Ich hatte voriges Schuljahr einen Erstklässler, dessen Eltern beide Lehrer waren. Der Junge brachte schon von sich aus sehr gute Leistungen, verstand schnell neuen Unterrichtsstoff, erkannte sofort logische Zusammenhänge uvm.. Trotzdem musste er jeden Tag zu Hause üben, üben, üben. Sei es die Buchstaben, kennengelernte Wörter oder Rechenaufgaben.
Anfangs kopierte die Mutter sogar die Arbeitsheftseiten voraus, sodass der Junge sich gar nicht mehr richtig auf was "Neues" freuen konnte. Ich bekam das erst später mit, da er immer alles brav und ohne zu Murren noch einmal ausfüllte. Bis er eines Tages zu mir sagte, dass er ja die Seiten schon kenne, da er sie zu Hause schon gelöst hätte. Das habe ich dann der Mutter untersagt.
Einmal erzählte er mir (stolz), dass ihm seine Mutter am Wochenende fünf vorder - und rückseitige Arbeitsblätter mit (stupiden) Rechenaufgaben gegeben und er alle Blätter gelöst hätte. Ich habe ihn bedauert!!! Ich hätte es ihm gegönnt, wenn er einfach ein entspanntes Wochenende hätte erleben dürfen.
Auch im Unterricht war er nie "Kind" und nie wirklich entspannt! Er wurde so erzogen, dass er überall der Beste zu sein hatte. Es soll ja schließlich später einmal aus ihm etwas werden, meinte seine Mutter! Auch bei Elterngesprächen störte sich die Mutter an Kleinlichkeiten: Sein Schriftbild könnte noch besser sein, die Ziffern könnten noch leserlicher geschrieben werden usw.. Hm, Zwickmühle (?) - Denn ich nahm seine Hefte immer zum Vorzeigen für andere Schüler, die da etwas oberflächlicher waren.
Beim Sportfest jedoch verstand er nicht, warum er keine Medaille bekommen hatte. (Anm.: Es wurden aus vier 1.Klassen die Gewinner in den einzelnen Disziplinen ermittelt). Er hatte doch "Best"leistung abgegeben. Wer sollte denn da noch besser sein als er war sein Gedanke!
Fazit: "Lehrerkinder" sollten, wie schon genannt, Kinder sein dürfen, welche die Welt der Schule entdecken und auch mal was falsch machen dürfen.
manu1975