Man könnte den Kindern freistellen, an dem Teil des Unterrichts teilzunehmen. Dann kann es hinterher weniger Beschwerden geben, wenn der Unterricht doch keine Werbeveranstaltung geworden ist. Als (Text)Material empfiehlt sich da eher das "schulkompatible offizelle", i.e. vom Verfassungsschutz oder der zentrale für politische Bildung u.ä - also das, was eine staatliche Institution eben vertreten kann. Gegendarstellungen können die Kinder dann ja als mündlichen Beitrag liefern, wenn sie das wünschen - aber man muss natürlich schon klarstellen, dass ein hereingerufenes "alles gelogen!" und "alles Gehirnwäsche" nicht als inhaltlicher mündlicher Beitrag zählt.
Eine eigene Position als Lehrer zu beziehen halte ich an der Stelle für kontraproduktiv, da muss das Material für sich sprechen. Fragestellungen an die Klasse müssten so gehalten werden, dass es eher um nachprüfbare Fakten und Zahlen geht, und dass vermieden wird, die Menschen innerhalb der Sekte, speziell die Kinder, zu verurteilen - aber den anderen Kindern die nötige Informationsgerüst und Kritikfähigkeit gibt, um sich durch farbige Werbemaßnahmen außerhalb des Klassenraums nicht einladen zu lassen.
Üblicherweise werden Sektenkinder der meisten Sekten gleich welcher Couleur darauf getrimmt, dass die gesamte Außenwelt eine einzige Verschwörung gegen sie ist, sie die Wahrheit gepachtet haben, die anderen Menschen eher dumme Schafe und/oder dem Untergang geweiht sind und man kritischen Menschen nicht denselben Respekt entgegenbringen muss, wie den eigenen Reihen. Das ist ein sehr geschlossenes Weltbild, inclusive der eigenen Selbstüberhöhung (bei Pubertierenden ohnehin sehr beliebt), das sich normalerweise auch eher nicht erschüttern lässt. Das ist für die Kinder von Sekten in dem Fall der unterrichtlichen Thematisierung insofern von Vorteil, dass auch kritische Nachfragen seitens Mitschülern eher nicht zur Verunsicherung oder zur Kränkung führen - darauf sind sie normalerweise trainiert und erwarten genau das. Was wiederum ihr Weltbild bestätigt... So erklärten mir das mal einige Aussteiger auf einer Fortbildung. Die sind trotz recht kritischem Unterricht damals ohne Risse im Weltbild durch die Schule gekommen und berichteten mehrheitlich, auch den üblichen Verunsicherungen der Pubertät fast ganz entgangen zu sein, da ihr Selbstbild durch die Sekte(n)indoktrination frei von den üblichen pubertären Minderwertigkeitskomplexen und Widersprüchen war, im Gegenteil, sie waren der Meinung die Elite zu sein, auch den Lehrern weit überlegen - und ggf. schlechte Noten seien ein teuflischer Versuch ihren "Herrschaftsanspruch" zu unterminieren. Zweifel kamen erst viel später als Erwachsene, als man ihnen grundlegende Freiheiten versagte (Wahl des Ehepartners und des Wohnortes, Wegnahme des Kindes etc).