Beiträge von Walter Sobchak

    °Edit: was mir überhaupt nicht gut tut: ich hätte gerne deutlich mehr Stunden, aus finanziellen Gründen. Aber das ist eine andere Schiene.


    Hmm, bei mir ist es genau andersherum: Ich hätte gerne weniger Stunden - dafür aber mehr Geld! ;)


    (Und das hat evt. gar nicht mal so wenig mit dem Thema zu tun, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.)

    Kuschlerin:
    Vielleicht hast du mich falsch verstanden (zugegeben: meine Haltung wird in der sehr knappen Ausführung auch nicht wirklich deutlich). Ich bin kein Gegner von Selbstbestimmung. Allerdings lehne ich sie in der Definition - erwachsen in einer virtuellen Realität - von Hüther, Hauser und Precht als pädagogisches Allheilmittel ganz entschieden ab. Denn hier wird suggeriert, dass man den SuS nur das Richtige anbieten müsse und der Rest regelte sich schon von selbst.
    Das ist nicht nur fahrlässig, sondern konkret auf meine SuS bezogen unglaublich ignorant und fast schon etwas wie unterlassene Hilfeleistung.
    Ich will das etwas erklären: Viele unserer SuS sind, wenn sie in der 5ten zu uns kommen, schlichtweg überfordert durch (zu viel) Selbstbestimmung. Ich muss ihnen erst einmal einen Rahmen geben, in dem sie sich sicher fühlen und bewegen können. Dieser Rahmen ist geprägt von einigen wenigen Regeln, die auf ein respektvolles Miteinander und auf Angstfreiheit ausgerichtet sind. Hierfür biete ich ihnen Führung und Orientierung an (und entschuldige bitte die Wortwahl, das ist mein verdammter Job!) . So herum wird dann auch ein Schuh daraus: Erst wenn sie Sicherheit über ihr eigenes Handeln in diesem Gefüge (Welchem ich selbstverständlich ganz klar und ganz deutlich vorstehe – nicht, um meine nicht vorhandenen diktatorischen Gelüste zu befriedigen, sondern um auch hier eine Verlässlichkeit, welche sie oft genug gar nicht kennen, die sie aber brauchen und auf ihre Art auch einfordern, zu gewährleisten.) gewonnen haben, funktioniert Öffnung des Unterrichts - durchaus auch bezogen auf mehr Selbstbestimmung.


    Von der Wichtigkeit der Beziehungsebene musst du mich ebenfalls nicht überzeugen. Im Grunde genommen läuft darüber fast alles. Übrigens: Auch Führung funktioniert ebenfalls nur, wenn es auf der Beziehungsebene stimmt. Dieses wird allerdings gerne mal von KuKs ausgeblendet, die Führung mit reinem autoritären Stil verwechseln...


    Ganz am Ende: Den kontrollsüchtigen Lehrertypus mag es wohl geben. Für mein Kollegium gesprochen, sehe ich diese Spezies (mich eingeschlossen) nicht!

    Traumtänzerei! Nicht mehr.


    Ich wollte auch gerade auf den "Erzählonkel" Precht zu sprechen kommen, der uns einen netten Plausch auf Kaffeekränzchenniveau mit Gleichgesinnten als philosophische Kontoverse verkaufen will, doch alias kam mir zuvor. Auch den Beiträgen von Thamiel und Ixca kann ich viel abgewinnen. Ich memoriere meine Schulzeit ebenfalls anders: Ganz kurz gefasst, wurde mir in der Mittelstufe ein Fundament, eine Basis des Denkens angeboten und in der Oberstufe gingen mir – immer mal wieder - die Augen auf.


    Die Mär (jedenfalls in der Definition dieser selbsternannten Bildungsexperten) vom selbstbestimmten Lernen. Bla, bla, bla... Ich kann es nicht mehr hören.


    Ebenfalls der "Jedes Kind ist hoch begabt" Quatsch! Ich würde Gerald Hüther, Uli Hauser und den Precht gerne mal ein halbes Jahr in unsere gemütliche, kleine Hauptschule einladen. Da können sie diese These gleich mal fix in der Praxis überprüfen und ganz nebenbei eine kleine aber feine Lektion in Lebenswirklichkeit (welche ja von diesen gerne bemüht wird) lernen.
    Danach sehen wir weiter.

    chrisy und tina40


    Ihr beschreibt ein Problem, dass ich durchaus (so ähnlich) sehe.
    Was die "Kinder aus prekären Lebensverhältnissen" angeht, bin ich davon überzeugt und erlebe es täglich, dass man diese weder mit außerschulischen (in der Definition des Threads) noch mit schulischen Angeboten "packt". Um diese ernsthaft zu fördern, benötigte es einer frühzeitigen und massiven Intervention in den Familien selbst. Vorstellbar wäre beispielsweise eine regelmäßige und auf Dauer angelegte Begleitung dieser Familien durch Sozialarbeiter. Dass dieses - in dem Rahmen, wie es nötig wäre – sehr, sehr kostenintensiv wäre, liegt auf der Hand (ich deutete dieses ja bereits in einem Klammertext an).
    Hierin liegt für mich auch die gefährliche Augenwischerei: Die Politik erkennt durchaus Handlungsbedarf, scheut allerdings die enormen Kosten für echte Förderung und spielt – wie so oft – den Ball an die Schulen weiter und stellt sie vor Aufgaben, die sie nicht (oder nicht im notwendigen Maße) lösen kann. Einer dieser faulen "Lösungsansätze" ist die Ganztagschule.
    Nun könnte man sagen: "Besser als nichts!" Ja, fast. Allerdings nur, bestünde die gesamt Schülerschaft aus "Kindern aus prekären Lebensverhältnissen". Auf der anderen Seite stehen Eltern und Schüler, welche gut und gerne auf ganztägliche Beschulung verzichten könnten und würden, um die "gewonnene" Freizeit in ihrem Sinne sinnvoll und positiv auszufüllen. Diese werden – immer mehr - in Ganztagssysteme gezwungen (für NRW gesprochen, allerdings geht der Trend in Richtung Ausbau der Ganztagsschulen auch bundesweit in diese Richtung), weil dieses politischer Wille ist, bzw. genauer gesagt, der ungenügende aber kostengünstige Plan B.


    Am Ende verliert der überwiegende Großteil! Aber auch dieses ist ja derzeit politisch en vogue (siehe die Inklusionsdebatte). Dieses Vorgehen ist erbärmlich, verlogen und eben Augenwischerei.

    Piksieben:
    Ach herrje, da wird wieder mal der gute, alte Stammtisch hervorgekramt. Aber das ficht mich nicht an, die Stammtische werden schlechter gemacht, als sie sind. ;) Unter Lehren allerdings treten sie häufiger mal als "finaler Rettungsschuss" der Argumentationskette auf, wenn sonst nichts mehr geht. Man mag davon halten, was man will.


    Aber war es nicht ursprünglich so, dass du hiermit,

    Selbstverständlich lernen Kinder in der Schule soziales Verhalten, und vor allem dort. Oder wie bitteschön soll man lernen, sich in einer Gruppe zurechtzufinden, wenn man das einzige Kind ist?

    , die Schulen als den genuinen Ort der sozialen Entwicklung eines Kindes beschreibst? Ich habe dem ein paar Alternativen entgegengesetzt. Die Generalisierung meiner Aussagen betreibst du, nicht ich.


    Die Kritik meiner Ausführungen gehen dahin, dass den SuS immer weniger Freizeit zur Verfügung steht, die sie für ihre soziale Entwicklung (durchaus im Umgang miteinander) nutzen können. Diese These ist belastbar. Als Beispiele für die Verknappung der Freizeit der SuS seien hier nur mal G8 und selbstverständlich der Ausbau der Ganztagsschulen genannt. Letztere werden allerdings immer wieder als "Heilbringer" (vor allem von der Politik), insbesondere für Probleme der sozialen Entwicklung Jugendlicher, beschrieben. Dass sie bisweilen Teil des Problems sind (eines anders gelagerten Problems, nämlich eines Problems, welches in den Familien selbst anzugehen wäre, was allerdings ungleich kostspieliger wäre und eine andere Diskussion ist - deshalb hier nur als Klammertext), passt nicht ins Bild.
    In meinen Augen ist dieses eine gefährliche Augenwischerei!


    alias: Und ist dieses hier,

    wenn hier etwas platt ist, dann ist es deine Aussage. Wir werben in der Schule ständig für Angebote der Jugendtreffs, Sportvereine und Musikschulen - aber es interessiert keine S... Das würde ja eine auf Dauer angelegte Verpflichtung bedeuten - und sei es nur für ein zweiwöchiges Ferienprogramm zum Preis einer Kinokarte. Gantagesschulen haben damit nicht SO viel zu tun. Die belegen zwar ein Zeitfenster - aber die Kids haben andere Interessen. Da muss man dringend zum Online-Game um den Score zu halten - oder die Kumpels würden mit Häme reagieren, falls man sich in ein Angebot der Kirchengemeinde einträgt. Das ist sowas von uncool - selbst wenn das Programm sowas von cool wäre.

    , nicht ebenfalls eine recht "platte" Aussage? Jedenfalls wenn sie ohne Einschränkungen stehen bleibt?
    Ich meine, es stimmt schon. Den Schülertypus, welchen du beschreibst, gibt es wirklich und auch nicht selten. Dennoch denke ich, dass auch hier ein differenzierter Blick lohnt: Unsere Schüler sind regelmäßig (Mo. - Fr. - Ausnahme Di.) bis 16:00 Uhr im Unterricht und dann gegen 16:30 Uhr (viele Fahrschüler) zu Hause. Ich habe diese mal gefragt, was sie in ihrer Freizeit machen. Natürlich kamen die zu erwartenden Antworten: "Ich chille dann erst mal!" Bei genauerer Betrachtung kam raus, dass mit diesem Chillen häufig gemeint war, dass die SuS sich für eine Stunde hinlegen und schlafen! Die sind platt! (Und mir fällt es nicht schwer, dieses nachzuvollziehen.)
    Auch der Tag eines SEK I Schülers (ich selbst habe eine 8. Klasse – von den Kleinen brauchen wir hier gar nicht zu reden – wobei diese auch noch zusätzlich am Dienstagnachmittag "beschult" werden) ist endlich, ebenfalls seine Ressourcen.
    Da hilft es auch nichts, wenn Sportvereine, Musikschulen, etc. ihre Angebote auf den frühen Abend verlegen – irgendwann ist der Akku leer. Ebenso verhält es sich mit sozialen Kontakten in der Freizeit. Die ziehen nicht abends um 19:00 Uhr nochmal los, um dann das zu tun, was ich weiter oben "spielen gehen" nannte und somit wird Facebook als Ersatzhandlung immer attraktiver.

    Oder wie bitteschön soll man lernen, sich in einer Gruppe zurechtzufinden, wenn man das einzige Kind ist?


    Hmm, mal überlegen. Wie war das noch...


    … ach ja, beim Zusammensein mit anderen Kindern. Man nannte das damals "spielen gehen" und unsere Eltern und Lehrer und Schulministerien haben uns damals doch völlig unverantwortlich tatsächlich eine gewisse Zeit des Tages, meistens war das am Nachmittag nach den Hausaufgaben bis zum Abendbrot, zugestanden, die wir Kinder ohne direkte Aufsicht eines Erwachsenen miteinander verbrachten.
    Was war sonst noch? Ah, Sportvereine, Musikschulen, Pfadfinder, Jugendgruppen, Zeltlager, Ferienpass, usw. Und das alles in der "schulfreien" Zeit - nicht auszudenken.


    Aber, du hast schon recht. Schule kann das alles viel besser. Da läuft das wenigstens in geordneten Bahnen. Schließlich hat man sich extra ein neues Fach "soziales Lernen" einfallen lassen und dieses auf vielen Seiten geduldigen Papiers schillernd beschrieben. (Und so viele Pädagogen können schließlich nicht irren.) Und da muss man sich ja auch in einer Gruppe zurechtfinden, wie du ja richtig sagst.
    Gut, man braucht dafür etwas mehr Zeit - aber, Gott sei Dank, haben wir ja nun die selig machende Ganztagsschule - die wird es schon richten!

    Frappierend, wenn denn die befragten 3000 Eltern den tatsächlichen Querschnitt aller Eltern in Deutschland widerspiegeln. (In diesem Sinne schieße ich mich der Frage des TS nach dem Auswahlverfahren der Eltern an, denn schließlich stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt.)


    Besonders auffällig ist, dass es auf die Top-Plätze vor allem sehr allgemeine Aussagen geschafft haben, denen ebenso allgemeine und weiche Kriterien zu Grunde liegen.


    Beispielsweise:
    "dass viel Wert auf soziales Verhalten gelegt wird" (84% und damit die Top-Platzierung) Was soll das sein? Ein Bildungsziel? Blödsinn, dass ist eine Selbstverständlichkeit und darüber hinaus auch eine Notwendigkeit, wann immer mehrere Menschen zusammenkommen. (Dieses Prinzip dürfte der Menschheit auch seit Bestehen der selben bekannt sein, allerdings meint man neuerdings das Rad neu erfunden zu haben, was dann auch erklären mag, weshalb "Wertlegen auf soziales Verhalten" in gesellschaftlichen Zusammenhängen überhaupt als "Bildungsziel" definierbar ist und dieses Seiten um Seiten in vielen Schulprogrammen füllt.


    Oder:
    "dass eine umfassende Allgemeinbildung vermittelt wird" (80%) Ja, wie nun? Etwa im humboldtschen Sinne? Oder, doch mehr so: Etwas hiervon, etwas davon - so, wie es grad´ passt? Dieses Bildungsziel ist so allgemein, dass es passen muss (kann ja nicht schaden): Für die Schule, für das Leben und für Jepardy!


    Überhaupt wird hier wieder mal das Bild einer alle glücklichmachenden Allgemeinschule für alle im Allgemeinen gezeichnet, die allgemein eine Ganztagsgesamtschule ist (dann reicht die allgemeine Zufriedenheit sogar im Allgemeinen bis zum alltäglichen Nachmittag an und dann braucht man sich im Allgemeinen auch am Nachmittag nicht um seine Kinder kümmern), es wird allgemein von allem etwas gelernt, allen ist allgemein auch das soziale Miteinander grundsätzlich und allgemein irgendwie wichtig - man legt da allgemein Wert drauf - und am Ende freuen wir uns allgemein über einen allgemeinen Schulabschluss und die erworbene Allgemeinbildung und klopfen uns sozial kompetent gegenseitig auf die Schultern!



    Ich würde (im Allgemeinen) noch mal drüber nachdenken!

    Lächerlich! Schulleitungen und ihre Vasallen werden mitunter immer wunderlicher und überschätzen in einem gefährlichen Übermaß ihre Befugnisse. Sicherlich etwas, was man durchaus mit dem Lehrerrat kommunizieren kann.
    Bleib standhaft und lasse dich nicht auf den Sonntagsdienst (wir sind ja keine Messdiener) ein. Die Drohung bezüglich deiner möglichen Beförderung ist ebenso geschmacklos wie verfehlt und darüber hinaus auch unhaltbar.
    Wenn weiterhin auf Erfüllung des Schulprogramms insistiert wird, lasse dir dieses als schriftliche Dienstanweisung geben (und diese leitest du dann direkt an den Lehrerrat/Personalrat weiter).

    Ich wäre an deiner Stelle vorsichtig. Du sagst selbst, du hättest nur Indizien. Eigentlich hast du noch viel weniger: Du hast eine Notenliste, die du nicht erstellt hast und deine Interpretation derselben. Gründe, warum es zu der unterschiedlichen Anzahl von Noten bei den einzelnen SuS gekommen sein mag, gibt es mannigfaltige, die du allerdings ausblendest, bzw. nicht in Betracht ziehst. Das ist doch insgesamt sehr, sehr dünn. Mein Rat lautet folglich: Finger weg!

    Herrje - was für eine Posse!


    Schön auch, dass die Schulaufsicht in ihrer grenzenlosen Weisheit bereits die zukünftig Verantwortlichen bestimmt hat:


    "Und die ADD hat den Fall bereits unter die Lupe genommen: „Obwohl der Text kein offensichtlich erkennbares rechtes Gedankengut wiedergibt, zeigt doch die Auswahl des Liedes dieser Band durch die Schüler deren bedauerliche jugendliche Naivität und Unüberlegtheit“, heißt es in einer Stellungnahme. ADD-Sprecherin Eveline Dziendziol kündigt Konsequenzen an: „Die Schulleitungen der weiterführenden Schulen werden über diesen Vorfall unterrichtet. Zukünftig werden die Schulleitungen auch über Inhalte von Veranstaltungen, die von Schülern organisiert werden, entscheiden.“ Etliche Schule verfahren schließlich bereits so, dass sie sich Programm vorlegen lassen."
    Zitat: http://www.rhein-zeitung.de/re…_arpage,2.html#articletop



    Ich plädiere ohnehin dafür, dass der Verfassungsschutzbericht zur Pflichtlektüre aller Lehrkräfte wird. Und nicht nur das: Jede Lehrkraft sollte auch wöchentlich nachweisen, dass sie sich tatsächlich diesbezüglich profunde und aktuelle Kenntnisse erarbeitet hat. Dieses nachzuprüfen, obläge der SL, die dieses durch Wochenend-Kolloquien (denn diese Dinge brauchen Zeit) realisierte. Obligatorischer Teilnehmer dieser Kolloquien wäre zudem der lokale Geistliche. Einerseits als der SL übergeordnete geistliche Instanz, andererseits um den so geprüften Lehrkräften nach Bestehen (aber nur dann!!!) noch ein vorgezogenes "Wort zum Sonntag" mit auf den Weg zu geben: Das hebt die Moral und stärkt den Charakter!

    Ich habe nur die erste Seite gelesen, aber ich kann nur Modal Nodes und Melosine zustimmen, anders gesagt:


    Und das qualifiziert dann zu dieser Aussage:

    Niemand wird dazu gezwungen Lehrer zu sein oder zu werden. Jedem steht es frei zu gehen! In der "freien Wirtschaft" warten sie händeringend auf die jammernden und moralisch überqualifizierten Lehrer dieses Forums. Nur zu!


    Respekt!

    Hier wurden bereits viele Kniffe genannt. Für besonders wichtig halte ich:


    - keine spontanen Gespräche = nur mit Termin
    - eine moderne Telefonanlage lässt sich so konfigurieren, dass bestimmte Nummern nur zu bestimmten Zeiten durchkommen (oder auch gar nicht)
    - wenn es dir hilft, bitte einen Kollegen zu den Gesprächen dazu

    Auch wenn ich beispielsweise Siliciums Beiträge durchaus nachvollziehen und ihnen zustimmen kann, möchte ich ein Stück weit wieder zu der Ausgangsfragestellung des Threads zurückkehren. Hier ging es darum, ob Arbeitnehmerrechte nicht oder nur eingeschränkt für Lehrer gelten, bzw. ob diese nicht durch eine sehr hohe Erwartungshaltung an die Verfügbarkeit (seitens der Eltern, ich würde dieses noch um SL, KuK und Mitarbeitern, wie Schulsozialarbeit ergänzen wollen) von Lehrern immer wieder ausgehebelt werden.
    Ich stelle mir diese Frage auch immer wieder. Ein paar Beispiele:


    Ich bin an einer Ganztagsschule tätig (08:00 - 16:00 Uhr Unterrichtszeit). Oft genug kommt es vor, dass man an einem Tag, an dem man durchgängig Unterricht hat, neben einer planmäßigen Aufsicht noch zusätzlich (aufgrund von Ausfällen anderer KuKs) beispielsweise für die Mittagspause eingeteilt wird. Das bedeutet, dass man von 08:00 - 16:00 Uhr unter absolutem Dauerfeuer steht. Wie man sich danach fühlt, brauche ich hier niemandem zu erläutern.
    Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass dieses Vorgehen durch Arbeitnehmerrechte legitimiert ist. Dennoch ist es bei uns an der Regel. Im Durchschnitt sind mehrere KuKs pro Woche davon betroffen.
    Ich ziehe jetzt mal keinen Vergleich zu höheren Managerposten, sondern tendiere mal in die andere Richtung, indem ich mich an meine Studienzeit erinnere: Bevor ich erkannt habe, dass ich mit diversen "Computerjobs" wesentlich bequemer wesentlich mehr Geld verdienen kann, habe ich mein kümmerliches Studentenauskommen zuvor mit allerlei körperlich sehr anstrengenden Tätigkeiten aufgebessert. Beispielsweise mit Lagerarbeiten (LKW Be- und Entladung für eine große deutsche Spedition). Für die zahlreichen studentischen Aushilfskräfte gab es da Schichten von fünf Stunden. Selbstverständlich wurden auch den Aushilfskräften während dieser fünf Stunden (also bezahlt) zwei Pausen von etwa 15 Minuten zugestanden. (Im Übrigen war es später, als ich beispielsweise als Redakteur eines großen Online-Portals gearbeitet habe, nicht schlechter: Meine Hauptarbeit habe ich vom heimischen PC erledigt (4 Stunden von Montag – Freitag, was meine Zeiteinteilung war, ich hätte die 20 Stunden auch frei auf die Woche verteilen können), dabei in Teilzeit soviel verdient, wie viele Arbeitnehmer in Vollzeit. Ab und an (etwa vierteljährlich) gab es Teammeetings zu denen man anreisen musste. Selbstverständlich war die Anreise, das Meeting selbst und die Abreise (Reisekosten wurden erstattet) bezahlte Arbeitszeit - man vergleiche das mal mit Konferenzen!)
    Ein anderes Beispiel:
    Der "Durchschnittskollege" hat in den letzten drei Wochen vor den Ferien bei uns an der Schule an fünf Konferenzen (drei LKs + zwei Zensurenkonferenzen), wenn er auch noch in der Schulkonferenz ist, an sieben Konferenzen teilgenommen (müssen!!!), welche alle außerhalb der Unterrichtszeit stattgefunden haben. Nun ist natürlich offensichtlich, dass bei uns schulorganisatorisch etwas fürchterlich aus dem Ruder läuft. Geschenkt - das ist nicht mein Punkt. Es geht doch darum, dass die SL mit ihrer miesen Planung durchkommt, da die Dienstpflichten und deren Ausmaße bewusst so schwammig definiert sind, dass sie nahezu unbegrenzt ausdehnbar und interpretierbar sind. Geschickter Schachzug der Schulministerien - aber bei einer rechtlichen (beispielsweise am Arbeitnehmerrecht) Überprüfung nicht haltbar. Hier wird also wissentlich von staatlicher Seite der möglichen Ausbeutung gegenüber ihren Staatsdienern (die eigentlich - und ich müsste lachen, wenn es nicht so pervers wäre - einer besonderen Fürsorgepflicht unterliegen) Tür und Tor geöffnet. Das ist skandalös! Und - wie gesagt - gemessen an geltendem Recht: Unrecht!


    Komme wir zur Erwartungshaltung von unterschiedlichen Seiten:


    Wir sind hierbei wieder an meiner Schule, wieder steht ein Arbeitstag von 08:00 – 16:00 Uhr ins Haus und glücklicherweise steht in der Mittagspause (diese beträgt knapp eine Stunde) nichts an: Sowohl die SL als auch die Schulsozialarbeit sieht diese Zeit, als einen frei für Gespräche zu nutzenden Zeitraum an. Dieses scheint für die beiden genannten Parteien so selbstverständlich zu sein, dass angesäuert (SL) bis persönlich beleidigt (Schulsozialarbeit) reagiert wird, wenn von Seiten der Lehrkraft nicht spontan und lächelnd einem solchen Gespräch zugestimmt oder dieses gar abgelehnt wird. Das ist schon eine sehr befremdliche Auffassung darüber, wer und in welchem Maße über die Freizeit von Lehrkräften zu bestimmen hat!


    Ein letztes Beispiel bezüglich der Erwartungshaltung:


    Anrufe von Eltern (aber auch Behörden (Jugendämter) und Einrichtungen) in Pausen und zwar bewusst zu diesem Zeitpunkt. Wieder sind wir an meiner Schule, wieder steht ein atemraubender Arbeitstag bis 16:00 Uhr an und dieses Mal bin ich auf der Sonnenseite des Lehrerlebens, weil ich keine Aufsicht habe. In der Majorität geht es bei diesen Anrufen nicht um wirklich Wichtiges (dann fände ich es ausnahmsweise auch akzeptabel), sondern diese haben eher jene Qualität: "Ja, schönen guten Tag, Herr Sobchak! Der Keven vermisst seit einiger Zeit seinen Tuschkasten. Können Sie, als sein KL, mal eben in den Kunstraum gehen und nachsehen und dem Keven den Tuschkasten geben!? Der ist so grün mit Punkten drauf!“ Tja, was soll man dazu sagen? (In diesem gepflegten Forum besser nichts das, was angezeigt wäre.) Die Häufigkeit solcher Anrufe zeigt jedenfalls, mit welcher Selbstverständlichkeit bezüglich der Verfügbarkeit von Lehrkräften diese Eltern anrufen. Ich bin mir sicher, sie meinen das nicht "böse", sondern gehen davon aus, dass dieses ok sei. Das ist es nicht!


    Schließen möchte ich mit einem Zitat von Karl Jaspers: "Es ist das Schicksal eines Volkes, welche Lehrer es hervorbringt und wie es seine Lehrer achtet."


    Da ist wohl was dran!

    Ich bin bei c. p. moritz und bei Latin_Lover. Wo liegt der Rechtsbruch? Was ist die Rechtsgrundlage für die gegen den Lehrer erhobenen Maßnahmen?
    Und: Falls es diese Rechtsgrundlage nicht gibt, wäre es nicht notwendig, dass die Bezirksregierung Arnsberg sich ihrerseits für die (eventuell zu vorschnell) getroffenen Maßnahmen gegen den Lehrer zu verantworten hätte? Ich meine, wenn schon Rechtsstaat, dann doch bitte für alle.


    Nur um Missverständnisse zu vermeiden: Ich persönlich finde die geäußerten Ansichten des Lehrers schräg. Clever war es bestimmt sogar nicht. Mir geht es hier tatsächlich und ganz grundsätzlich um die Rechtslage.


    Sollte sich herausstellen, dass die Bezirksregierung Arnsberg ohne Rechtsgrundlage - quasi in einem Anflug vorauseilender political correctness und mit der Intention ihre Lehrer erziehen zu wollen - gehandelt haben, sollte sie deutlichst in die Schranken gewiesen werden.

    Nun, ich denke was die Kreativität betrifft: Die meisten größeren Unternehmen dürften für Führungsrollen mittlerweile die Eigenschaft der Kreativität höher bewerten, als mathematisches Fakten- und Formelwissen. Letzteres übernimmt meist eh eine Software für welche sich gut ausgebildete Informatiker auszeichnen müssen.




    Wie hoch die Kreativität derzeit im Kurs steht zeigt sich besonders im Bereich Medien und Internetfirmen (google, apple, opera etc.). Aber auch andere relevante Bereiche setzen an Ingenieure bereits ein hohes Maß an eigenständiger Denk- und Kooperationsfähigkeit. Will Schule hier "liefern", so kann dies verständlicherweise nicht mittels einer reinen Paukschule gelingen.


    Mir scheint, du siehst das recht verklärt.
    Ich habe selbst schon in diesem Bereich gearbeitet und kann dazu ausführen, dass Kreativität zwar in einigen Bereichen durchaus notwendig ist - insofern liegst du richtig - allerdings war für alle Bereiche eine umfassende Sachkenntnis und darüber hinaus eine sichere Beherrschung des Handwerkszeugs (v.a. unterschiedliche Bereiche des Programmierens) absolut obligatorisch.
    Ein Kumpel von mir arbeitet immer noch in einer ähnlichen Branche. Er entwickelt Betriebsysteme für einen großen Handyhersteller: Glaubst du, er macht dieses ohne profunde Kenntnisse mehrerer Programmiersprachen und umfangreiche Mathematikkenntnisse? Selbst so eine kleine App programmiert sich nicht durch Kreativität allein.

    marinad:
    Erstmal möchte ich nochmals unterstreichen, wie gut, stark und richtig ich es finde, dass du weiterhin offensiv mit deinem Erlebnis umgehst. Insbesondere, dass du den Schüler - außerhalb der Mittel der Schule - angezeigt hast, gehört dazu.
    Allerdings hat dein letztes Posting weitere Fragen in mir aufgeworfen. Du schreibst, dass es "keine Zeugen..." gäbe. Mich macht diese Stelle stutzig und ich versuche sie mal zu interpretieren, wobei ich insbesondere hoffe, dass ich mit der zweiten Möglichkeit der Interpretation falsch liege.


    1. Möglichkeit: Die heraus eilenden KuKs und die anwesenden SuS auf dem Schulhof hatten schlichtweg keine Wahrnehmung dazu.
    2. Möglichkeit: Deine KuKs wollen nichts gesehen haben und speisen dich ab, mit Aussagen wie: "Das ging alles so schnell...", "Das war so weit weg...", "Der Baum war im Weg...", usw.


    Aber ohnehin: Zeugenaussagen hin oder her. Selbst wenn es Aussage gegen Aussage steht, finde ich es skandalös, dass eine Lehrerin, die nachweislich körperlich verletzt wurde (zumindest das müsste sich sicherlich bezeugen lassen), nun ihrerseits nachweisen muss, dass der Schüler ihr diese Verletzung absichtlich beigebracht hat. Das heißt ja, dass die Aussage eines gewalttätigen Schülers, der mit Sicherheit schon wiederholt und mehrfach durch ähnliche Delikte in Erscheinung getreten ist, genau soviel Aussagekraft hat, wie die Aussage, einer unbescholtenen Bürgerin (das unterstelle ich dir einfach mal), die zudem noch einen guten Teil ihres Lebens durch ihre berufliche Profession in den Dienst der Gesellschaft und des Staates stellt. (Und bevor hier nun die Rechtskundigen unter uns aufbegehren: Ich bin mir bewusst darüber, dass wir uns in einem Rechtsstaat befinden und dieses eine der berühmten negativen Seiten des Rechtsstaates darstellt. Ich will ihn auch nicht abschaffen – pervers finde ich diesen konkreten Fall trotzdem!)

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