Warum ausgerechnet Homosexualität für einige Menschen heute so eine Art "Sakrileg" ist, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Bei anderen ungewöhnlichen "sexuellen Konstellationen" sind gerade die Menschen, die einen Faible für Homosexualität haben, absolut nicht so tolerant wie sie sonst immer vorgeben zu sein. Inzest wird zum Beispiel in Deutschland immer noch strafrechtlich verfolgt. Allerdings betrifft das nur heterosexuellen Inzest und gilt für erwachsene Menschen, die einvernehmlich und selbstbestimmt solche Partnerschaften führen. Da hört man aber komischerweise nie eine grosse Empörung der angeblich so toleranten Menschen, die sonst beim Thema Homosexualität wegen jeder Nichtigkeit auf die Barrikaden gehen.
Für Menschen, die dieses Thema vorurteilsfrei und bar jeglicher Dogmatik angehen, stellt Homosexualität eben kein "Sakrileg" dar.
Inzest und Homosexualität miteinander unter dem Aspekt des "Abartigen" oder "Sträflichen" zu verknüpfen, wie du es hier indirekt versuchst, ist m.E.n. nicht zulässig. Dann aber noch dazu jemandem, der Homosexualität als etwas Natürliches ansieht, Inzest aber ablehnt, zu unterstellen, er sei bigott, ist schon bemitleidenswert, weil es zeigt, dass es mit dem kritischen Denken hier nicht weit her sein kann.
Erstens ist gegen bestimmte Formen des Inzests grundsätzlich nichts einzuwenden. Selbst der Vorwand, dass Kinder mit Behinderungen gezeugt werden könnten, greift hier eigentlich nicht, denn wenn das der einzige Grund ist, aus dem man inzestuöse Beziehungen verbietet, müsste dieses Verbot eigentlich auch auf Paare mit entsprechender genetischer Disposition oder Frauen eines bestimmten Alters ausgeweitet werden.
Zweitens gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen inzestuösen Beziehungen, also zum Beispiel zwischen Mutter und Sohn oder Vater und Tochter, und Sex zweier gleichgeschlechtlicher Erwachsener, die nicht miteinander verwandt sind.
Der wichtigere und auch schon ein ausreichender Grund, um Inzest (unter bestimmten Umständen) zu verbieten, ist die recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb der familiären Beziehungen ein Machtgefälle gibt, das von einer der beteiligten Personen ausgenutzt wird. Dann gibt es genau das nicht, was in homosexuellen Beziehungen vorausgesetzt ist, nämlich EINVERNEHMLICHE sexuelle Beziehungen.
Daran erkennt man, dass sich Inzest und homosexuelle Beziehungen in ihrem innersten Wesenskern unterscheiden.
Ist doch recht offensichtlich, oder?