Beiträge von Felix79

    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es richtig ist, auf eine solch niveaulose Provokation einzugehen. Dennoch werde ich mich äußern, da ich denke, dass ein generelles Problem angesprochen werden sollte.
    Es ist bezeichnend für unsere Gesellschaft, dass Menschen, die Charakter zeigen oder stolz auf ihre Leistungen sind, als arrogant gelten. Ich habe im Leben jetzt schon Vieles erreicht, auf das ich stolz sein kann. Das wäre mir sicherlich nicht gelungen, wäre ich nicht so äußerst lernbereit und zudem auch lernfähig.
    Meinen gesunden Menschenverstand werde ich mir weiterhin bewahren sowie bei meinen Unterrichtsbesuchen gelassen bleiben und meinen Ausbildern das zeigen, was sie sehen wollen.

    Mit etwas zeitlichem Abstand habe ich mich auch wieder beruhigt.
    Ich denke im Moment, dass es das Beste ist, diese Ausbildung einfach über sich ergehen zu lassen. Am Ende winkt schließlich das Beamtentum. Spätestens wenn ich diesen Status erreicht habe, kann ich mich auf meinen gesunden Menschenverstand verlassen und die Lehren der Didaktiker aus den Elfenbeintürmen ignorieren.
    Außerdem spiele ich ja sowieso mit dem Gedanken, in die Didaktik zu gehen, um etwas mehr Realitätssinn dorthin zu bringen.

    Nach meinem heutigen Unterrichtsbesuch muss ich mir einfach den Frust von der Seele schreiben.
    Ich hatte einen völlig anderen Eindruck von der Stunde als meine Fachleiterin. Während ich den Eindruck hatte, dass die Schüler motiviert gearbeitet haben und sich auch die Schwächeren stark engagiert haben, meinte meine Fachleiterin, dass gerade die Motivation und die Schüleraktivierung schlecht funktioniert hätten. Sie begründet dies damit, dass ich schon zu Beginn zu viel erklärt hätte und dann auch noch während der Schülerarbeitsphase den Schülern zu sehr geholfen hätte.
    Anscheinend gibt es eine deutliche Diskrepanz zwischen meiner Vorstellung der Rolle des Lehrers und den Ansichten, die im Seminar vorherrschen. Wozu soll denn der Lehrer da sein, wenn nicht zum Erklären und Helfen? Soll meine Aufgabe nur darin bestehen, das Material zur Verfügung zu stellen und den Moderator zu spielen? Dafür bin ich mir ehrlich gesagt zu schade.
    Natürlich finde ich es wichtig, dass die Schüler auch selbst aktiv werden. Aber das geht doch in der Praxis nur unter Anleitung der Lehrer und auch nur in bestimmten Phasen. Außerdem ist ein Schüler auch aktiv, wenn er einen Text abschreibt oder dem Lehrer zuhört. Die Vorstellung, dass die Schüler sich fast alles selbst erarbeiten können (und dabei auch noch hochmotiviert sind) ist doch völlig realitätsfern.
    Außerdem stört mich in meinen Seminaren diese Fixierung auf den Konstruktivismus. Der Konstruktivismus wird als Fundament vorausgesetzt und überhaupt nicht hinterfragt. Andere Vorstellungen vom Lernen und didaktische Ansätze werden nicht - zumindest nicht ernsthaft - behandelt. Da habe ich manchmal den Eindruck, dass der Konstruktivismus für uns eine Art Religion sein soll, an welche wir glauben müssen.
    Das ist im Wesentlichen das, was mich im Moment bewegt. Jetzt bin ich gespannt auf Eure Ansichten und Erfahrungen zu diesem Thema.

    Es gibt kein Geheimnis, wie man pro Tag mit nur einer Stunde Unterrichtsvorbereitung im Durchschnitt auskommt. Ich verstehe umgekehrt nicht, wofür man beim Vorbereiten so viel Zeit brauchen soll. Dass das Korrigieren seine Zeit braucht, ist mir klar, aber was die reine Vorbereitung angeht, komme ich einfach mit der genannten Zeit aus.
    Ich benötige die meiste Vorbereitungszeit, um die Versuchsmaterialien herauszusuchen und die Versuche auszuprobieren. Dazu kommt, dass ich eventuelle Aufgaben, die ich stellen will, einmal durchrechne.
    Was in meiner Rechnung nicht auftaucht, sind Freistunden und die Fahrtzeit für den Weg zur Arbeit. Es wäre aber meiner Meinung nach etwas dreist, das als Arbeitszeit zu verbuchen. Außerdem kann man ja auch während der Freistunden und der Fahrt zur Arbeit einen Teil der Vorbereitung erledigen.


    Die Hausarbeit und der Kurs in Bildungswissenschaften liegen für mich noch in der Zukunft. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich deshalb 50 Stunden pro Woche arbeiten muss.

    Nach meinen bisherigen Erfahrungen kann ich die Berichte über die angebliche Belastung während der Ausbildung überhaupt nicht nachvollziehen.
    Ich habe nur 16 Schulstunden zu unterrichten. Das sind 12 Zeitstunden. An normaler Vor- und Nachbereitung fällt pro Tag nicht mehr als eine Zeitstunde an. Die Korrekturen und Konferenzen machen nochmal eine Zusatzbelastung aus, die sich schwer fassen lässt, weil sie unregelmäßig erfolgt. Aber wenn ich 3 Stunden pro Woche im Durchschnitt ansetze, ist das sicher großzügig aufgerundet. Das sind also 20 Zeitstunden pro Woche. Wenn ich die eigentliche Ausbildung noch addiere, obwohl das keine Arbeit im engeren Sinne des Wortes ist (aber dennoch Zeit, die man sinnvoller verwenden könnte), dann komme ich auf 26 Zeitstunden pro Woche. Von den 12 unterrichtsfreien Wochen pro Jahr will ich an dieser Stelle gar nicht reden.
    Das lässt mir genug Zeit für die Familie, und ich kann auch noch an Dingen arbeiten, die meinen Interessen und meiner Selbstverwirklichung dienen. Entweder möchten diejenigen, die sich über das Arbeitspensum beschweren, kaschieren, dass sie weniger arbeiten, um keinen Neid zu erregen, oder sie machen sich mehr Arbeit als notwendig ist.
    Was ich tatsächlich als störend empfinde, ist die nachlässige und repektlose Einstellung mancher Schüler und die Diskrepanz zwischen dem, was im Seminar gelehrt wird, und der Realität.

    Zitat von "Piksieben"

    Du hast vermutlich keine Forschungsarbeiten im Bereich Didaktik in deinen Fächern betrieben und wirst dafür auch in der Ausbildung keine Zeit haben. Die Chancen, auf eine unbefristete Unistelle zu wechseln sehe ich eher als gering an. Einfach weil es unter der Professur dort kaum unbefristete Stellen gibt. Eventuell wäre eine FH noch eine Option.


    Wie sieht das denn nach der Ausbildung aus? Um wissenschaftliche Veröffentlichungen zu schreiben, muss ich doch zumindest mit einem Didaktik-Lehrstuhl zusammenarbeiten, wenn nicht sogar dort beschäftigt sein.


    Zitat von "alias"

    Bei einer Bewerbung in der Schulverwaltung gilt das Prinzip der "Bestenauslese". Voraussetzung ist ein hervorragendes 1. und 2. Stex und eine sehr gute Bewertung durch Schulleitung bzw. Schulverwaltung im Bewerbungsverfahren. Das Prinzip wird dadurch relativiert, dass sich oft nur wenige Bewerber für eine Stelle finden


    Als Seiteneinsteiger habe ich aber kein erstes Staatsexamen. Ist das ein Manko?


    Jetzt habe ich gerüchteweise gehört, man könnte als ausgebildeter Lehrer an einer VHS unterrichten, in einem Schulmedienzentrum arbeiten oder in die Museumspädagogik gehen. Was ist an diesen Gerüchten dran? Sind das überhaupt volle Stellen oder arbeitet man dort in Teilzeit und den Rest der Zeit an einer Schule?

    Zitat von sachensucher

    Ich kann dein Anliegen gut verstehen! Auch "geradlinige" LehrerInnen können sich ja in ihrem Berufsleben noch andere Dinge als das "normale Klassenzimmer" vorstellen - z.B. die Abordnung an die Uni, ans Studienseminar, eine Stelle in der Schulleitung, eine Stelle im Ausland, Sabbatjahre, etc.
    Ich finde, dass diese Träume schon berechtigt sind; auch wenn sie sich nur teilweise oder eben peu à peu verwirklichen lassen.


    Das ist genau der Punkt, um den es mir geht: Auch in den Lebensläufen der Lehrer mit klassischer Referendarsausbildung sind Alternativen neben dem üblichen Unterricht möglich. Um zu entscheiden, ob ich dann tatsächlich so einen alternativen Weg einschlagen kann oder möchte, fehlt mir einfach der Überblick. Daher habe ich auch meine Fragen gestellt.


    Zitat von sachensucher

    Im Ergebnis:
    Träume von den "Orchideenhandlungsfeldern" von Lehrern sind voll okay. Aber der Regellehrerberuf - und für den wird ja zunächst einmal ausgebildet - ist eben der im Klassenzimmer. Wenn das Klassenzimmer für dich ein Ort ist, den du dir vorstellen kannst, dann steig um ;)


    Falls ich eine Seiteneinsteigerstelle bekommen sollte, arbeite ich natürlich erstmal auf den Regelfall hin. Hätte ich mir das Klassenzimmer nicht als Arbeitsplatz vorstellen können, hätte ich mich auch nicht beworben.


    Zitat von sachensucher

    Grundsätzlich benötigst du für Stellen an der Uni das 2. Staatsexamen. Eine Promotion ist zusätzlich sicherlich von Vorteil. Außerdem natürlich Unterrichtspraxis und ein Faible für fachdidaktische Fragestellungen. Am besten schaust du dir die Anforderungsprofile auf den Homepages der Unis an.
    Ich denke, dass für die Schulverwaltung ähnliches gilt; dort kenne ich mich allerdings nicht aus.


    Das zweite Staatsexamen ist doch sowieso in die OBAS integriert - oder sehe ich das falsch?
    Die Promotion bringe ich auch schon mit.
    Die Unterrichtspraxis kommt ja mit der Zeit, und fachdidaktische Fragestellungen wecken auch prinzipiell mein Interesse.
    Der Tipp, die Anforderungsprofile auf den Homepages der Didaktiklehrstühle zu sondieren, ist gut. Das werde ich auf jeden Fall machen.


    Zu der Problematik mit dem Arbeitsaufwand im Rahmen der OBAS-Ausbildung kann ich nur sagen, dass mir klar ist, dass ich auch hier nichts geschenkt bekomme. Allerdings ist der Arbeitsumfang in der freien Wirtschaft auch nicht kleiner. Ich denke, dass der Aufwand nach der OBAS-Phase auch eher mit der wachsenden Erfahrung abnimmt, was in der Wirtschaft eher nicht der Fall ist. Abgesehen davon klingen die Stellenangebote in der Wirtschaft, für die ich qualifiziert bin, in Bezug auf die Tätigkeiten bei weitem nicht so interessant wie der Lehrerberuf.


    Auf jeden Fall danke ich Euch für Eure Beiträge und hoffe, dass vielleicht noch andere ihre Erfahrungen beisteuern können!

    Ich verstehe jetzt nicht ganz, warum ich am Anfang besondere Probleme mit dem Beruf haben sollte, weil ich eventuell in fünfzehn Jahren etwas anderes machen möchte. Vermutlich weiß kein Mensch wirklich, wo er in zehn Jahren einmal stehen wird. Außerdem hat selbst der Engagierteste irgendwann Zweifel. Ich möchte einfach Bescheid wissen, ob ich mit bestimmten Alternativen rechnen kann, von denen ich gehört habe.
    Es klingt bei Dir schon so, als müsste man als Seiteneinsteiger für seinen Beruf leben, damit man überhaupt eine Chance hat, die Ausbildung zu überstehen.


    Für mich kommt hinzu, dass mir ab Herbst die Arbeitslosigkeit droht. Das heißt, dass ich keine völlige Wahlfreiheit habe. Wenn sich mir die Möglichkeit bietet, Seiteneinsteiger zu werden, und ich dann auch noch die Chance habe, Beamter zu werden, werde ich diese Möglichkeit auf jeden Fall ergreifen. Mit der Sicherheit einer festen Stelle kann ich dann auch wieder gelassener planen, als in den unbefristeten Arbeitsverhältnissen, mit denen ich mich derzeit herumschlagen muss, ohne dass ich dabei wirkliche Zunkunftsaussichten hätte.

    Seid mir gegrüßt!


    Nachdem ich seit einigen Monaten mit dem Gedanken spiele, den Seiteneinstieg zu wagen, habe ich mich nun auch an einigen Gymnasien in NRW beworben.
    Allerdings habe ich auch noch einige Zweifel, ob ich langfristig Lehrer bleiben will. Da mir als Seiteneinsteiger jedoch nach dem (hoffentlich erfolgreichen) Examen alle Möglichkeiten offenstehen, die auch die grundständigen Lehrkräfte haben, denke ich, dass ich nicht zwangsläufig an der Schule bleiben muss.
    Ergo habe ich ein paar Fragen an diejenigen, die Erfahrung in diesem Bereich haben:
    Wie realistisch sind folgende Optionen einzuschätzen: Ein Wechsel an die Universität in den Bereich Didaktik oder ein Wechsel in die Schulverwaltung.
    Was genau sind die Anforderungen für diese Berufswege?
    Und wie lange muss man vorher unterrichtet haben, damit ein Wechsel möglich ist?


    Ciao
    Felix

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