamtet, weil der Dienstherr dann keinen Grund dafür mehr hat. Finger weg vom Streikrecht für Beamte!


    Das halte ich auch eher für eine zu pauschale Aussage, außerdem für falsch verstandene Kollegialität: Das hieße ja, sich aktuell nicht für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, um etwaigen zukünftigen KuKs eine positive Berufsdefinition vorzugaukeln, die in der Realität nicht gegeben ist. Das ist unkollegial, weil Augenwischerei – eben dieselbe, die der Dienstherr benutzt, um die aktuellen Zustände durchzusetzen.

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