Hallo Jorge!
Vielen Dank für Deine Antwort. Die Geschichte des Schulleiters Mahlmann kannte ich noch nicht - gar keine uninteressante Taktik.
Die Idee mit dem Hausmeister ist gar nicht übel. Oft sind ja gerade Hausmeister und Verwaltungsmitarbeiter die heimlichen Machtinhaber.
In erster Linie geht es mir aber wirklich darum, dass ich es völlig unverständlich finde, dass es an solch Grundlegendem mangeln kann.
Hallo Silicium!
Ich antworte einfach mal hier. Vielleicht interessiert es ja auch mal Andere.
Die Kurzantwort: Weil wir's wollen und können.
Ausführlich: Das kommt jetzt vielleicht so rüber, als würden wir unerreichbaren Idealen hinterherrennen oder dergleichen, ist hier aber die tatsächliche Grundeinstellung.
Bei mir persönlich geht das auf die Geschichte meiner Familie zurück, meine Lebensgefährtin brachte eine ähnliche Grundeinstellung mit und fand in meiner Familie die Unterstützung.
Die Familiengeschichte in Kurzfassung: meine Urur-Großeltern waren ganz kleine Lichter, die ihr Leben lang hart geschuftet und eisern gespart haben, um sich irgendwann mal Eigentum leisten zu können. Dann brachte es die deutsche Geschichte so mit sich, dass sie alles verloren haben und mit leeren Händen dastanden. In der Zeit entstand die Grundhaltung, dass Materielles zwar nett, aber im Gegensatz zu Erlerntem auch schnell hinfort sein kann. Seitdem ist Bildung in unserer Großfamilie unantastbar. Will jemand irgendetwas lernen, was er finanziell nicht stemmen kann, findet sich immer ein Geldgeber. Also: Bildung darf nicht am Geld scheitern.
Diese Einstellung bezieht sich aber nicht rein auf die eigene Familie. Meine Lebensgefährtin arbeitet in einem sozialen Brennpunkt im Ruhrgebiet. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund liegt bei rund 80%. Von der letzten Klassenfahrt konnten bei 25 Kindern ganze 3 Eltern die Kosten selbst tragen, bei den anderen sprang das Amt ein. Es ist zudem ein GU-Schule und Schüler mit dem Förderschwerpunkt "emotionale und soziale Entwicklung" tragen auch nicht immer zu einer netten Lernatmosphäre bei.
Nun ist der Anspruch aber, auch unter schwierigen Voraussetzungen guten Unterricht zu leisten, um den Kurzen den bestmöglichen Start bieten zu können. Das erfordert allerdings eine gewisse Lernatmosphäre und in erster Linie die Motivation der Lehrkraft. Wenn aber schon die Ausstattung des Raumes verhindert, dass die Lehrkraft den Unterricht machen kann, den sie als sinnvoll erachtet, hat man ja bloß zwei Möglichkeiten: man kann sich damit abfinden oder Abhilfe schaffen.
Ich kann mir vorstellen, dass die meisten Lehrer mit Idealvorstellungen ins Berufsleben starten und viel davon mit der Zeit verlieren. Wir stehen am Anfang und sind noch nicht bereit, jetzt schon ernste Abstriche zu machen. Da läuft man doch recht schnell Gefahr, die Motivation zu verlieren und der typische Schubladenlehrer zu werden, der in 30 Jahren noch die Arbeitsblätter von damals als zeitgemäß erachtet und nicht wahrhaben will, dass sich auch in der Pädagogik mal was tut.
Letzten Endes kann man es als egoistische Tat betrachten: würden wir nicht selbst dazubuttern, würde es nicht zum häuslichen Glück beitragen. Wir leben nicht auf großem Fuß und können ein paar Euro verkraften. Zudem wurde schon aus der Familie signalisiert, dass es bei Bedarf Unterstützung gibt.
Man muss sich bloß davon lösen können, dass es einfach mal nicht unsere Zuständigkeit ist, diese Dinge zu finanzieren. Aber es ist auch nicht die Schuld der Schüler, dass sie in einer solchen Ecke einer finanzschwachen Stadt großwerden.
Tja, das war die ausführliche Varinate. Wird die Nachfrage bereut?
Schönen Gruß
Philipp