Beiträge von Andran
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Habe (okay, ich habe noch nicht viel unterrichtet) die Erfahrung gemacht, dass Schüler sehr gut darauf reagieren, wenn man sie nicht sauer oder ernst rausschmeisst, sondern ganz freundlich bittet doch draußen erstmal runter zu kommen (zu chillen). Einfach mit dem Hinweis "Du, also Du bist irgendwie echt total unkonzentriert und lenkst deinen Nachbarn nur noch ab. Geh doch mal ein paar Minuten an die frische Luft und komm dann wieder rein. Ja ehrlich, ist doch nicht tragisch, aber Du musst erstmal bisschen chillen, sonst bringst Du den ganzen Laden durcheinander"
Wenn der Schüler merkt, man sagt das entspannt und "jagt ihn net raus", dann war bis jetzt die Reaktion eigentlich sehr positiv.Kompliment, dass Du dies bereits gelernt hast. Ich mache das genau gleich und viele andere der jüngeren Lehrer an meiner Schule ebenfalls. Es funktioniert super. Es führt bei den Schülern tatsächlich zur Einsicht, dass sie selbst Schuld sind und nicht der Lehrer. Sie reflektieren ihr eigenes Verhalten und kommen selbständig wieder zurück, wenn sie sich abgekühlt haben und können so zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen können. Gleichzeitig können sie das Gesicht vor der Klasse wahren, da man es nicht als Strafe verkauft. Bei den meisten Schülern ist das so wirksam, dass sie sich noch in den kommenden Monaten viel mehr Mühe im Unterricht geben.
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Ich bin wie coco und andere auch dafür, dass eine gesunde Portion Realismus nichts Verwerfliches ist - auch gerade für das Ökonomische. Es herrscht noch zum Teil die Einstellung vor, dass Lehrer nur aus Idealismus Lehrer sein dürfen, da sie ja schliesslich mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten, ihnen für die Zukunft helfen müssen. Ich erinnere mich da an flammende Reden unserer Professoren über die humanistische Lehrerpersönlichkeit. Idealisiert wurde der sich für die Jugendlichen aufopfernde Lehrer, der in erster Linie Anteil nimmt an deren Leben und nur in zweiter Linie unterrichtet. Sogar bei den Ökonomen wird das noch gelehrt.
Ich sehe das anders und stehe auch dazu. Für mich sind die Jugendlichen in erster Linie Schüler. Ich will, dass alle am Ende auf ein gutes Leistungsniveau kommen. Und hierfür kann ich auch guten Gewissens einen Lohn fordern, da dies in erster Linie eine Arbeit ist und nicht Vergnügen. Wenn ich einzelne darüberhinaus persönlich kennen und schätzen lerne ist dies natürlich ein Plus. Nur deswegen ist der Beruf aber noch kein Hobby und ich habe deshalb auch kein schlechtes Gewissen, wenn ich einen Lohn erhalte und diesen auch versuche zu maximieren.
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Was die Gleichgültigkeit des Lernprozesses angeht so gibt es für mich unterschiedliche Klassen und Schüler. Es gibt durchaus Klassenkonstellationen, in denen mein Interesse am Lernprozess sich in Grenzen hält. Ein 4 stündiger Kurs, der sich größtenteils für das Fach interessiert weckt mein Interesse am Vorankommen der Schüler mehr, als ein 2 stündiger Kurs in der Oberstufe, in dem der Großteil das Fach (meist Chemie, weniger Physik) gewählt halt, weil es Pflicht ist und sich dementsprechend desinteressiert verhält. Dementsprechend wird auch meine Vorbereitung ausfallen.
Denke, dass das legitim und menschlich ist.Menschlich ist es, aber wie ich meine falsch. Gerade bei unmotivierten Klassen ist eine gute Vorbereitung wichtig. Die motivierten Klassen lernen auch ohne lange Vorbereitung unsererseits. Eine Anweisung wie: "Lesen Sie Seiten x, bearbeiten anschliessend die Aufgaben y und kontrollieren Ihre Ergebnisse selbständig mit den verteilten Lösungen" erfordert praktisch keinen Vorbereitungsaufwand und funktioniert wunderbar bei leistungsstarken Klassen, bei desinteressierten Schülern aber endet solch eine Lektion garantiert im Chaos.
Desinteressierte Klassen erfordern zudem meist einen erheblichen Einsatz für die Klassenführung, so dass noch weniger Kapazität bleibt um während der Lektion über Didaktisches und Fachliches nachzudenken. Auch dies bedeutet, dass bei leistungsschwachen Klassen noch mehr vor der Lektion vorbereitet werden muss.
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Ist das echt derart krass?!
Was ist mit Diagnostik-, Einzelförderungs- und Therapiesituationen, in denen man ja gerade ungestört mit einem Schüler arbeiten möchte? Sollten so etwas bei Schülerinnen nur weibliche Lehrkräfte durchführen?!
Du kannst als Mann problemlos Einzelgespräche mit einer Schülerin führen. Ich mach das einfach meistens vor dem Klassenraum während die restlichen Schüler drinnen bei offener Türe selbständig arbeiten. Oder am Lehrerpult vorne und einfach leise sprechen. Die Klasse ist ja doch laut genug, das niemand sonst etwas verstehen kann. Auch wenn eine Schülerin nach dem Unterricht noch eine Frage stellen will - kein Problem - einfach die Türe offen lassen und vorne am Lehrerpult bleiben, so dass man von draussen hineinsieht wenn jemand vorbeiläuft. Ist doch eigentlich ganz natürlich. Falls mal eine Schüler eine Klassenarbeit alleine nachschreiben muss: Einfach die Türe offen lassen.
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