Ich erläutere gerne mal, warum ich das für faktenfreien Maximalblödsinn halte:
Klar, faktenfrei stimmt nicht ganz. Ein bißchen Wahrheit enthält fast jeder Bullshit.
Schon allein bei der Überschrift klingelt mein Bullshit-Alarm. Und seit der "Akte Aluminium" bin ich einfach etwas skeptisch, wenn Arte ein 'besorgniserregendes Phänomen in das Blickfeld der Öffentlichkeit" rücken will.
Und der Inhalt...nun ja. Da wird behauptet, der IQ würde sinken. Das kann schlicht nicht sein. Denn das ist ein rein statistischer Wert mit Normalverteilung. Wenn alle dümmer sind, ist der Mittelwert immer noch 100.
(Mal abgesehen davon, dass ja fraglich ist, ob das mit der sinkenden Intelligenz stimmt. Zumindest ist die Behauptung das Gegenteil von dem, was sonst behauptet wird.)
Auch die Behauptung, es gäbe vermehrt Autismus und Verhaltensstörungen scheint mir doch sehr aus der Luft gegriffen.
Wird die Behauptung im Film belegt? (Unter der Berücksichtigung der verbesserten Diagnostik?)
Die Auswirkungen von endokrinen Disruptoren auf die Schilddrüse:
Ja, gibt es. Phytoöstrogene zum Beispiel. (Eine Zeit lang galt es mal als gesund, die zu sich nehmen. Da gab es Isoflavone als Nahrungsergänzungsmittel. Vermutlich ist es die gleiche Zielgruppe, die jetzt Angst vor Soja hat.)
Und ja, die können auch Auswirkungen auf die Schilddrüsenhormone haben. Diese Erkenntnis ist allerdings überhaupt nicht neu. Steht so im Beipackzettel von Schilddrüsenhormonen.
Allerdings beeinflussen die Phytoöstrogene nicht die Schilddrüse, sondern die Aufnahme der Hormone.
(Das kann dann natürlich irgendwann auch indirekt die Schilddrüse beeinflussen.)
Und ja, sogar dass eine nicht funktionierende Schilddrüse zu bleibenden Schäden führt stimmt.
(Kretinismus = "Verblödung" durch fehlende Schilddrüsenhormone)
Nur so, wie es dann in dem Einführungstext beschrieben wird, stimmt es halt vorne und hinten nicht.
Die endokrinen Disruptoren kommen von Natur aus vor. Deren Vorhandensein allein schadet also offensichtlich nicht.
Ungeborene werden mit den Schilddrüsenhormonen der Mutter versorgt. Wenn die PCB vom Körper mit Schilddrüsenhormonen verwechselt werden, hat das aber ja nicht nur Einfluss auf das ungeborene Kind sondern auch auf die Mutter. Die Schilddrüsenwerte werden in der Schwangerschaft untersucht. Man würde also sehen, wenn da was nicht stimmt.
Bei Neugeborenen gehören die Schilddrüsenwerte zur Erstuntersuchung. Wenn wirklich eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt, würde es bei Nichtbehandlung zu Hirnschäden kommen.
Aber wir haben 2017, da gibt man Schilddrüsenhormone.
Eine nicht funktionierende Schilddrüse ist zwar lästig (glaubt mir, ich hab' da Erfahrung), führt aber eben nicht zu den genannten Schäden.