Hallo!
Ich würde mich Bablin anschließen.
Aber wo wir schon einmal beim Thema sind: Ich habe vier (!!)Kinder in der Klasse, die mir große Sorgen machen und bei denen ich nicht weiß, ob ich den Eltern nicht raten soll, das 1. Schuljahr noch einmal machen zu lassen. Auch wenn Ferndiagnosen im Prinzip uinmöglich sind: vielleicht könnt ihr mir ein paar Tipps geben oder Denkanstöße.
Kind 1: ein ausländisches Kind, das über einen recht geringen deutschen Wortschatz verfügt, kann sich im Alltag aber ganz gut verständigen. Ist direkt zu Schuljahresbeginn schon sieben geworden, gehört also zu den ältesten Kindern der Klasse. Im Rechnen ist der Junge im Zahlenraum bis 20 recht fit. Problem ist das Lesen! Selbst kurze einfache Wörter erliest er oft nur mit Hilfe. Sinnentnahme ist dann in der Regel, aber nicht immer da. Kurze Sätze und Texte versteht er (natürlich) nicht. Anlaute hört er heraus, meist auch Endlaute. Viele Binnenlaute kann er noch nicht identifizieren. Buchstaben kennt er, manchmal muss er nachfragen.
Unterstützung von zu Hause beim Lesen kann es nicht geben, da die Eltern unsere Buchstaben überhaupt nicht kennen.
Kind 2: Ein Junge, der erhebliche(!) Konzentrationsprobleme hat (Ursache wird zur Zeit abgeklärt) und bei dem es nun auch noch innerfamiliäre Probleme gibt. Klassengesprächen kann er nicht folgen, Arbeitsanweisungen für die Klasse bezieht er noch nicht auf sich. Den Unterrichtsalltag bewältigt er noch nicht alleine. Lesen: Wörter ja (in einigen Fällen etwas Hilfe), kurze, sehr einfache Sätze (z.B. "Der Ball ist rot") kann er bei ruhigem Umfeld mittlerweile auch verstehend erlesen. Buchstaben beherrscht er, fragt in wenigen Einzelfällen nach. In Mathe massive Probleme mit dem Zahlverständnis, wird langsam besser, rechnet aber zum Beispiel z.T. bei Aufgaben wie 8+1 noch lange. Benötigt auch im Zahlenraum bis 10 immer noch Material, rechnet ausschließlich zählend.
Kind 3: ein ausländischer Junge, eigentlich sehr pfiffig, aber Konzentrationsprobleme, keine Unterstützung von zu Hause. Im Rechnen im Prinzip o.k., baut aber ab. Lesen: in der Regel einzelne Wörter. Buchstaben beherrscht er, fragt teilweise nach.
Wörter lautgetreu aufzuschreiben bereitet ihm noch Probleme. Liniatur beim Schreiben kann er nicht nutzen, verwendet beim freien Schreiben ausschließlich Großbuchstaben, meist auch beim Abschreiben --> wenn ich daneben stehe und immer wieder erinnere, nutzt er Liniatur oft richtig und bemüht sich, keine Großbuchstaben innerhalb des Wortes zu verwenden
Kind 4: sehr jung und auffallend "kindlich", erliest einzelne Wörter, keine Särtze und Texte, hat besonders in Deutsch viel Unterstützung zu Hause. Konnte zu Schuljahresbeginn nur bis 5 zählen, rechnet mittlerweile im Zahlenraum bis 10 Additionsaufgaben meist richtig im Kopf, für die Subtraktion und den Zahlenraum bis 20 benötigt er Hilfsmittel
Hat einige Konzentrationsprobleme, seitdem inhaltlich mehr im Unterricht besprochen wird (hängt wohl mit seinem Alter und der entsprechenden Konzentrationsfähigkeit zusammen).
Bei allen Kindern ist eine leichte positive Entwicklung zu verzeichnen gewesen in den letzten Wochen.
Ich habe die Klasse erst seit 10 Wochen. Bei keinem der Kinder hat die vorherige Kollegin den Eltern angedeutet, dass es knapp werden könnte zum Schuljahresende. Jetzt stehe ich da und kann ja wohl kaum bei vier Kindern anraten, wiederholen zu lassen, wenn die vorherige Lehrerin gar nichts angedeutet hat. Wie würdet ihr vorgehen? Ich finde es so wahnsinnig schwer, da durch die neuen RL nur noch festgelegt ist, was die Kinder bis zum Ende des 2. können müssen.
Bin für jeden kleinen Tipp und Denkanstoß wahnsinnig dankbar.
LG
Sina