vorgestern war der erste april.
Beiträge von robischon
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das IST das verfahren:
wahrnehmen, beziehungen herstellen, theorien entwickeln, experimentieren, ergebnisse überarbeiten, experte eigenen wissens werden.
dazu braucht ein kind geschriebenes, erfragte auskünfte, möglichkeiten selber informationen zu finden, komplikationen und zuhörer.wie traurig ist dagegen das verfahren bei dem einem kind gesagt wird was es nun tun muss und ob das was es tut richtig oder falsch ist.
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dazu erzähl ich jetzt noch eine nette story.
ich schrieb an die tafel "Paul kann lesen" (ich hatte nämlich gehört wie er neben mir in einem buch las)
und er brauste auf und sagte "Ich kann doch gar nicht lesen".in der gelenkten klasse nebenan hätten brave kinder aufgezeigt und gefragt "Kann ich lesen?" ( und damit gemeint ob ich ihnen erlaube das geschriebene laut vorzulesen)
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leseanfänger
ja, melosine, ich hatte ab 1967 immer wieder erste klassen mit 20 bis 28 kindern ungefähr. und ab 1988 hab ich solchen klassen oder lerngruppen zum schreiben und lesen lernen das material zur verfügung gestellt, mit dem sie selbstständig und miteinander, ohne aufträge, anweisungen, erklärungen wirklich lesen gelernt haben.
das hat sich anders angehört als bei kindern die mit dem "zusammenziehen" trainiert wurden.
die erfahrungen von row-k mit drei kindern denen mängel bescheinigt worden waren, reichen wohl nicht aus um abschließend etwas über ein richtiges verfahren sagen zu können. wahrscheinlich haben die kinder bei ihm gelegenheit gefunden festzustellen, dass sie ja in wirklichkeit längst lesen konnten. -
gut gemeint.
der ablauf beim lernen ist anders.
die kinder die "zusammenziehen" begreifen nach einiger zeit, was da in wirklichkeit los ist. jedenfalls viele von ihnen (nie alle).
weil sie eine zeit lang zusammengezogen haben, entsteht der anschein, ihr lesen sei die folge davon.
sie haben es trotzdem gelernt.
lernen ist nicht die folge von belehrungsmaßnahmen und seien sie noch so gut gemeint. -
Zitat
Sie zieht Buchstabe nach Buchstabe zusammen...also aufbauend...L..LE...LES...LESE....LESEN...und sagt dann noch einmal das ganze Wort.
das kind macht das was ihm so gezeigt worden ist.
das was man dann hört, nenn ich "lesegeräusche". bei solcher art zu lesen kommt es oft vor, dass die lesenden nicht wissen um was es sich eigentlich handelt.
ein wort oder einen satz wiedererkennen und mögen, zu wissen was damit gemeint ist und was es mit einem selber zu tun hat, macht lesen aus.
kinder können ans lesen gebracht werden durch mitteilungen und informationen, die sie selber betreffen.
das allererste was ich lesen konnte (zu hause natürlich) war ein zettel an der tür "Heute Kakao und Kuchen".
leider war es 1946 und von kakao und kuchen keine spur. mein älterer bruder hatte sich das so schön vorgestellt.
was hab ich mit den den wörtern "Heute" und "Kakao" gekämpft.
durch "zusammenziehen" werden sie nicht verständlich.
im zusammenhang der ganzen (wunsch)mitteilung wurde es dann klar.
mit dem blöden "su su lo lo ..." aus der fibel kam ich sicher nicht zum lesen. kein wunder, dass in der klasse ein junge auch noch nach vier jahren erstklässler war. (damals ga es noch nicht solche förder- und versetzungsregelungen) -
zum beispiel so
http://www.rolf-robischon.de/lesen.html -
Zitat
ich möchte einen spruch vermeiden, der schule und ihre arbeit irgendwie kritisch da stehen lässt...
dann musst du sprüche aus dem 19.jahrhundert nehmen:
was hänschen nicht lernt...
was ein häkchen werden will....
lehrjahre sind keine ....damals hießen die kinder und jugendlichen "zöglinge".
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Quand les maitres cesseront dénseigner,
les élèves pourront enfin apprendre.Wenn die Meister aufhören zu lehren,
werden die Schüler endlich lernen können.Montesquieu (1689 - 1755)
Um ein Kind zu erziehen, braucht man das ganze Dorf. (Afrikanisch)
Wenn du etwas halten willst, lass es frei (Chinesische List)
Bei allem, was man einem Kind beibringt, nimmt man ihm die Chance, es selbst zu entdecken. (Piaget)
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"Methode" ist das was die lehrer machen als inszenierung, vorstellung, andacht...
Lernen ist das was bei kindern, jugendlichen.... abläuft an wahrnehmung, verknüpfung, erfindung, theorienbildung, überprüfung, entwicklung...
wenn die "methode" das lernen nicht stört, geht es ganz gut.
wenn der lernbegleiter lernwege einfach freigibt, informationen und lernmaterial zur verfügung stellt, wenn kinder reden und fragen dürfen und experimentieren, dann gibt es keine probleme. natürlich sind die lernbewegungen unterschiedlich schnell und laufen in unterschiedliche richtungen, auf abkürzungen oder womöglich eigenartigen umwegen. lernbegleiter können ja kommentieren und positive rückmeldungen geben.
(zum mathematik-anfang gibt es auch etwas von mir, ohne erklärungen, anweisungen, aufträge) -
hallo sunrise
ZitatMich würde interessieren, wer von den hier Scheibenden sich wirklich intensiv mit der REICHEN Methode auseinander gesetzt hat, und somit qualifiziert ist, dazu ernsthaft was bei zu tragen!
ich hab mich damit beschäftigt. mein konzept mit dem zugehörigen material kannst du als weiterentwicklung ansehen.hallo amanda
das mit dem einprägen, das nicht mehr verändert werden kann ist sowas wie eine alltagstheorie, ein mythos.
bei "unterricht" wie dressur könnte der eindruck entstehen, dass manches gelehrte sich festbrennt wie eine narbe.
frag nur mal nach bei hirnforschern.
lernen ist wahrnehmen und beziehungen herstellen. und dann mit dem wahrgenommenen umgehen, experimentieren. ich hab so viele beispiele dazu.
das gleiche kind schrieb EKNM IKNM IRGANEMER Irganirmer Ich kan nich mer Ich kann nicht mehr
es erfand und entwickelte seine schrift.
wenn es diese mitteilung schrieb, hatte es vorher unendlich viel gearbeitet, geschrieben, gelernt.
kinder die mit der schrift, ihrer schrift experimentieren dürfen und sie für mitteilungen verwenden, sind im dritten schuljahr sichere rechtschreiber. -
die Deutsche Gesellschaft für Lesen DGL weiß, dass es in deutschland mindestens vier millionen analphabeten gibt. das sind leute, die in der schule waren und denen "lesen" beigebracht wurde.
sie können das so wenig wie ich latein kann, obwohl ich es acht jahre in der schule "hatte". -
hallo finchen
ein lehrer der ähnliche probleme hatte wie du, hatte mich um tipps gebeten.
jetzt hat er so geschriebenZitatLieber Rolf,
ich möchte nur kurz blitzlichtartig loswerden, dass ich begonnen habe,
unsere gemeinsame Arbeit (ich rede von meinen Schülern und mir) vom
Kopf auf die Füße zu stellen. Die Kinder haben mich davon überzeugt,
durch ihre beharrliche Verweigerung, im gelenkten Unterricht zu
funktionieren wie geplant. Ich muss meinen "Unterkurs" (die
"Schwächeren" Mathe-Schüler) in der 6. Klasse auf eine Vergleichsarbeit
im Mai vorbereiten, wo es um Bruchrechnung geht. Ich lege ihnen eine
Beispiel-Klassenarbeit hin, damit sie schauen und ausprobieren können,
wie so etwas aussieht und wie es sich anfühlt. Ich gebe ihnen eine
Unmenge sequenziell aufgebauter und selbst erklärender Arbeitsblätter.
Manchmal stehen Äpfel oder ein Kuchen zum essen (und teilen) da. Man
kann sitzen, wo man will, und arbeiten (oder reden, malen, … was dran
ist), mit wem man will. Natürlich kann man auch den Raum verlassen und
wiederkommen. Für die, die mehr Struktur wollen, gibt es auch
vorgefertigte konservative Arbeitsblätter mit Aufgabenstellungen.
Demnächst kommt ein Lerntagebuch dazu, in das kurz vor dem Ende unserer
gemeinsamen Zeit geschrieben wird. Ein Plakat mit Post-It-Zetteln wird
Auskunft geben, wer welches Thema schon bearbeitet hat, damit man weiß,
wen man fragen kann. Verbindlich ist die Aufgabe, in einem Extra-Heft
oder Hefter ein "Fachbuch" zum Thema Brüche herzustellen, in dem man zu
vorgegebenen Kapitelüberschriften alle Fachbegriffe, Phänomene und
Verfahren verständlich erklärt. Ich versuche zu trennen zwischen der
Vorgabe, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ein bestimmten Thema zu
erarbeiten, und der Offenheit, wie und in welchem Rhythmus das in
unserer gemeinsamen Lernzeit geschieht. Die Kinder verstehen das, und
ich glaube, man kann es ihnen in der sechsten Klasse auch zumuten, so
wie uns Erwachsenen ja auch manches zugemutet wird. Man muss die
Zumutung nur als solche bezeichnen und sich dann produktiv mit ihr
auseinandersetzen, anstatt sie unreflektiert an die Kinder
weiterzugeben.
Deine Homepage und dein Buch (Netze spinnen) habe mir wertvolle Impulse
gegeben. Viele sind ja der Meinung, dass eine Öffnung des Unterrichts
in der Sek I nicht so funktioniert. Meine Antwort: Den Kindern
Selbstständigkeit zutrauen und ihnen die Verantwortung für ihren
Lernprozess übertragen geht auch in der Sek.
Ich versuche, zur Bruchrechnung ähnlich selbsterklärende Arbeitsblätter
herzustellen. Eine Kostprobe lege ich bei.
Es gäbe viel mitzuteilen. Ich gehe jedenfalls morgens zum ersten Mal
seit langem wieder gern in die Schule! Ich bin froh, dass ich den Mut
gefunden habe — oder die Verzweiflung groß genug war — aus dem Gleis
auszuscheren.
Jetzt habe ich doch viermal so viel geschrieben wie geplant, statt
schlafen zu gehen.
Es ist ja erst der Anfang vom Weg, und ich wollte melden: ich bin
losgegangen, und es geht auch in der ganz normalen Schule und in der 6.
Klasse und in 45 Minuten und in zusammengewürfelten Kursen. Wenn man
das andere nur ausreichend satt hat beziehungsweise aufhört, die Augen
davor zu verschließen, wie menschenunwürdig die normale Schule ist,
dann mag man keine Entschuldigungen mehr hören. -
klar, dass frau valtin haben will dass ihre fibel mit fara und fu anderen verfahren vorgezogen wird.
wichtig ist, dass hier erwähnt ist, dass jürgen reichens verfahren von fast allen "modifiziert" wird.
und mein "schreib- und Lese-Anfang" passt eigentlich zu den vorstellungen, wie es sein sollte: die kinder sehen komplette wörter, wissen wie sie gesprochen werden (weil deutliche bilder dabei sind), schreiben sie selber in die leeren zeilen und fangen an zu experimentieren. freies schreiben, mitteilungen.
diese mitteilungen werden ständig überarbeitet. dazu hab ich unendlich viele belege.
dass ein kind sind ein "falsch" geschriebenes wort "einprägen" würde (wie tätowiert) ist einfach quatsch.
kinder die viel schreiben, viel geschriebenes sehen, mitteilungen aussenden und bekommen, sind im dritten schuljahr sichere rechtschreiber, experten ihrer schrift.
wenn sie (gut gemeint natürlich) auf fehler hingewiesen werden und verbessern sollen, werden sie unsicher.
und bleiben es.
wenn sie selber nach der richtigen schreibweise fragen (weil sie es wissen wollen), werden sie sicher.
mein Schreib- und Lese-Anfang kommt in dem spiegeltext nicht vor.
hat sich der verlag nicht drum gekümmert? ist er zu klein? ist das verfahren nicht in "mode". passt es nicht zu lehrerinnen und lehrern die kinder sagen wollen was sie tun müssen?
beim Schreib- und Lese-Anfang sind kinder selbstständig. sie lernen selbstorganisiert und kooperativ und reden und fragen unablässig. -
doch, es kümmert sie was andere von ihnen denken.
es wird ihnen sicher nicht sehr oft etwas positives über sie selber mitgeteilt.
was meinst du wie gut sowas tut.
erst glauben sie es vielleicht nicht. es muss also überzeugend sein.
viel erfolg. -
das ist doch überzeugend.
du willst nicht, dass sie sich selber egal sind.
du willst dringend, dass sie das tun was sie können.
sag ihnen das einfach.
sag ihnen, was sie können und ein oder zwei aktionen die sie auf jedenfall schaffen. irgendeine vorstellung über ihr leben könnten sie doch haben.
es wird ihnen eindruck machen wenn sie von dir hören was sie können und dass du willst dass sie diese prüfung schaffen. nach der prüfung kommt ein nächstes ziel.schrecklich, eine schule die so sehr entmündigt. oder?
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hallo dejana
kannst du nicht einfach mit ihnen darüber reden was sie sich vorstellen?
sie sind selber für sich verantwortlich.
du kannst ihnen fragen beantworten wenn sie etwas nicht verstehen.
sie wollen diese prüfung bestehen?
oder nicht ?
lass sie selbstständig sein.
nimm sie ernst. -
hallo nani
das von dir beschriebene problem gibt es unendlich oft.
in deutschland kannst du nun kinder nicht fragen, ob sie der schule fernbleiben möchten. sie MÜSSEN ja kommen.
andererseits stören sie dich bzw. deine art, kinder zum lernen zu veranlassen.
sie zeigen, dass es für sie schwierig oder kaum möglich ist, mit anderen gleichzeitig das gleiche zu lernen.
den knoten kannst du auflösen, indem du mit dem lernen anders umgehst, ihnen material zum arbeiten und informationen zu wissensbereichen einfach zur verfügung stellst und sie selbstständig und miteinander lernen und arbeiten lässt. wenn sie erleben, dass du das wirklich zulässt und frei gibst, gehen sie an die arbeit. und dann kannst du ihnen sagen was sie geschafft haben und dich mit ihnen drüber freuen.
ermahnen, appellieren, drohen, bestrafen, aussondern nützt überhaupt nichts. -
hallo dejana
unter kinder einfach so machen lassen stellen sich viele vor, sowas würde länger dauern als das "antreiben".
ich sollte mal überlegen ob mein lern- und arbeitsmaterial in anderen sprachen genauso wirksam sein kann. kinder sehen geschriebenes, wissen was da steht, finden den platz, es selber hinzuschreiben und fangen an zu experimentieren. so werden sie experten ihrer schrift und ihres wissens und müssen nicht andere fragen was es ist und was sie wissen.
für mich war es (angesichts der probleme mit den behörden) eher kein luxus so zu arbeiten. wenn hirnforscher bestätigen, dass selbstorganisiertes kooperatives Lernen wirksam, effektiv, nachhaltig ist und keine schäden hinterlässt (wie z.b. druck und aussonderung) dann kann es luxus werden und lernen und leben in der lernumgebung schule wird eine feine sache für alle beteiligten. -
hallo dejana
ich hab meine arbeitsweise ziemlich ausführlich beschrieben auf meiner website und in bisher zwei büchern.
ich hab kindern informationen und lerngelegenheiten zur verfügung gestellt, auch allerhand erzählt und vor allem all die fragen beantwortet die kinder haben.
eine "störung" ist dann nur ein hinweis auf ein problem. darum hab ich mich dann gleich gekümmert.
"störungen sind wichtig und haben vorrang" (ruth cohen)
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