Auch wenn es ursprünglich um Tipps für die Umsetzung dieses fachfremden Unterrichtens ging und nicht um die Frage, ob dies an sich sinnvoll ist, drängt sich diese Frage eben - wie die anderen Beiträge gezeigt haben - doch auf. Und wie die Lateinkollegen / - kolleginnen hier im Forum bin auch ich der Meinung, dass das überhaupt nicht sinnvoll ist. Nicht, weil es mir "sauer aufstößt", dass das nun Kollegen unterrichten, die es nicht studiert haben, sondern weil ich überzeugt bin, dass das Niveau des Faches dadurch zwangsläufig sinkt. Denn es stimmt, was die meisten anderen geschrieben haben: Man kann sich in drei Kursen die Basics aneignen, um einen Cicero-Text sauber zu übersetzen, aber man hat nicht jenen EInblick in die Sprache, den man bekommt, wenn man semesterlang horrend schwere deutsch-lateinische Übersetzungskurse absolviert und dadurch lernt und übt, ein Stück weit lateinisch zu "denken", so dass man die Sprache eben auch aktiv verwenden und flexibel damit umgehen kann, zum Beispiel, wie erwähnt, um spontan Sätze zu formulieren. Durch eine so intensive jahrelange Auseinandersetzung mit der Sprache hat man auch deren Schwierigkeiten so gut kennengelernt, dass man weiß, worüber die Schüler stolpern können, und das im Unterricht berücksichtigen kann. Das ist von Anfang an wichtig, und ich finde, gerade in den Lehrbuchklassen sollten Kollegen unterrichten, die Latein studiert haben und in dieser Sprache auch aktiv sicher sind, denn in diesen Klassen werden die Grundlagen gelegt.
In BW gab es eine Zeitlang für diejenigen, die das Große Latinum von der Schule mitbrachten, die Möglichkeit, während des Referendariats einen Schnellkurs zu absolvieren, um dann in den unteren Klassen Latein zu unterrichten. Das fand ich schon unmöglich aus den oben genannten Gründen. Aber Schullatein ohne Abschluss und drei Uni-Kurse, da muss man schon der absolute Überflieger sein, um das fehlende Studium kompensieren zu können. Und es geht meiner Meinung nach in der Schule eben nicht nur um absolute Basics, sondern es sollte schon ein gewisses Niveau angestrebt werden, schon für diejenigen unter den Schülern, die die Begabung mitbringen, eine Sprache richtig gut zu lernen, denn solche Schüler gibt es auch.
Ich selbst habe an der Uni das Graecum nachgemacht und danach ein komplettes Altgriechischstudium absolviert inklusive Referendariat. Ich hätte nicht direkt nach dem Abschluss des Graecums unterrichten wollen. Ich hätte nur einen kleinen Bruchteil dessen, was ich jetzt vermitteln kann, vermitteln können und nur einen kleinen Bruchteil des Verständnisses für die Sprache, das ich jetzt habe, gehabt.
Corrie