Theurer Elternschreck,
Du hast mal wieder recht.
Hätte ein Kind nicht auf den Hinweis auf eins der drei Verbote reagiert, dann hätte es natürlich ikeine Strafe bekommen. Höchstens nochmal eine Erinnerung.
Die drei Verbote gab es zum Schutz der Kinder, die drei Erlaubnisse zur Absicherung ihrer Freiheit.
Dass es bei mir keine Strafen oder ähnliches gab, wussten die Kinder.
Sie haben sich drauf verlassen wie auf die Erlaubnisse.
Du kannst Dir nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, noch dazu ganz kleine, die mit ihrer Freiheit und Selbstständigkeit umgehen können. Das blieb so bei diesen Kindern, später Jugendlichen, jetzt jungen Erwachsenen.
Kinder die neu dazu kamen (z.B. in der Dolumentation das wilde Mädchen) brauchten bis zu einem halben Jahr bis sie damit zurecht kamen und dann hats geklappt.
Die beiden letzten Praktikumsberichte stehen auf meiner Website als "Beweise", so wie Briefe oder Berichte von anderen Besuchern.
Die letzten Praktika hatten eine Lehramtstudierende und eine Oberstufenschülerin aus Bielefeld.
Sowas wie die Hinweise an den Tafeln gab es zur Kommunikation, Mitteilungen an Kinder und zur Einhaltung des Tagesablaufs, der Rituale. Wenn da stand (von mir oder einem Kind) dass um 11:50 aufgeräumt sein müsse, hab ich selber auch fünf Minuten vorher angefangen. All das Material sollte ja am nächsten Tag wieder zur Verfügung stehen.
Sie waren nicht "dran", sondern einfach vorhanden und frei verfügbar.
Namen von Kindern an der Tafeln zeigten auch, dass ich immer wusste was los war und Kindern zuschaute und zuhörte. Gut zu meiner Absicherung gegenüber misstrauischen Schulbehörden, Eltern, Kolleginnen. Ich wollte ja auch am Leben bleiben. Sogar das Wort Hausaufgaben stand jeden Tag kurz vor 12 links oben an der Tafel. Kinder haben was hingeschrieben oder sich gewünscht oder selber was ausgesucht. Es gibt schließlich Leute, die glauben ohne Hausaufgaben gäbe es keine Lernfortschritte. Kinder die selbstständig lernen, hören nicht mehr auf.
Eine Mutter fragte mich um Rat, weil ihr Sohn, ein Erstklässler, sich festgearbeitet hatte im Verdoppeln von Zahlen und nicht anderes mehr machte für eine Weile.
Was werd ich ihr für einen Rat gegeben haben?
Der gleiche Junge war wenig später der Spezialist für Friedensstiftung bei wilden Auseinandersetzungen.
Vorteil war, dass ich fast alle Kinder in der Schule schon vom Kindergarten an kannte, ab drei Jahre. Und sie mich.
Hätte es mehr Leute mit meinem Konzept gegeben, wäre es noch einfacher und leichter gewesen.
Weil ich dauernd Schulratskontrollen hatte, war mein Konzept natürlich für die Kolleginnen und Kollegen ein rotes Tuch. Da hielt man sich fern.
Gut nur, dass ich ihnen nicht in ihre Arbeitsweisen reingeredet habe und sie sich auf Entlastung durch mich verlassen konnten, wenn jemand ausfiel oder wenn ein Kind ausrastete in ihrem Unterricht.
Als ein schrecklicher Glatteisregen die Zufahrten blockierte war ich mal der einzige Erwachsene im Schulhaus und hatte mich um sämtliche Kinder zu kümmern. Das ging auch.
Tut mir leid, jetzt hab ich wieder nicht alle Fragen erschöpfend beantwortet. Vielleicht wenigstens ein paar wichtige.
Nein, ich hab nicht bei der Schule gewohnt, sondern reichlich 25 Kilometer weg.