Tut mir leid, aber irgendwie habe ich Zweifel daran, dass SchallundRauch wirklich als Lehrperson existiert. Das scheint mir alles ziemlich übertrieben.
Was erscheint dir denn da übertrieben? Ich hatte nich gewundert, dass andere die Szenarien für erschreckend halten. Für mich ist das Alltag, zumindest in einer 8. die ich habe.
Ich kann leider auch mit Tipps wie "die Schüler müssen beschäftigt sein" nichts anfangen. Sie beschäftigen sich nunmal üblicherweise nicht mit den Dingen, die ich da vorgesehen habe.
Und nein, das liegt auch nicht daran, dass mein Anspruch zu hoch ist. Mal ein Beispiel :
Die Schüler sollen - zum 3. Mal!- nach Anleitung ein Kräfteparallelogramm zeichnen. Die hochkomplexe erste Aufgabenstellung an die Schüler lautet: "Zeichnet für die Kraft von 4 kilonewton einen 4 cm langen Pfeil". etwa die Hälfte der Klasse macht nichts- außer mit dem Nachbarn zu quatschen. "Klaus, Lukas, Bernd...Fangt an!" Antwort, 'ich versteh das nicht'.
Ok, vielleicht ist die Anweisung "zeichne einen 4 cm langen Pfeil' für 3.Klässler einer Förderschule tatsächlich schwierig. Allerdings handelt es sich um 8. Klässler einer Regelschule.
Der nächste Arbeitsschritt geht erst recht nicht. Denn nun muss ein Winkel gezeichnet werden. Das müsste ich an det Tafel vormachen, denn mehrere Schüler wissen nicht, wie man einen Winkel zeichnet. Allerdings kann ich den Schülern eigentch nicht den Rücken zudrehen.
Also meine klare Ansage, dass jetzt gefälligst alle aufzupassen haben und ich es nochmal vormache. Und dass sie das für die Hausaufgaben brauchen und ich diese einsammle.
Das nehmen 5 Leute ernst.
Natürlich hagelt es schlechte Noten. Aber das kommt bei diesen Schülern nicht an. Sie verstehen nicht oder ignorieren, dass die Noten mit ihrer Leistung zusammenhängen! Es ist nicht so, dass ihnen Noten völlig egal sind. Sie hätten schon lieber gute Noten.
Aber sie sehen einfach den Zusammenhang nicht. Klassenarbeit mies ausgefallen-> ich bin schuld. Weil die Arbeit viel zu schwer war (ein Großteil der Aufgaben stammt aus der Übungsseite des Schülerbuchs), weil ich NIE was erkäre...
Sie sind sogar überrascht, dass sie für die Mappe eine 6 bekommen, wenn sie die nicht abgeben.
Ich sammle dort mittlerweile fast jedes Arbeitsblatt ein und notiere zum Beispiel, wer (trotz Besprechung der Aufgabe versteht sich) nichts dort stehen oder nicht korrigiert hat.
Nicht, weil ich glaube, dass das was nützt. Sondern um die gerechten Noten vergeben zu können. Auch wenn 3/4 der Klasse dann eine 5 bekommt.
Ich will bei komischen Nachfragen von Eltern ("da kann ja was nicht stimmen, wenn soooo viele eine 5 haben") einfach Nachweise haben.
Dann kann der Papa von Klaus mir auch gerne erklären, warum der Sohn nicht in der Lage ist ein Arbeitsblatt auszufüllen, das schon einmal besprochen wurde.
Notendruck hilft bei den Schülern aber wirklich gar nichts. Eher im Gegenteil.
Was mich richtig, richtig nervt: Natürlich sind auch in dieser Klasse Schüler, die was lernen wollen.
Die es auch verdient hätten, schönen Unterricht zu machen.
Aber Schülerversuche lassen sich kaum durchführen. :-((
Bei uns gibt es einen Trainingsraum. Aber in dieser Klasse hilft das kaum. So groß ist der nicht, dass ich da alle hinschicken kann.
Aber: es wird langsam ein bißchen besser. Zum Beispiel haben jetzt zu Unterrichtsbeginn die Schüler ihre Sachen auf dem Tisch. Und gestern war auch ein Schülerversuch drin. Und viele haben dann sogar von selbst angefangen, ein Protokoll anzufertigen.
Da hilft einfach nur Geduld und Humor. Von beidem möglichst viel.
Was auch hilft: Die Schüler mal in einem anderen Kontext wahrzunehmen. Ich durfte heute bei denen Sport vertreten. War schon interessant zu sehen, dass ausgerechnet bei dieser Klasse die Anstrengungsbereitschaft im Sport verdammt hoch ist.
Ja, manchmal ist der Job hart. Vor allem bei den Pubertieren Aber wenn dann zum Beispiel der Oberchaot plötzlich die Kurve kriegt und in den Raum stürmt mit "ich hab die Hausaufgaben" und tatsächlich strahlt wie ein 5jähriger, wenn er gelobt wird, sowas entschädigt fast.
Man darf auch nicht vergessen, dass viele Schüler nicht nur ein Päckchen zu tragen haben sondern einen ziemlich großen Koffer. An unserer Schule zumindest.
Und dann noch Pubertät...das ist für die selbst ja auch nicht immer lustig.