Hallo,
im Zuge der planlosen, konzeptlosen und strukturlosen Umsetzungsversuchen der UN Konvention für Menschenrechte sind in NRW scheinbar auch Gymnasien davon betroffen, obwohl es noch gar keine Gesetzesgrundlage dafür gibt. Die soll erst Ende des Jahres "auf den Markt kommen". Am Montag gibt es übgrigens im Landtag eine Veranstaltung zu diesem Thema:
http://dreifuerwuppertal.de/wp…ung-11.7.11-Inklusion.pdf
hier könnte man prima solche Fragen unterbringen.
Ich arbeite an einer Förderschule Lernen und bekomme gerade live mit, wie auch Kosten aller Beteiligten dem Aufruf der Bezirksregierungen Folge geleistet wird: "Im Rahmen der bestehenden Regelungen aller Möglichkeiten auszuschöpfen, um den Elternwunsch nach Besuch der allgemeinen Schule von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf soweit wie möglich Rechnung zu tragen". Unsere tolle Schule wird gerade vor die Wand gefahren, weil einige unserer Kolleginnen und Kollegen zum "Inkludieren" in Hauptschulen müssen. ein Gymansium müssen wir noch nicht bedienen. Das läuft bei uns im Kreis folgendermaßen ab:
-Unsere Föderkinder werden in Integrativen Klassen unterrichtet. Pro Förderkind mit dem Förderschwerpunkt Lernen gibt es 2,5 Std. vom Föderschullehrer. Da in unseren Klassen die Kinder zu min. 5 "gebündelt werden", fährt dann unser Kollegium 1-2mal oder auch mehrmals in der Woche mit der entsprechenden Stundenzahl mit dem eigenen Auto ( ohne entspr. Versicherung) in bis zu 17km entfernete Orte. Dabei macht es eigentlich jeder wie es will, weil es keine Konzepte gibt. Mit einer Hauptschule arbeiten wir schon seit 2000 zusammen. Hier läuft es noch am besten ( wobei ich nicht sagen will, dass es unbedingt effektiv ist). Diese Kinder werden nicht nach den Richtlinien der allgemeinen Schule unterrichtet, sondern arbeiten nach einem im Team ( Regelschule+Sonderschullehrer) erstellten Förderplan. Sie bekommen auch keine Noten, sodern es werden Berichte geschrieben. Es hängt natürlich vom Grad der Lernbehinderung ab, in welchem Maße man versuchen kann das Kind themengleich zu unterrichten. Wenn z.B. ein Kind im 5. Schljahr noch nicht sinnentnehmend lesen kann oder massive Schwächen bei den Grundrechenarten zeigt, hätte es wenig Sinn am Thema zu arbeiten. In diesem Fall stellen unsere egagierten Inklusionslehrer Materialen zur Verfügung an denen gearbeitet werden kann ( was nicht unbedingt alle Lehrer tun müssen) . Bedenken Sie, dass der Sonderschullehrer nur für 2,5 Std. bei Ihnen für 1 Kind /Woche erscheinen würde. Das große Problem ist, dass Sie den Rest der Zeit mit dem Kind alleine sind. Da ja die UN Konvention beinhaltet, dass alle Menschen unterschiedlich sind, haben sie gefälligst als Gymansiallehrer den individuellen Voraussetzungen aller Ihnen anvertrauten Kinder gerecht zu werden. Also den Überfliegern, die ständig gefordert werden wollen, genauso wie den Durchschnittschülern und eben auch den Kindern mit Förderderbedarf. Das sollen sie alles tun, ohne darauf weder im Studium noch in irgendwelchen Fortbildungen, die zwar angekündigt sind, jedoch nicht statt finden, vorbereitet worden zu sein. Wenn Sie mich fragen wäre das nur zu leisten, wenn der Sonderschullehrer ständig im Team vor Ort in der Klasse wäre. Davon könnten dann, denke ich, alle profitieren. Anders kann es nicht gelingen. Auch so könnte es gelingen:
http://www.youtube.com/watch?v=x9q_IjzH4Ic&feature=related
Auf der Suche nach funktionierenden Inklusionsmodellen, habe ich nur ein Land gefungen, in dem es einigermaßen läuft; Finnland. Hier gibt es Bedinungen von denen wir nur träumen können. ( Doppelbesetzungen, kleine Lerngruppen, Sozialarbeiter, Krankenschwester, Therapeuten usw.) Dafür müsste unsere Politk enorm viel Geld in die Hand nehmen. Das größte Problem ist, dass der Markt in puncto Sonderschullehrer leergefegt ist. Wir haben schon im 2. Jahr ausgeschrieben und keiner kommt. Jetzt müssen wir den Spagat vollbringen unsere Qualität an der Stammschule ( die es ja noch gibt ) zu halten und die Förderschüler im Regelschulsystem "bedienen". Nicht zu leisten!!
Schauen Sie mal in dieses Forum rein. Hier gibt es eine Menge Erfahrungsberichte, auch aus dem Ausland:
Gesucht: funktionierende Inklusions- oder Intergrationsmodelle
Es ist so schrecklich zuschauen zu müssen, wie auf Kosten der uns anvertrauten Kinder irgendewelche Inklusionsmodelle aufprobiert werden. Ich jedenfalls werde nach Düsseldorf zu der Diskussionsrunde fahren, um wenigsten mir nicht sagen zu müssen, ich hätte es gewusst und nichts versucht. Falls wie geplant, die Förderschulen Lernen, Sprache und emotionale Entwicklung geschlossen werden und wir nur noch als besserwissende Handelsreisende in Sachen sonderpädagogische Förderung unterwegs sein müssen, werde ich die Wege in den Ruhestand suchen. Die Erfolge unserer Arbeit sind größtenteils Beziehungs- und Erziehungsarbeit. Wass soll ich ausrichten, wenn ich gar nicht mehr unterrichte?
Ich wünsche Ihnen viel Kraft
rotherstein