Aber wie immer muss man halt der Typ dafür sein, muss man innerlich dass auch so vertreten können. Ich bin leider kein Feldwebeltyp
Um welche Klasse handelt es sich denn? Es ist schwierig, so aus dem kalten heraus und ohne Begleitumstände.
Ich denke, dass fängt schon bei der Präsenz im Klassenraum an, also schon beim Hineinkommen in die Klasse. Die innere klare und konsequente Haltung ist wichtig. Wenn ich in die Klasse komme, wird es ruhig, ich habe es schon so oft erlebt, dass sie dann schon vor dem Unterrichtsklingeln bereitstehen zur Begrüßung. Vieles dazu an Hintergründen habe ich aus Vera Kaltwasser Buch dazu gelernt.
Das gleich gilt für den Unterricht, je nach Klassenstufe lasse ich am Anfang Regeln für den Unterricht von den Schülern gemeinsam erarbeiten. Ich gebe die nicht vor. Die werden dann ausgehängt im Raum. An selbsterarbeitete Regeln halten sich die Schüler auch selbst gern dran. Dazu werden auch Konsequenzen und Strafen von den Schülern genannt und dazu geschrieben. Sie können sich meist schon selbst sehr gut reflektieren. Je nach Klassenstufe, mit den kleinen eher, kann man "Regelspiele" machen. Wer sich an die Regeln hält bzw. die gesamte Klasse, erhält einen lachenden . Genauso gibt es aber auch traurige .
Bei 5 kann dann eingelöst werden, entweder ein Spiel oder eine Phantasiereise, ein Quiz mit Preis, was eben zur Klasse passt. Das geht gut bei den jüngeren.
Genauso gut klappt es bei Jüngeren auch mit Roter, Gelber und Grüner Karte, wie im Fußball. Und das Karte hochhalten schont die Stimme. Meine Kinder haben großen Spaß dabei, sie fühlen sich spielerisch angespornt und ermahnen sich dann auch gegenseitig im Klassenverband zu mehr Ruhe. Das einer quatscht, erledigt sich von selbst - sollte es passieren, brauche ich nur die Gelbe Karte zu heben und es ist sofort wieder still
Wichtig ist jedoch, bei all den Störungen auch immer die eigene Wertschätzung den Schülern gegenüber und auch genügend Lob zu zeigen. Allen gegenüber. Ich achte meine Schüler sehr hoch und zeige ihnen das auch, wenn ich mich in den Pausen mit ihnen unterhalte. Sie erzählen mir, was sie zu Hause mache und ich zeige ganz ehrlich meine Hochachtung. Das, was ich von ihnen einfordere, bin ich auch immer bereit zu geben. ich bin niemals ironisch oder sarkastisch.
Immer erst einmal reflektieren lassen und mit ihnen gemeinsam reden: Warum sprecht ihr, wenn ich an der Tafel schreibe? Ich-Botschaft senden. Nachhaken. Vielleicht ist - und ich weiß, das ist hart - dein Unterricht auch zu langweilig? Die Methoden nicht abwechslungsreich genug. Die Sozialformen ändern, Gruppenarbeit, Partnerarbeit einbauen. Frag die Schüler, die sind schon ehrlich und nicht dumm - wenn man sie auf einer menschlichen Ebene anspricht, kooperieren sie auch gern.
Aber natürlich muss man sich dann eben unangenehmen Sachen stellen und die Kritik aushalten. Wenn man weiß, die machen einen vllt. doch ganz gern fertig verbal und nutzen die Macht aus: eben schriftlich per Feedbackbogen machen lassen und einsammeln: Jeder soll aufschreiben, warum er in der Klasse gerne redet und auch aufschreiben, wie genau das zu ändern wäre.
Das nächste Stunde besprechen und umsetzen.
Hier mal ein Sammelsurium an harten und weicherern Möglichkeiten für verschiedene Klassenstufen, was mir so ad hoc einfällt:
Am Anfang der Stunde 5min Zeit geben sich auszutauschen und zu reden, wenn es ein Bedürfnis ist. Dafür dann aber als Regel vereinbaren, dass dann weitere Ruhe herrscht.
Den Unterricht so zügig gestalten mit Tafelanschrieb, Folien und Aufgaben und Buch, dass gar keine Zeit ist zum Reden.
Kreative, nonsense oder paradoxe Reaktionen gehen immer gut bei Unterrichtsstörungen.
Ansonsten könnte man beim Anschreiben an der Tafel es auch so machen, sobald einer redet, aufhören zu schreiben, sich einfach mit an den Tisch setzen und intensiv zuhören. Finden die meistens unangenehm. Sich dabei Notizen ins Heft machen. Sagen, du machst dir Notizen über die sonstige mündliche Mitarbeit
Einen der spricht, dran nehmen vorn an die Tafel und mündliche Kontrolle. Du setzt dich auf seinen Platz.
Verhalten spiegeln. Du lässt jmd. ein Referat ausarbeiten, sobald er mit sprechen anfängt, beginnst du selbst seinen Vortrag unangenehm zu stören.
Oder sich hinsetzen, und den Schüler anschreiben lassen.
Einen Geduldsfaden mitbringen und aufhängen und dann je nach Störung entsprechend abschneiden. Bei Länge X wird dann eine Kurzkontrolle geschrieben, oder noch besser, kommt einer mündlich dran.
Nicht die Störer ermahnen sondern die positiven hervorheben: "also die 1.Bank ist schon ruhig, Karin ist schon ruhig, Peter ist schon ruhig usw."
Ganz plötzlich super laute Musik anstellen und wieder ausmachen. Weiterschreiben an der Tafel, als wäre nichts gewesen.
Du musst das halt vorher ankündigen, deutlich machen dass dich das stört, die Konsequenzen nennen in Abstufungen und sobald eine Störung auftritt, diese auch ganz klar und konsequent umsetzen - mit Konsequenzen für die gesamte Klasse, da keine einzelner Störer auszumachen ist und das auch nicht dein Job ist.
Wenn in der Oberstufe und das entsprechende Alter haben, wo sie freiwillig am Unterricht teilnehmen, rausschmeißen vor dem Klassenraum. Den Stoff sollen sie selbst nachholen zur nächsten Stunde, da sie dann da mündlich drankommen werden.
Das zieht man einmal, zweimal durch und es ist klar, du bist der Bestimmer und King
Aber grundsätzlich ist es so, dass man sich am Anfang die Zeit nehmen sollte, klare Regeln für die Gemeinschaft gemeinsam aufzustellen. Die Schüler mit als mündige Menschen einbeziehen dabei.
Und von Anfang an eine ganz klare, rationale, stringente, innere Grundhaltung einnehmen, die sich auch im Außen zeigt. Schüler riechen die "Opfer" schon auf 100m Entfernung und am Anfang wird getestet, wie weich der Lehrer ist. Da bin ich selbst erst durch eine knallharte "Schule" gegangen. Sie brauchen ganz klare Grenzen. Aber genauso viel auch Humor, Lob, Anerkennung und Wertschätzung. Die Mischung macht es. Nichts ist schlimmer, als unsicheres, wankelmütiges, emotionales Auftreten und Verhalten vor der Klasse.
Und immer gut: Sich die im Thread genannten Bücher besorgen und selbst weiterbilden, ausprobieren. Ich kann Pearl S. Nitsche empfehlen und Krowatschek/Wingert.