Beiträge von jole

    Es klingt zuversichtlich, weil ich jeden Tag mit den von dir beschriebenen Schülern arbeite, ich schon manches mal dran verzweifelt bin... Aber es so manches mal auch schon eine gute Lösung gegeben hat, manches sich durch stetige Konsequenz geklärt, gelöst oder wenigstens vereinfacht hat.
    Warum würde Schulpsychologe Schwäche heißen? Ich bin keine Psychologin, sondern Lehrerin und an gewissen Stellen ist mein Repertoire begrenzt. Da schadet weder Jugendamt noch Psycholge. Das sagen wir übrigens auch Eltern, die Probleme mit ihren Kindern habe: holen sie sich Hilfe. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Wir haben einen Schulsozialarbeiter neuerdings. Und ehrlich: das entlastet uns total. Der kann das, was wir vorher konnten, einfach viel besser. Er ist da halt Fachmann. Heute lief jemand vom Jugendamt durch die Schule, die Dame habe ich mir auch direkt gepackt und um Unterstützung gebeten. Ich habe Diagnostik gelernt, ich werde sogar vom Schulamt beauftragt Gutachten zu schreiben. Weil ich eben Sonderpädagogin bin. Habe ich aber z.b. Eine Schüler mit ADHS Verdacht, so bin ich nicht in der Lage das zu diagnostizieren. Ich kann das vermuten. Wenn ich gut bin, verweise ich die Familie dann an einen Fachmann. Das ist der richtige Weg und das solltet ihr eurer Schulleiterin verklickern.


    Du sagst, ich klinge so zuversichtlich. Ja, bin ich auch. Du klingst sehr negativ, bei allem gibt es ein ja aber. Du klingst etwas ängstlich, wenn ich ehrlich bin. Wenn du Ali das Ielzeug wegnimmst, ist das erstmal weg. Ziel 1 erreicht. Er wird danach meckern. Ja und? Soll er doch. Darf er gerne, vor der Türe. Er kommt immer wieder rein? Kein Problem, er darf gerne bei der Schulleitung sitzen ( das hat dann noch den Effekt, dass diese merkt, dass Ali doch recht auffällig ist und Hilfe braucht) . Er geht nicht in ihr Büro? Nerven.... Anweisung wie ein Mantra wiederholen. Nervig, anstrengend, aber hilfreich...


    Noch ein Gedankengang: du bist verpflichtet deine Schüler zu schützen. Würde mein Sohn Schüler in deiner klasse sein und Ali so aggressiv sein, wie du ihn beschreibst, dann kann ich dir sagen, dass ich recht schnell als Mutter zunächst dir und danach deiner Schulleitung Feuer unter dem Hintern machen würde. Meinem Sohn ist ähnliches passiert, als er im 2. Schuljahr war. Und ich war nicht die einzige Mutter, die in der Schule stand. In unserem Fall kann ich sagen, er besucht eine Schule, in der gehandelt wird. Von allen Seiten. In deinem Fall: deiner Direktorin werden die Beschwerden schnell auf den Senkel gehen. Sollten Mitschüler verletzt werden, ist sie und auch du zum Handeln gezwungen. Fürsorgepflicht nennt man das.
    Bei größeren Schülern erstatten wir Anzeige.


    Dir bleibt nur zu Raten: lege die Angst und die "aber"s ab. Wenn du noch Ideen brauchst: ich erzähle dir per pn gerne, wie es bei uns genau läuft.

    Wie steht dein Kollegium zu diesen Anweisungen? Das ist ja katastrophal und ehrlich: ich weiß nicht, ob man ohne Unterstützung der Schulleitung dieses Problem in den Griff bekommt.
    Ich schmeiße einfach noch ein paar Sachen in den Raum, die vielleicht etwas bringen, aber eben nur vielleicht. Ich acker mich einfach mal durch dein Post.
    Zu den Tischen. Hast du freie Wände? Falls ja: setze die schwierigen Schülern mit dem Gesicht zur Wand. Oder hast du das sogar schon? Ich habe Deine Sitzordnung nicht ganz verstanden. Die Braven kannst Du ja in der Gemeinschaft lassen. Falls das nicht geht: ich habe gestern aus meinem u eine Art offenes o gemacht. Also vorne bei der Öffnung noch einen Tisch reingeschoben und dort sitzt jetzt eine sehr schwierige Schülerin. Frontal zur Tafel. Ich habe nicht viel freie Wand. Habe aber drei einzelne Tische an den Wänden für die ganz harten Brocken.
    Hauptmotivation für Ali und Kevin ist bei uns Zuneigung. Das wird natürlich nicht ausgesprochen, die dürfen auch, wenn sie beim Smileyrennen ins Ziel kommen in die Kiste greifen. Aber es gibt so zwischenmenschliches, was man sich verspielen kann. Und eigentlich klappt das immer. Stelle ihnen individuell erstmal nichts Besonderes in Aussicht. Ihr seid eine Klasse, da ist jeder gleich und jeder bekommt nach einer guten Woche das Gleiche. Bei uns ist es übrigens nicht am Ende der Woche, sondern wenn man dann halt im Ziel ist. Aber vielleicht möchte Ali was von Dir. Und wenn es den Strohhalm in den Kakao stecken oder Schuhe zubinden ist. Nutze den Moment zum Aufbau der Kooperation und zeige ihm, dass nettesnfragen belohnt wird, Schuhe an den Kopf schmeißen sanktioniert wird (dazu komme ich gleich).
    Arbeiten die Eltern der auffälligen Schülern alle? Das beeindruckt mich. Die Wenigstens meiner Klasseneltern arbeiten. Wo sind ihre Kinder denn nach der Schule. Spätestens dann muss doch jemand fassbar sein. Und ja, ich würde Eltern auch zu mir zitieren, wenn sie arbeiten. Und wenn sie nicht kommen, hast du trotzdem direkt mitgeteilt, dass etwas vorgefallen ist. Kevin findet es bestimmt nicht toll, wenn du ständig Mama anrufst.
    Naja, unbeschulbar gibt es ja nicht mehr. Es gibt aber als pädagogische Maßnahme der Kurzbeschulung.



    Ja, das Spielzeug, wahlweise das Handy, der MP3 Player undundund. Habt ihr eine Schulordnung? Guck nach, was dort darumsteht. Das ist verbindlich. Ali will sein Spielzeug nicht hergeben? Nerv ihn so lange, bis er es dir gibt. Das funktioniert auch bei Ali, sogar bei Kevin. Wichtig ist, dass du dir in dem sicher bist, was du machst. Hast du dich schonmal mit der konfrontativen Pädagogik auseinandergesetzt? Leider ist es schwierig, wenn man Einzelkämpfer ist. Hol dir Kollegen mit ins Boot.
    Und der letzte Tipp, der mir gerade einfällt, der aber Mut benötigt. Deine Direktorin möchte, dass du total auffällige Schüler unterrichtest! Dann soll sie dir zeigen wie. Sie ist deine Vorgesetzte und hat eine gewisse Pflicht dir gegenüber? Sie soll dir Wege zeigen, wie es geht und zu dir in die Klasse kommen. Sie ist dafür da, dir in schwierigen Situationen bei Seite zu stehen.
    Und nun bleibt nur noch: viel Kraft, guck auf die positiven Momente!

    Ich bin auch nicht der Meinung klüger oder toller zu sein, als mein Umfeld... Ich brauche niemanden der sagt "Wow Frau Jole, du hast den tollsten und beeindruckensten Job. Habe ich nämlich auch wahrscheinlich nicht. Mein Sohn will Tiefseetaucher werden, das wäre beeindruckend. Mein Umfeld weiß, dass ich mein Geld fleißig verdiene. Ich arbeite mit schwer auffälligen Kindern und Jugendlichen. Da hat tatsächlich jeder, den ich kenne, Respekt vor. Ich habe aber nicht nötig, dass man mir die Füße küsst und sagt "tolle Frau Jole, Du bist Akademikerin und großartig". Es reicht mir, wenn mein Umfeld meinen Job für voll nimmt. Und mein Papa darf ruhig sagen "jaja, du arbeitetest in einem Freizeitpark" denn bei ihm weiß ich, dass er wohl den größten Respekt vor meinem Beruf hat. Und ja, es ist okay, wenn jemand keine Lust auf pubertierende verhaltensauffällige Kinder hat, bin ich damit auch voll einverstanden. Und das darf jeder aussprechen. Warum das schlimm sein soll, verstehe ich nicht.



    Ich arbeite tatsächlich weniger als 40stunden in der Woche. Und von 6 wochen Sommerferien hatte ich auch wirklich 4,5 Wochen frei. Auch gedanklich. Das darf auch ruhig jeder wissen. Negativ geäußert hat sich da aber noch keiner zu...


    Oh, zum Typus nachlässig gekleidete Junglehrerin gehöre ich ganz bestimmt. Und das sogar gerne... Das schmälert meine Kompetenz aber nun wirklich nicht,oder? Ich bin durchaus bewusst darüber, dass ich Schule kann und das sogar recht gut. Ich bin klein, schmal und nachlässig gekleidet. Und Junglehrerin.
    @silicium: in welchem Bundesland sitzt Du? Ich denke immer, dass ich dich gerne mal zu mir in die Schule einladen würde.

    Welche Ordnungsmaßnahmen sind denn bei Euch möglich? Evtl. kannst wenigstens jeden Tag die Eltern zu einem Gespräch antanzen lassen? Das ist zwar für Dich erstmal Mehrarbeit, wird sich aber nach hinten rentieren, denn die Eltern sehen, was mit ihrem Kind los ist.
    Ja, positive Verstärkung des Einzelnen funktioniert häufig ganz gut. Lobe ganz viel gutes Verhalten. Gruppentische zu belohnen würde bei mir auch nicht funktionieren. Da fällt mir gerade auf: Du hast Gruppentische? Lös die erstmal auf, ich bevorzuge das U, das ist aber eine individuelle Vorliebe. Guck aber, das Du Einzeltische zur Verfügung hast, die ziemlich reizarm sind. Also zur weißen Wand hin zum Beispiel. Da muss Kevin arbeiten, wenn er sich nicht benehmen kann. Das klingt doof, hilft aber ungemein. In meiner Klasse gibt es drei solcher Plätze, einer davon ist direkt vor meinem Pult.
    Alis Spielzeug gehört für den Schultag Dir. Diese Rückendeckung solltest Du durch Deine Schulleitung haben. Du kannst ja begründen, dass er, solange das Spielzeug in seinem Besitz ist, nicht mitarbeiten kann und du wirst schließlich dafür bezahlt ihm etwas beizubringen.

    Mir fallen gerade nur ein paar Ideen ein, die Dir evtl. in einzelnen Situationen helfen könnten. Ich schreibe sie einfach mal quer auf und Du fragst nach, wenn Du etwas wissen möchtest, okay?
    - bei uns (ich arbeite an eier Förderschule LE/E) müssen gewalttätige Schüler gehen. Also wer gewalttätig ist, der darf nicht an meinem Unterricht teilnehmen. (Eltern müssen abholen kommen und am nächsten Tag zu einem Gespräch erscheinen.
    - Du hast bei den ausländischen Familien die Möglichkeit einen Übersetzer dazu zu holen, wenn Du ein Elterngespräch führst (ich weiß aber nciht, ob das evtl. bundeslandabhängig ist)
    - Praxisgedanke: einzelne Dinge nur von einzeln benannten Schülern duchführen lassen. Also ich meine: "Kevin holt jetzt sein Rechenheft", hat Kevin sein REchheft geholt "Ali darf jetzt sein REchenheft holen" usw.
    - für das Kind, das bei allem Hilfe braucht: Integrationshelfer beantragen, dann hast Du die ganzen Sachen unter den Fingern weg
    - Praxisgedanke: gib erstmal nur ganz kurze Arbeitsphasen vor, am Besten transparent mit TimeTimer oder Eieruhr. "Du arbeitest jetzt so lange mucksmäuschenstill, bis es klingelt." Führe ein Smiley (oder ähnliches)system ein und sobald jemand quatscht, verschwindet ein Smiley. Bei gutem Verhalten gibt es eine Belohnung (was und wie auch immer, bei mir gibt es ein Teil aus der Überraschungskiste)
    - die Familien, wenn sie denn bereit sind, sollen sich weiter Hilfe (Ansprechpartner Jugendamt) holen oder sich an den schulpsychologischen Dienst wenden. Wenn die das nicht wollen, kannst Du bei mehrfach wirklich gewalttätigem Verhalten selbst das JA (nach Absprache mit Deiner Schulleitung) informieren.
    - je nach Bundesland: das Kind, von dem Du zuerst geschrieben hast, ist ja deutlich auffällig, stelle einen Antrag auf ein AOSF.
    - Das Wichtigste:transparente Konsequenz... das klingt so lapidar dahingesagt, aber es wirklich das Wichtigste und nicht immer das Einfachste... Bei uns gibt es wirklich sehr auffällige Schüler und glaube mir, es wirkt.


    Was ist mit Deinen anderen Schülern? Kann man mit denen arbeiten?

    *hihi*, als ich Deine Bilder anklickte, habe ich gedacht "oh,... das ist bestimmt eine bilinguale Schule, das sieht so englisch aus"... und dann guckte ich und sah im Profil, dass Du gar nicht in Germay bist... Es ist anders, würde ich sagen... nicht negativ anders... anders halt... aber man arbeitet, glaube ich, auch ganz anders, oder?

    Und ich würde mein Kind sonntags NICHT dienstverpflichten lassen. Sonntag ist oft der einzige Tag, den wir komplett als Familie haben... das würde ich der Lehrerin meines Sohnes wohl einen Vogel zeigen.
    Referendarin: gesetzlich ist das Ganze etwas schwammig. Also vorsicht und nicht laut aussprechen, dass es bei Euch so ist.

    Öhm, ich möchte kein Spielverderber sein, aber irgendwie sind die Regeln "naja" komisch formuliert.
    "Wir reden mit uns normal"? Vielleicht wäre "Wir sind freunlich zueinander" besser?
    Besser ist auch, wenn man nicht nicht schreibt. Also die Regel "wir sind freundlich zueinander" impliziert, dass man nicht schlage darf.Aber man darf auch nicht treten und nicht anspucken. Sollte bei der Regel "wir schlagen nicht" jemand spucken, wäre es ja reintheoretisch erlaubt.
    Wie geht man mit Material vorsichtig um? Ist recht schwammig diese Regel.


    Wichtige REgeln finde ich auch:
    Wir nehmen unsere Kappen ab und räumen sie in die Tasche.
    Wir beginnen pünktlich mit dem Unterricht.
    Wir trennen unseren Müll.

    Silicium, du schreibst hier gerade tatsächlich ohne die nötige Erfahrung. Wenn mich ein Schüler anspuckt, sich respektlos verhält, muss er nach Hause. Gar keine Frage!
    Im Übrigen: solltest du Schüler aus muslimischen Ländern unterrichten, so sei dir bewusst, dass die Eltern mehr als überzeugt davon sind, dass du der Fachmann für Erziehung bist.


    Wenn ich weggehe und auf fremde Menschen treffen, die zu vorgerückter Stunde fragen, was man beruflich macht, höre ich meist "Wow, Hut ab, ich könnte das nicht" ich habe noch NIE erlebt, dass in meinem Umfeld mein Beruf ernsthaft abgewertet wurde. Ein humorvolles "na, wie viele Wochen hast du noch Urlaub?" kann ich sehr gut ertragen. Mein komplettes Umfeld achtet meine Arbeit sehr.
    Ich arbeite an einer Förderschule in einem sozialen Brennpunkt. Da gibt es sicher Eltern, die sich gegen uns stellen, die respektlos sind. Da magst du Recht haben. Aber da sollte man ausreichend professionell sein und im Notfall auf das hier schon benannte Hausrecht bestehen. Wenn ich ehrlich bin, allzu oft habe ich noch nicht erlebt, dass wir jemandem rausschmeißen mussten. Viele Eltern sind dankbar für unsere Hilfe und glaube mir, selbst die Eltern meiner Schüler sind sich bewusst, dass wir studiert haben.

    Volle Stelle, 2 Kinder, Hund, Haus, Garten...
    Geputzt wird es, wenn es passt....gesäugt wegen Hund jeden Tag. Superordentlich ist es nicht, nervt mich recht häufig, aber Kinder gehen hält vor. Ich arbeite gerne und verbringe dann gerne Zeit mit meinen Kindern. Garten... Naja... Mein Bruder ist Gärtner, der würde es machen, aber meine Söhne lieben Fußball...

    Öhm nö... Ich habe mich nicht lustig gemacht, sondern es lediglich nicht verkehrt ist, wenn du dir evtl. Beistand holst. Elternschreck hat ähnliches gesagt. Im Übrigen kann man auch als Sudi eine Rechtschutzversicherung haben,das hat nichts mit "lächerlich machen" zu tun. Wenn damit Schülern arbeitest, schadet es nie abgesichert zu sein. Egal ob als Studentin oder Ref oder fertige Lehrkraft.


    Ich halte mich jetzt hier raus und spare mir meine Gedanken.

    Ich halte dieses Thema schon für sehr wichtig. Ihr dürft gerne mal bei mir über den Schulhof gehen und ihr werdet feststellen, dass dieses Thema extreme Angst in manchen Schülern hervorruft. Unabhängigdavon glaube ich, dass es mindestens zwei Schwule Schüler an unserer Schule gibt, die ständig (indirekt) beleidigt werden. Für mich hat Schwuchtel die gleich qualität wie Spasti...
    Nebenher "gib mir mal das schwule Heft" höre ich sehr oft, kann mir jemand erklären, wie es zu diesem Ausspruch kommt?

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