Beiträge von Animagus

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    schulgespenst schrieb am 12.02.2007 14:53:


    Ein paar kritische Anmerkunen zu dem Artikel finde ich auch berechtigt.



    Welche denn zum Beispiel?


    Ich kann in den „Gegenkommentaren“ keine Kritik erkennen; jedenfalls keine, die diese Bezeichnung verdienen würde. Die Grundaussage der „Kritiker“ besteht doch in der Behauptung, diese Kollegin habe jahrzehntelang schlechten Unterricht erteilt und wäre dann zusammengebrochen, als ihr das endlich mal jemand gesagt hat. Das Ganze wird dann noch – wie üblich – verallgemeinert und zu der Forderung geführt, auf Lehrer müsste eben rechtzeitig und vor allem noch viel mehr Druck ausgeübt werden als bisher.


    Den meisten Kommentatoren ist offensichtlich entgangen, dass der UB an sich schon eine Art Straf- bzw. Disziplinierungsmaßnahme war.


    Den Artikel selbst finde ich ausgesprochen sachlich. Er gibt keine Antworten, er berichtet lediglich, was sich zugetragen hat und stellt (ganz vorsichtig) Fragen.


    Interessant finde ich, dass es unter den Kommentatoren Leute gibt, die ständig für die Rechte der Kinder kämpfen, aber nicht laut aufschreien, wenn ein Schulrat oder sonst irgendwer Begriffe wie „junge, starke Lehrer“ und „Minderleister“ benutzt. Da müssten doch eigentlich sämtliche Alarmsirenen schrillen.


    Gruß


    Animagus

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    Meike. schrieb am 06.02.2007 21:07:


    Gemäß dieser Logik berichtet man uns dann bestimmt irgendwann von dem interessanten Pflegejob im Altersheim, wo die tatterigen Ex Schüler ins Bettchen gebracht werden ... :)


    Ich fürchte, die echten Pflegefälle rekrutieren sich eher aus der (ehemaligen) Lehrerschaft. ;)


    Wenn wir dann "dort" sind, reagieren wir auch wieder brav auf die "Eins-zwei-drei-Methode".


    Gruß


    Animagus

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    Blume schrieb am 26.01.2007 15:45:



    notfalls mache ich einem improvisierten freesytle unterricht :D:) oder lasse die Schüler selbständig arbeiten und korrigiere währenddessen. ;) Etwas Spass muss man ja schon noch dran haben, oder.


    Wie sieht denn dein "improvisierter Freestyle-Unterricht" konkret aus?


    Das interessiert mich jetzt wirklich!


    Gruß


    Animagus

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    Schnuppe schrieb am 17.01.2007 19:04:


    Wie handhabt ihr das und/oder gibt es eine eindeutige Regel?


    Hallo Schnuppe,


    Laut WAHRIG kann in der mündlichen Sprache bei der indirekten Rede statt des Konjunktivs der Indikativ verwendet werden, wenn der Satz mit „dass“ eingeleitet wird.

    In der schriftlichen Sprache hingegen ist bei der indirekten Rede der Konjunktiv verbindlich.


    Gruß


    Animagus

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    alias schrieb am 23.10.2006 16:15:


    Kann mir mal jemand erklären, was in der Lehrerausbildung falsch läuft?
    Ich kenne kaum jemanden, der an diese Zeit nicht voll Grauen zurückdenkt.


    Ich denke, dass Referendaren oftmals nicht die Möglichkeit gegeben wird, sich selbst zu entwickeln und einen eigenen Unterrichtsstil zu finden. Wie häufig das so ist, kann ich natürlich nicht einschätzen. Bei mir selbst war es jedenfalls so. Es ist zwar relativ lange her, aber ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass mir ständig vorgehalten wurde, dies oder jenes nicht „eingesetzt“ zu haben. Die Stunde konnte noch so gut gelaufen sein, immer kam hinterher die Frage: „Warum haben Sie ... nicht eingesetzt?“


    Genau das erlebe ich zur Zeit auch bei den Referendaren an unserer Schule.
    Eine von ihnen hatte vor ein paar Tagen einen Unterrichtsbesuch.
    Ich kam zufällig ins Lehrerzimmer, als die Auswertung gerade im Gange war, und ich hörte den Satz: „Die Schüler haben zwar sehr engagiert mitgearbeitet, aber so richtig gut war die Stunde trotzdem nicht. Sie hätten wenigstens in den letzten zehn Minuten noch Methode X anwenden können!“


    Rein theoretisch hat die Referendarin (die nach dieser Auswertung psychisch nicht in der allerbesten Verfassung war) nun aus dem Unterrichtsbesuch folgendes gelernt:
    Wenn die Schüler engagiert arbeiten, dann muss man trotzdem den Lernprozess abbrechen, um noch alle denkbaren Methoden einsetzen zu können (weil die Dame von der Uni das halt so sehen will). Die Methodik wird also zum Selbstzweck, und was bleibt der Referendarin anderes übrig, als sich in Zukunft daran zu halten?


    Übrigens kenne ich die Klasse, um die es ging – eine kluge, aber (noch) relativ schwierige Klasse (Klasse 11, erst wenige Wochen bei uns, also komplett neu zusammengewürfelt, 26 Jungs / 3 Mädchen, teilweise noch „Machtkämpfe“ – manchmal auch mitten im Unterricht).
    Wenn diese Klasse „sehr engagiert mitgearbeitet“ hat, dann muss der Unterricht auch sehr gut gewesen sein.


    Am selben Tag habe ich mir übrigens noch die Unterrichtsvorbereitung der Referendarin angesehen, und ich glaube, ich bin blass geworden: 20 (!!!) Seiten! Für 45 Minuten Unterricht! Das wird so verlangt.
    Wer denkt sich so etwas aus?
    Vermutlich wird die junge Kollegin an unserer Schule bleiben und im nächsten Schuljahr eine Vollzeitstelle besetzen. Dann wird sie 26 Wochenstunden unterrichten; das wären dann 520 Seiten Vorbereitung pro Woche. Da habe ich aber noch gar nicht die Nachbereitungen einbezogen.


    Alles in allem glaube ich, dass in unserem Beruf während der Ausbildung (und auch darüber hinaus) einfach zu viele Leute etwas zu sagen haben, die – um es mal ganz vorsichtig auszudrücken – von Unterricht nicht besonders viel Ahnung haben.


    Gruß


    Animagus

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    müllerin schrieb am 24.08.2006 18:52:


    dachte mir, dass die Lehrerin wohl total unbeliebt sein wird, die war ja nur noch genervt von den Schülern und nur am Rumschreien


    Genau das war auch mein erster Eindruck. Aber dann ist mir so durch den Kopf gegangen, wie genervt ich selbst manchmal bin, wenn bestimmte Verhaltensweisen sich ständig wiederholen, obwohl schon dreitausend Mal darüber gesprochen worden ist.
    Ich erinnere mal an die Szene, in der die HW-Lehrerin sämtliche Schubladen aufzieht und das Geschirr rausschmeißt, weil es schmutzig oder falsch eingeordnet ist. Das erlebt die Frau offensichtlich jeden Tag, und das seit Jahren. Trotzdem muss man sich in der Gewalt haben, aber ich denke, dass es auch so ein kleines bisschen pädagogische Show war.


    Und es gibt noch einen weiteren Faktor, der meine anfängliche Ablehnung der Feldwebelmethoden dieser Lehrerin schließlich gegen Null gehen ließ: In dem Fach, das sie unterrichtet, muss ganz sicher eine besondere Art von Disziplin herrschen. Das wurde mir beim Thema „Spätzlekochen“ bewusst. Da hantierten die Schüler mit kochendem Wasser.
    Ich darf gar nicht darüber nachdenken, was alles passieren kann, wenn da jemand vor der Klasse steht, mit dem die Schüler Bimbaum spielen können.
    Es ist auch zu beachten, dass man von keinem Lehrer ein umfassendes Bild bekommen kann, wenn man ihn etwa zehn bis fünfzehn Minuten im Unterricht erlebt, und das auch noch vor der Kamera. Ich glaube, in dem vermeintlichen „Feldwebel“ steckt etwas, was wir alle gar nicht so richtig gesehen haben.


    Gefehlt hat mir in diesem Dokumentarfilm das, was Titania schon angesprochen hat (z.B. der Umgang mit wirklich schwierigen Leutchen).
    Außerdem soll es ja durchaus vorkommen, dass Schüler und Lehrer auch mal miteinander Spaß haben – davon war im Film wenig zu spüren.


    Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ein solcher Film eben nicht alles abdecken kann, was unsere Arbeit ausmacht, finde ich ihn insgesamt doch ziemlich realistisch und vor allem auch sachlich. Er bedient nicht die üblichen Vorurteile, sondern stellt die Dinge im Wesentlichen so dar, wie sie sind.


    Gruß


    Animagus

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    das_kaddl schrieb am 10.08.2006 10:29:


    frage mich aber, ob der "Nachteilsausgleich" - auch in Einbezug von Bedenken betreffs der "mündlichen Studienfähigkeit" (ich musste Unmengen von Referaten im Studium halten :rolleyes:) - an eine Auflage, z.B. Therapie beim Logopäden, gebunden ist. Bzw. ob Lehrer von (Oberstufen)schülern mit Sprachproblemen wissen, ob die Schüler logopädische Hilfe in Anspruch nehmen oder ihren Schülern dies sogar raten.


    Unser Schulgesetz und andere einschlägige Bestimmungen formulieren das Problem nur allgemein und verpflichten die Schulen, behinderten Schülern angemessene Erleichterungen zu schaffen. An irgendwelche Bedingungen sind diese Erleichterungen zunächst nicht geknüpft. In schwerwiegenden Fällen sind Vereinbarungen zwischen Schüler, Eltern und Schule (unter Einbeziehung von ärztlichen Gutachten) vorgesehen.


    Was unsere „Stotterer“ betrifft, so sind wir bisher immer ohne großes Brimborium ausgekommen. Alle drei befanden sich in logopädischer Behandlung. Zumindest haben sie das gesagt, und wir haben auch keinen Grund gesehen, es ihnen nicht zu glauben. Es hat sie ohnehin niemand „offiziell“ danach gefragt. Das wäre wohl irgendwie unsensibel gewesen. Im Laufe der Zeit klärt sich so etwas von ganz allein. Man kann auch davon ausgehen, dass ein Kind bzw. ein Jugendlicher selbst ein Interesse daran hat, an einer entsprechenden Behandlung teilzunehmen. Allerdings sind solche Therapien in der Regel eine äußerst langwierige Geschichte, vermutlich deshalb, weil oftmals psychische Probleme dahinterstecken, deren Ursache entweder weit zurückliegt oder unbekannt ist oder beides.


    Der junge Mann, von dem ich in meinem Beitrag weiter oben schrieb, studiert inzwischen.
    Irgendwie geht es also. Eines Tages wird er wissenschaftliche Arbeiten verteidigen müssen (er hat in dieser Beziehung noch viel vor), und er wird das schaffen.


    Ich denke in diesem Zusammenhang immer an einen Mann, der wesentlich schwerer behindert ist, nämlich Stephen Hawking ...


    LG


    Animagus

    Hallo Aktenklammer,


    ich hatte in den letzten vier Jahren drei solche Schüler (in verschiedenen Klassen).
    Einer von ihnen kam nach der ersten Unterrichtsstunde zu mir, legte mir sein Problem dar und bat mich, von mündlichen Leistungen befreit zu werden. Er erklärte sich (von sich aus) bereit, zusätzliche schriftliche Leistungen zu erbringen. Während er mit mir sprach, merkte ich schon, dass ihm beim Sprechen regelrecht die Luft wegblieb. Ich bin auf seine Bitte und sein „Angebot“ eingegangen und würde das jederzeit wieder tun. Einen gehbehinderten Schüler zwingt doch auch niemand, am Hundertmeterlauf teilzunehmen. Außerdem muss man bedenken, dass sich der Schüler mit seinem Zeugnis um einen Studienplatz bewerben will.
    Das sind halt so die Sachen, die man als Lehrer verantworten muss.


    Der betreffende Schüler war dann übrigens einer unserer besten Absolventen, die wir je hatten.


    Die zwei anderen haben sich zunächst nichts anmerken lassen, aber irgendwann habe ich es dann doch mitgekriegt. Sie haben sich ziemlich aktiv am Unterricht beteiligt und wollten auch von Vorträgen nicht verschont werden. Beide äußerten sinngemäß, dass sie mit ihrem Problem nie fertigwerden können, wenn sie sich ihm nicht stellen.
    So haben sie also auch Vorträge vor der Klasse gehalten. Die Klassen waren aber auch vernünftig und kameradschaftlich (mit Ausnahme von zwei Schülern, denen ich meine Meinung sehr deutlich gesagt habe).


    Ich denke, man muss solche Probleme individuell klären. Manche möchten am liebsten gar nicht auf ihr Problem angesprochen werden, mit anderen wiederum kann man ganz offen darüber reden. Ich höre da einfach auf meinen Instinkt. Klingt vielleicht eigenartig, klappt aber fast immer.


    Auf jeden Fall aber bin ich der Meinung, dass Stottern eine Behinderung ist und folglich eine Art Nachteilsausgleich erfordert, wenn der Schüler es wünscht.


    Gruß


    Animagus

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