Zitat
carla-emilia schrieb am 24.05.2005 15:45:
Hallo,
mir geht es ja im Prinzip ganz genauso: Ich habe am Anfang nicht gleich zu massiven Strafen gegriffen und habe jetzt die Quittung dafür. Die Schüler sagen mir genauso offen wie euch, dass sie keinen Respekt vor mir haben und dass ich mich nicht durchsetzen kann. Respekt verschaffen kann ich mir demzufolge offenbar nur durch von Anfang an konsequent verteilte Strafen bzw. durch sehr strenges Auftreten.
Hallo Carla,
nur weil Du nicht gleich zu "massiven Strafen" gegriffen hast, ist die Situation sicherlich nicht "eskaliert"; wenn es sich ansatzweise so abgespielt hat, wie Du es in den anderen Threads beschrieben hast, dann redest Du Dir das nun allzu schön.
Wenn Du in Strafen Deine einzigen "Waffen" und Möglichkeiten der De-eskalation zu haben glaubst, habe ich Deinen Beitrag in der Tat falsch gelesen und auch beantwortet.
Ein "Wettrüsten" ist da nicht unwahrscheinlich (und liegt in meinen Augen auf dem gleichen Reife-niveau), und der "Stärkere" setzt sich dann durch. Du hast Deinen Gegenüber dann gezwungen, zu tun, was Du möchtest.
Mit Respekt, der damit angeblich errungen wird, hat das nichts zu tun.
Inwieweit das mit unserem demokratischen Grundverständnis zu vereinbaren ist, sei mal dahingestellt.
Respekt erwirbt man - zumindest als Elternteil - gegenüber Kindern, in dem man ihnen und sich selbst Respekt gegenüberbringt, sprich auch, genau abgrenzt und ausdrückt, was man möchte (dazu muss man es allerdings auch *wissen* und nicht versuchen, sich diese Entscheidung abnehmen zu lassen) - und klare, sinnvolle Regeln für ein gemeinsames Miteinander aufstellt, die allerdings für alle gelten (nicht nach dem beliebten wie antiquierten "quod licet jovi noch licet bovi" - Prinzip ). Je nach Alter der Kinder können einige dieser Regeln "mitgestaltet" werden, aber eine klare Linie muss in meinen Augen von den Erziehenden vorgegeben werden, auch wenn man die Kinder als Menschen ernstnimmt, die "genauso viel wert sind, wie ein Erwachsener", hat man eben die Aufgabe, Ihnen das ein oder andere beizubringen und mitzugeben, bevor sie ihre eigenen Wege einschlagen können.
Eltern/Erziehende sollten in dem was sie tun auch "authentisch" sein, und in der Lage, den Kurs immer mal wieder zu überprüfen, durchzudenken, hin und wieder zu korrigieren, und, wenn man übers Ziel hinausgeschossen ist, auch Fehler offen einzugestehen.
Wenn Du die Schüler nun lediglich als Deine Feinde betrachtest, weil Sie auf Deine anfängliche Nettigkeit nicht eingegangen sind, nimmst Du *Dir* in meinen Augen jegliche Chance, aus dem "Dilemma" etwas mitzunehmen.
Ich war ohne jegliche pädagogische Vorbereitung vor einem Haufen "schwieriger" Jugendlicher (Lehre abgebrochen, Drogen, Alkohol, vorbestraft, arbeitslos usw.) sollte Ihnen ein paar Wochen EDV beibringen und dachte, sie müssten ja ganz glücklich sein, etwas von mir zu lernen. Ich hatte gelernt, meine unterschiedlichsten Kurse mit Erwachsenen nach anfänglichen Schwierigkeiten recht gut aufzubauen und zu gestalten, hatte nach viel erfreulichem Feedback auch das Gefühl, darin ganz gut zu sein. Genaugenommen hatte ich aber von *echten* Jugendlichen nicht die geringste Ahnung.
Mein kumpelhafter Einstieg ging erst mal gründlich schief und ich versuchte halbherzig einen oder zwei furchtbare Tage lang auf "autoritär" - die Schüler fanden es übel, fügten sich aber murrend - aber da ich nie das sein wollte, was ich meine Schülerlaufbahn über aufrichtig gehasst hatte, merkte ich recht schnell, dass das so nicht geht; ich fand mich einfach ekelhaft. Wir haben uns dann noch irgendwie zusammengerauft und sogar noch eine leidliche "Kurszeitung" zustandegebracht, aber alle waren froh, als der Kurs endlich vorbei war.
Ich hatte irgendwas falsch gemacht, denn der Kursleiter, ein eher lockerer und lustiger Typ, kam mit den gleichen "schwierigen" Jugendlichen ganz gut klar, vielleicht hatte er aber auch von vorneherein eine andere Einstellung und auch keine *Angst*. Der nächste Jugendkurs, für den ich leider den Vertrag zuvor schon unterschrieben hatte, wurde sogar noch schlimmer und ich merkte, ich bin hier falsch. Vielleicht bin ich aber schlicht mit ganz falschen Erwartungen an das herangegangen.
Achso "Mogeln" - ähm - hast Du nie gemogelt, gespickt, getrickst oder versucht, was rauszuhandeln? Hast Du Dich nicht aufgelehnt, in Frage gestellt, provoziert oder auch mal richtig daneben gegriffen und dann erst recht noch mit großer Klappe eins draufgelegt? Das gehört nunmal zum Prozess der "Selbstfindung" dazu (bei den autoritär erzogenen sicherlich noch heftiger).
Das war schon immer so (meinte schon Herr Sokrates) und wird sich vermutlich auch in den nächsten 100 Jahren nicht ändern.
In den Jammer-Kanon der schlechtesten Jugend aller Zeiten einzustimmen, wird sicherlich Keinem nützen, der mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat - und den Kindern ganz gewiss auch nicht.
Freundliche Grüsse,
Steffi (lehnt sich nun zwar schrecklich weit aus dem Fenster, aber dieses selbstgerechte Strafengerede ist wirklich furchtbar)