Beiträge von rotherstein

    Schon mehrfach habe ich auf die katastrophalen Bedingungen bei den hilflosen Umsetzungsversuchen der Spar- und Mogelpaketes zum Thema Inklusion in diesem Forum aufmerksam gemacht. Ich habe erfolglos versucht, Kolleginnen und Kollegen mit ins Boot zu bekommen, um den Medien gegenüber die Augen zu öffnen. Nun stelle ich fest, dass diese Problematik im Regelschulsystem angekommen ist. Ich denke, dass es politisch gewollt und nur noch eine Frage der Zeit ist, bis alle Schulformen davon betroffen sein werden. Auch mich hat es erwartungsgemäß nun getroffen. Meine 10- er, die ich bis zu den Sommerferien noch in unserer Förderschule bis zur Entlassung begleiten durfte, sind nun entlassen. Übrigens verließen 1/3 "meiner Kinder" die Schule mir einem Lehrvertrag in der Tasche. Eine Schülerin wird Altenpflegehelferin, 3 gehen weiter zur Schule und die anderen, die wollten, besuchen einen Förderlehrgang und werden erfahrungsgemäß im nächsten Jahr eine Lehre beginnen. Auch ist es uns gelungen, eine Schülerin in einem Internat mit Berufsausbildung unter zu bringen. So viel zur Chancenlosigkeit von Förderschülern. Der Abschied war tränenreich auf allen Seiten. Ich kann mit Sicherheit die Behauptung aufstellen, dass sich meine Kinder bei uns bestens aufgehoben und gefördert fühlten. Nun kommt für mich der Paradigmenwechsel. Ungeachtet meines Engegements, den ich jahrelang, gerne und erfolgreich zum Wohl meiner Schule an den Tag gelegt habe, werde ich im kommenden Schuljahr keine Klasse mehr haben, zwischen zwei Schulen pendeln und versuchen den Mangel zu verwalten. Begründung: Jeder ist mal dran.
    Das sind Tatsachen an den noch bestehenden Förderschulen:


    1. Es gibt keine ausgebildeten Förderschullehrer auf dem Markt.
    2. Es werden nur noch Seiteneinsteiger eingestellt, weil es keine anderen gibt.
    3. Die wenigen verbleibenden Förderschullehrer werden abgeordnet. Die Seiteneinsteiger dürfen sich an unseren Kindern in den Förderschulen versuchen.
    4. Alle pendeln mit mangelnder Versicherung mit dem eigenen PKW obwohl sie es nicht müssten. Das wäre ein geeignetes Mittel der Politik gegenüber endlich Klarheit zu schaffen.
    5. Die Förderstunden werden immer mehr zurück gefahren ( 2Std/ Kind mit Lernbehinderung)
    6. Wir müssen auch die Kinder mit geistigen Behinderungen fördern ( in der HS, aber wie? Ohne die notwendigen Rahmenbedingungen. Gerlnt haben wir das auch nicht.
    7. Es gibt ein unglaubliches Gerangel um die Abordnungen, weil es an keiner Förderschule genügend Kolleginnen und Kollegen gibt.
    8. Die "Förderung" im Sek. 1 Bereich findet völlig strukturlos statt und ist sehr personenabhängig.


    Ich für meinen Teil bin davon überzeugt, dass sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern werden. Kurz vor den Ferien haben ich an meinem zukünfigten Arbeitsort hospitiert. Nun weiß ich was mich erwarten wird. Ich werde wohl als best bezahlte Nachhilfelehrerin eingesetzt. Ich fühle mich abgeschoben und degradiert. Ích bin weiterhin davon überzeugt, dass alle unsere Förderkinder durchs Netz fallen werden. Ich habe am Donnerstag, also einen Tag vor den Ferien, in der Regelschule mal nachgefragt, wie viele Kinder in den GU kommen, welche Behinderungen sie haben, mit wem ich zusammen arbeiten werde. Leider konnte mir die Schulleitung keine Auskünfte geben. Ich gehe also in die Sommerferien ohne auch nur im geringsten zu wissen, was mich erwarten wird. Nach den Sommerferien werde ich also dort erscheinen, um zu sagen " Hier bin ich! Ich habe überhaupt keine Ahnung wie ich diese "Förderung" organisieren soll. Habe mir erst einmal ein "mobiles Inklusionsbüro" eingerichtet. Im Förderraum gibt es kenie Materialien. Also werde ich mir einen fahrbaren Lehrerkoffer zulegen und versuchen hier irgendetwas zu bewirken. Leider haben die Herrn Politiker außer Acht gelassen, dass Förderschularbeit zu großen Teilen Beziehungs- und Erziehungsarbeit ist. Wie soll ich bitte schön mit 9 Wochenstunden in verschiedenen Klassen irgendwas bewirken? Mit hat man dermaßen die Flügel beschnitten, dass ich im Moment am liebsten alles hinwerfen würde und ganz was anderen versuchen möchte. Aber was, mit 58?. Wenn Inklusion überhaupt gelingen soll, dann nur, wenn wir Sondeschullehrer fest als Kollegiumsmitglieder an einer Schule, in einer Klasse arbeiten könnten. Ich fühle mit zerrissen und weiß nicht wo ich hingehöre. Ich werde an doppelten Konferenzen, Elternsprechtagen, Ausflügen usw. teilnehmen. Ich werde nichts mehr mitbekommen, was in meiner Stammschule gerade angesagt ist. Ich werde in meinen Pausen die Schulorte wechseln. Ich werde die Materialien aus unserer Schule mitnehmen ohne dass wir dafür mehr Geld bekommen. Ich werde den Bezug zu den Schülerinnen und Schülern in meiner Stammschule verlieren. Ich verabschiede mich momentan von meinem gelebten Beruf. Ich werde zum "Förderplan-und Konzepteschreiber und Evaluierer", Besserwisser, Vermittlier, Netzwerkknüpfer. Eine grauenhafte Vorstellung. Was ich kann, ist Schüler motivieren, für eine Sache begeistern, mit Schülern zusammen was auf die Beine stellen, an die Kinder glauben, ihnen was beibringen, komplexe Unterrichtinhalte vereinfachen, veranschaulichen, Medien erstellen. Ich will Verantwortung übernehmen. Das alles hat man mir genommen. Ach nein, die Sachen, die unserer Außenwirkung dienlich sind darf ich zwischendurch an der Stammschule noch machen: Das Schülercafé betreiben, mit der Schulband für positve Rückmeldung mit verschiedenen Auftritten sorgen und die Website fortführen( auch wenn ich gar nicht mehr weiß, was an der Stammschule los ist) Ich habe in 10 Jahren Arbeit an unserer Förderschule vielleicht 3 Tage gefehlt, mich mit dem Kopf unterm Arm zur Schule geschleppt, weil ich wusste wofür. Ich kann die Kolleginnen und Kollegen verstehehen die 60 Tage fehlen. Das kann man psychisch kaum verkraften, wenn man seinen Beruf liebt. Das schlimmste dabei aber ist, dass den größten Teil der Probleme die Regelschullehrer tragen werden. ?(

    Der Personalmangel führt in NRW zu dubiosen Regelungen. Sonderschullehrer gibt es keine auf dem Markt. Ich habe im nächsten Schuljahr die Ehre an einer Hausptschule mit 9 Wochenstunden zu versuchen irgendetwas auszurichten. Beim Hospitieren bin ich schon fast vom Stuhl gefallen. Das bringt rein gar nichts und manche Lehrer wollen uns auch nicht. Ich weiß noch nicht einmal wie viele Kinder ich versorgen muss. Geistig behinderte sollen auch dabei sein. Die muss ich ( Ohne Rahmenbedingugen) auch fördern. Also werde ich am ersten Schultag zur HS gehen und sagen: Hier bin ich. Mehr kann man mir noch nicht sagen. Noch nicht einmal den Kollegen oder die Kollegin benennen mit der ich arbeiten soll. Unsere armen Förderkinder werden alle durchs Netz fallen. Davon bin ich inzwischen überzeugt. Die Förderstunden werden immer mehr zurückgefahren. Aktuell 2 Std./ Woche/LB KInd. Wie soll ich in verschiedenen Gruppen mit diesem Tropfen auf den heißen Stein fördern? Mit ein bisschen Nachhilfe ist es nicht getan. Die ganze Inklusion ist das reinste Sparpaket auf Kosten aller Beteiligten. Alles wird nur schön geredet und die Regelschulkollegen mit den alltäglichen Problemen allein gelassen.

    Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,


    vor einiger Zeit habe ich hier unsere Website mit einer umfangreichen LINKsammlung zur Unterrichtsvorbereitung verlinkt. Anhand der vielen Klicks, obwohl wir jetzt eine neue Website haben und diese seit März nicht mehr akualisiert wurde, habe ich gesehen, dass viele Kollegen darauf zugriffen. Nun sie erst einmal vom Netz ( www. vier-taeler-schule.de). Ich werde sie aber auf einen anderen Server laden. Dann kann man darauf wieder zugreifen.
    :)

    X( Zeugnisfrust kann ich sehr, sehr gut nachvollziehen. Ich sitze schon seit Tagen an den ellenlangen Förderschul -Berichts-Entlasszeugnissen. Die Fächer habe ich schon. Für Morgen und Übermorgen nehme ich mir den größten Batzen vor:
    Arbeitsverhalten:
    Leistungsbereitschaft:

    Zuverlässigkeit/Sorgfalt:


    Sozialverhalten:

    Individuelle Förderbereiche:


    Na ja, ich muss die Seiten nicht alleine mit Inhalt füllen. Einige Fächer muss ich nur einkleben, formatieren usw. Zum Glück war in NRW gestern Feiertag und heute haben wir einen beweglichen Ferientag. Samstag und Sonntag ist ja auch noch Zeit zum Arbeiten. Ein Glück, dass es Computer gibt! :)

    Der Anfang des Filmes stellte die alltäglichen Probelme recht realistisch dar. Doch zum Ende hin wurde er ziemlich unglaubwürig: Friede, Freude, Eierkuchen. Eigentlich fehlte noch die Versöhnung mit der Ehefrau und das "Ja" zum behinderten Kind. Was machen wir bloß alle falsch, dass es mit der Inklusion bei uns in den Schulen nicht so recht klappt? Wo waren in diesem Film eigenltich die Sonderschullehrer? Na ja , sollen die Eltern ruhig glauben, dass es Ihrem Kind im inklusiven Unterricht genau so ergehen wird.

    Schicke dir mal die Vorlage eines meiner letzten Gutachten. Natürlich leer. Habe allerdings auch Kommentare reingeschrieben. Ich hoffe es hilft dir. Schau mal in deine Nachrichten.
    Ich hoffe, dass es dir weiter hilft. :)

    Inklusion ist der absolut richtige Weg. Damit es keine Probleme (Sparmaßnahme) bei der Umsetzung geben wird, sollten Lehrkräfte lieber die UN-BRK als rechtliches Tool nutzen, um eine bessere Ausstattung der Schulen hierfür zu erreichen, als mit übertriebenen Ausnahmen versuchen den Prozess zu bremsen. Die UN-BRK hat eine weit höhere Bindungskraft für die Politik als sämtliche kollektiven Lehrerverbandsforderungen. Die UN-BRK führt jetzt schon dazu, dass die Finanzminister ihre Kassen öffnen. Und das wird sich noch verstärken, denn nur eine gute inklusive Schule funktioniert. Einfach zusammen werfen klappt nicht.


    Deine Kommentare lassen darauf schließen, dass du von der Inklusion von geistig behinderten Schülern ins Regelschulsystem vollkommen überzeugt bist. Wie ich gesehen habe, arbeitetst du an einem Gymanasium. Hier hättest du ja die Möglichkeit uns zu zeigen, wie Inklusion Geistigbehinderter in unserem Schulsystem vorbildlich funktinieren kann. Erbitte aber an dieser Stelle praktlikabele Vorschläge und keine Ideologien. Die finde ich auch toll. Sie scheitern aber an der Realität unseres Schulsystems. Dann können wir auch erfahren wie man es hinbekommtm im Vorfeld für die richtigen Rahmenbedinungen zu sorgen. Nicht erst, wenn die Kinder in der Klasse sitzen.
    Wie kommst du darauf, dass die Kinder in der Förderschule geistige Entwicklung nur spielen. Ich erlebe es täglich anderes, da mein Mann an einer solchen arbeitet. Diese Erfahrung habe ich schon in einem anderen Thread weiter gegeben. Für dich setzte ich sie hier noch einmal ein:


    Die sogenannte Inklusion erlebe ich täglich life. Mein Mann (Sonderschullehrer GE) betreut ehrenamtlich 2 inzwischen über 50 jährige Männer, die früher seine Schule besucht haben. Er macht für sie den Schriftverkehr, kümmert sich darum, dass sie mit ihrem Geld hinkommen, stellt Anträge usw. Beide stehen voll im Leben. Der eine verdient durch seine vielen Überstunden fast 2000€, der andere lebt eigentlich unter der Grenze des Machbaren. Betreuter Nr. 1 kauft ständige irgendwelche teuren elektronischen Geräte, die ihm seine Arbeitskollegen für ein lächerliches Geld wieder abluchsen. Er merkt es noch nicht einmal. So sind Menschen und nicht anders. Beide stehen voll im Leben: Sie haben eine Arbeitsstelle, sie haben eine eigene Wohnung. Beide haben eines gemeinsam: Sie sind beide sozial vollkommen isoliert und kennen nur ihre Arbeit. Sie sind beide vollkommen fehlernährt und haben aufgrund dessen schon ihre Zähne verloren. Noch eines haben sie gemeinsam: Sie sind völlig verdreckt und ungepflegt.


    Hier gibt es auch sehr viele Berichte aus der "Inklusionspraxis" in der Realität und nicht anhand seitenlanger ideologischer Ausführungen und Vergleichsstatistiken. Lass uns doch alle Förderschulen schließen und alle im Regelschulsystem beschulen. Dann haben wir 100% Inklusion.


    Inklusion : Ich kann es nicht !


    Viel Erfolg beim Kampf für die Schaffung erforderlicher Rahmenbedingungen. Vielleicht kann ich auch noch von ihnen profitieren. Übrigens erlebe ich noch nichts vom Öffnen der Kassen. Ganz im Gegenteil. Es wird immer mehr zusammen gestrichen. Qaulifiziertes Personal gibt es auch nicht. Lehrer aller Lehramtsbefähigungen können nun in den GU abgeordnet werden. Viellicht wärst du hier der Richtige, weil du so dahinter stehst?
    Die Verwaltungsvorschrift dafür stecke ich dir mal in den Anhang.

    Aber genau das meine ich, dieses sozial isolierte, was ihnen auch noch eine Arbeit außerhalb des normalen Systems beschafft usw. vielleicht wäre es ja ohne diese Isoliertheit bei beidne nciht so, es gibt davon ja viele Beispiele!


    Die beiden geistig behinderten Männer arbeiten in ganz normalen Firmen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Ist das nicht das, was die UN-Konvention will? Teilhabe am gesellschafltichen Leben. Ich bin sicher, dass beide in einer beschützenden Einrichtung besser aufgehoben und nicht so einsam wären.

    Zitat

    Ich finde auch, dass man die Leistung der Förderschullehrer endlich mal anerkennen muss. Diese Leute geben den Schülern Hoffnung, bauen bei den Kindern Vertrauen zu sich selbst auf - ohne das sind gerade diese Kinder doch verloren! Man muss den Kindern doch alle Chancen geben, die sie kriegen können - und das passiert nicht durch das Absitzen von Zeit in einem Unterricht, dem sie nicht folgen können. Die Kinder auf L-Schulen sind zwar vielleicht kognitiv nicht so fit wie die Kinder an Regelschulen - aber komplett blöde sind sie doch auch nicht. Sie merken doch, was die Klassenkameraden können. Hast du dir mal das Video von rothersteins Schulband angeschaut, Mama Muh? Diese jungen Leute haben was drauf (und zwar wirklich ordentlich was, rotherstein :-))! Aber das können sie doch nur zeigen, wenn sie die Chance bekommen. Warum sollten wir sie ihnen nehmen?

    Es tut wirklich gut, dass mal jemand unsere Arbeit anerkennt. Genau so ist es, dass die Kinder zwar ihre Schwächen haben, aber nicht blöd sind. Sehr wohl merken sie ob sie immer Schlusslichter sind oder auch ihre Stärken haben. Wir haben ein ganz anderes Ziel als die armen von Pisa und sonstigen Studien geplagten, mit Richtlinien zugeschütteten mit unendlich vielen Korrekturarbeiten belasteten Regelschulkollegen, die auch noch nebenbei im Sekundarstufenbereich mit hunderten von Kindern zu tun haben. Das möchte ich auf keinen Fall machen müssen. Ich liebe es über Jahre für eine feste Schülergruppe verantwortlich zu sein. Ich kenne ihre Geschichten, Familienverhältnisse und Probleme sehr genau. Kann ich im Sekundarstufenbereich so arbeiten? Nennt mir die Schule und ich bin dabei. :)


    [Quote-Tags repariert, ph.]

    In deinen Beiträgen schwingt immer so ein Unterton mit, der uns Förderschullehrer dafür verantwortlich macht, Inklusion verhindern zu wollen, um unseren Berufsstand zu retten. Es hört sich gerade zu so an, als wenn Inklusionsklassen im Regelschulsystem einfach schon super laufen. Kannst du nicht mal sachlich bleiben? Mal schwärmst du für „Matrizen“ als das Allheilmittel für differenzierten Unterricht, mal spielst du ernst gemeinte Frage herunter als ob ich nicht wüsste wovon ich rede. Verlass dich drauf, ich weiß es. Werde doch mal konkret und beschreibe mir eine Sek.1 Schule in der Kinder mit Lernproblemen ins Arbeitsleben erfolgreich integriert werden. Vielleicht ziehe ich noch dahin, um sinnbringend meine letzten Dienstjahre arbeiten zu können. An unserer Inklusionshauptschule gibt es zwar auch eine Lehrküche, doch hat die Sonderpädagogin, die dort ein geistig behindertes Mädchen betreut, Monate gebraucht, um dort mit ihm hineingehen zu können. Der Belegungsplan der anderen Klassen war so dicht, dass einfach keine Möglichkeit bestand, diesen Raum nutzen zu können. Ganz abgesehen davon, dass es etwas anders ist mit Gleichaltrigen unterrichtet zu werden als mit einem Erwachsenen in 1zu1 Betreuung zu kochen. Auch wenn ich mich wiederhole. Die sogenannte Inklusion erlebe ich täglich life. Mein Mann (Sonderschullehrer GE) betreut ehrenamtlich 2 inzwischen über 50 jährige Männer, die früher seine Schule besucht haben. Er macht für sie den Schriftverkehr, kümmert sich darum, dass sie mit ihrem Geld hinkommen, stellt Anträge usw. Beide stehen voll im Leben. Der eine verdient durch seine vielen Überstunden fast 2000€, der andere lebt eigentlich unter der Grenze des Machbaren. Betreuter Nr. 1 kauft ständige irgendwelche teuren elektronischen Geräte, die ihm seine Arbeitskollegen für ein lächerliches Geld wieder abluchsen. Er merkt es noch nicht einmal. So sind Menschen und nicht anders. Beide stehen voll im Leben: Sie haben eine Arbeitsstelle, sie haben eine eigene Wohnung. Beide haben eines gemeinsam: Sie sind beide sozial vollkommen isoliert und kennen nur ihre Arbeit. Sie sind beide vollkommen fehlernährt und haben aufgrund dessen schon ihre Zähne verloren. Noch eines haben sie gemeinsam: Sie sind völlig verdreckt und ungepflegt. Und da behauptest du, dass man das Kartoffelschälen zu Hause lernt. So langsam habe ich den Eindruck, als ob du überhaupt nicht wüsstest worum es hier geht. Weißt du überhaupt aus welchen familiären Verhältnissen viele Kinder mit Förderbedarfen stammen. Wohlbehütete Kinder aus geregelten Verhältnissen sind eher die Ausnahme. X(

    Es handelt sich hierbei wieder um eine Grundschule. Zeigt mir eine funktionierende Sek.1 Schule in der alle meine gestellten Fragen gut gelöst sind, die Kinder ins Berufsleben integriert werden und nicht unversorgt auf der Straße stehen. Ganz zu schweigen von der sozialen und psychischen Vereinsamung. Das kenne ich aus der Praxis zu Genüge.

    Habe gerade ineinem Elternforum gelesen, dass in NRW keine Kosten für die Fahrten in die Sonderkindergärten übernommen werden sollen, mit dem Argument, man könnte das Kind ja auch in den Regelkindergarten schicken. Wenn das stimmt, werden diese professionellen Einrichtungen ganz schnell ausgeblutet. Die armen Regelkindergärten. Da bekommen doch die Politiker schon wie Donald Duck die Dollarzeichen in die Augen. Da lässt sich doch wieder Geld sparen. Ganz sicher werden dann die Förderkinder aus "bildungsfernen Schichten" nicht mehr regelmäßig in den Kindergarten kommen, wenn keinTaxi oder Bus vor der Tür steht, das/der hupt und nervt. Schön für die Grundschulen, die dann diese Kinder inkudieren müssen.



    http://www.rehakids.de/phpBB2/ftopic89891.html

    Da fällt mich noch etwas ein, was ich mir trotz meiner blühenden Phantasie beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie diese Probleme im inklusiven Unterricht gelöst werden sollen.
    Man stelle sich folgende Situation vor:
    • Ich bin Regelschullehrerin arbeite leistungsdifferenziert in einem großen, gut ausgestatteten Klassenraum mit einer gelegentlichen Unterstützung für meine Förderkinder. Was aber eher unwahrscheinlich ist, weil das AO-SF für LES aufgehoben werden soll.
    • Ich bin Differenzierungsprofi.
    • Ich arbeite nach den verschiedensten Richtlinien.
    Regelschulrichtlinien für meine Kinder ohne sonderpäd. Förderbedarf
    • Und nach den verschiedensten Richtlinien für meine Förderkinder, je nach Förderbedarf.
    Wie sollen bitte schön die Zeugnisse aussehen?
    • Für meine Regelschulkinder ganz normale mit Noten?
    • Für Förderkinder seitenlange Berichtszeugnisse mit welchem Zeugniskopf, die die Kinder gar nicht haben wollen, weil sie keine Noten enthalten und anders aussehen.
    • Welche Abschlüsse bekommen meine Förderkinder?
    • Was können Sie mit den Abschlüssen anfangen?
    Wer kümmert sich um die bisher hervorragende Berufsvorbereitung meiner L-Kinder?
    • Wer macht mit ihnen das Bewerbungstraining?
    • Wer organisiert die Tages- und Jahrespraktika
    • Wer macht die Praktikumsbesuche und hält Kontakt zu den Firmen?
    • Wer koordiniert alles?
    • Werde ich als Klassenlehrer von meinen unterrichtlichen Verpflichtungen befreit, um bei den Berufsberatungsgesprächen mit Eltern, Arbeitsamt und Schülern dabei sein zu können?
    • Haben meine L-Kinder am Gymnasium oder in der Gesamtschule überhaupt Hauswirtschaft und Werken?
    • Gibt es überhaupt eine Lehrküche, in der ich beim Kochen nach Rezept die theoretisch vermittelte Bruchrechnung anhand der Umwandlung von Maßen auch life üben kann?
    • Gibt es in meiner Schule Schülerfirmen an denen die Schlüsselqualifikationen, die im Berufsleben erforderlich sind, life trainiert werden können.
    Was ist mit meinen? GE Kindern?
    • Wer hält wie Kontakt zu den Integrationsfachdiensten?
    • Wer organisiert die Praktika in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen? Oder sollen die keine mehr machen?


    Was wird aus meinen Überliegern und Kindern ohne Lernprobleme?
    • Kümmern sich hier die Eltern um die Berufsvorbereitung?
    • Oder muss mich auch darum kümmern?




    Ganz ehrlich. Wer meint, dass Inklusion einen Vorteil für alle Beteiligten bringt, der ist ein realitätsfremder Träumer. Wie soll um Gotteswillen ein Lehrer die bunte Vielfalt der Aufgaben und Anforderungen erfüllen? Das ist nicht zu schaffen. Klar ist, dass keiner in einem solchen System auf seine Kosten kommt und das Leistungsniveau immer mehr sinken wird.
    Nur gut, dass alle Firmen jetzt Einstellungstests machen, weil sie sich auf die Zeugnisse überhaupt nicht mehr verlassen.


    Hier schneiden regelmäßig meine gemobbten, ausgesonderten noch in der Förderschule aussortierten Kinder regelmäßig besser ab als viele Hauptschüler, die vielleicht bei uns hätten besser gefördert werden können, weil hier die Rahmenbedingungen etwas besser sind.


    Ich betone hier nochmals. Wir bereiten die Kinder aus Leben vor. Meine Erfahrung zeigt mir, dass unsere ehemaligen L-Schülerinnen- und Schüler zum großen Teil einfache Ausbildungen machen (Andere Ausbildungen können sie einfach aufgrund fehlender kognitiver Voraussetzungen nicht machen), sie schaffen und letztendlich zum Bruttosozialprodukt beitragen. Wahrscheinlich werden sie demnächst aus Klasse 7 oder 8 ohne Abschluss entlassen und dem Steuerzahler zur Last fallen.


    Es ist nicht die Förderschule, die den Kindern das Erreichen höherer Qualifikationen verhindert.( Dieser Schwachsinn steht in vielen Gutachten) Es ist ihr kognitives Leistungsvermögen und das wächst sich nicht aus!
    Weder im Gymnasium, noch in der Gesamt- in der Werk-Real, Sekundar oder wie auch immer Schule.

    Hallo Mama muh,
    aus deinem Beitrag schließe ich, dass du noch recht neu im Geschäft bist. Als ich damals frisch von der UNI kam, war man pädagogisch gerade auf dem Motivationstrip: Alles nur keinen Leistungsdruck- Lernen macht immer Spaß- Wenn es nicht so recht klappt mit dem Spaß, dann ist der Lehrer schuld.
    Von dieser pädagogischen Idee überzeugt habe ich alles versucht, um das „Spaßerlebnis Schule“ zu realisieren. Damals noch ohne PC, sondern mit Umdruckmatritzen. Natürlich klappte es nicht. Die schöne Theorie scheitert immer an der Realität. Ich muss mich grundsätzlich fragen ob Schule etwas zur Bildung der mir anvertrauten Kinder beitragen soll oder ob wir in Friede, Freude Eierkuchen uns alle lieb haben wollen.
    Dann könnten die geistig Behinderten auch im Grundschulbereich ihren Spaß haben. Was bitte schön soll ein geistig behindertes Kind an einer Schule der Kulturtechniken? Was soll es mit Arbeitsblättern und sinnfreien Übungen? Was dieses Kind braucht ist Lebenstraining. Leider geht das im Regelschulsystem nicht, da keine Rahmenbedingungen vorhanden. Als ich 12 Jahre an einer GB Schule gearbeitet habe, bekam ich eine „Vorbild-Vorführintegrationskind in die Klasse“. Entgegen der Vorankündigung, dass es schreiben und rechnen könne, saß da ein Kind vor mir, was eigentlich nichts konnte: Es stotterte sich ein paar Buchstaben zusammen, zählte bis 10 mit Anschauungsmaterial und das nach 4 Jahren „Inklusionsunterricht“. Hier waren die Kulturtechniken eindeutig der falsche Förderinhalt. Im Gegenzug trug der Junge die Spülmittelflasche offen und verkehrt herum, forderte ständig Einzelbetreuung ein und war eigentlich anfangs gar nicht gruppenfähig. Hier war er nicht der süße kleine Exot, sondern einer unter vielen. Das musste er erst Mal lernen
    Ich bin schon ein alter Hase im Geschäft und habe alle möglichen sinnvollen und unsinnigen päd. Ansätze miterlebt. Die alten sind nicht immer die schlechtesten. Zieldifferentes Arbeiten ist mein tägliches Brot. Allerdings kann ich das nicht in allen Fächern, weil nicht zu schaffen und brauche dafür Voraussetzungen, die an einer Sekundar1 Schule einfach noch nicht da sind. Außerdem muss diese zieldifferente Arbeitsweise auch sinnbringend und gelernt sein. Ein Kind mit irgendwas Sinnlosem zu beschäftigen ist Blödsinn, aber im inklusiven Unterricht leider Realität.
    BITTE ERST DIE RAHMENBEDINGUGEN SCHAFFEN UND DANN DIE KINDER INKLUDIEREN; NICHT UMGEKEHRT!!
    Es wird immer so getan als ob die Kinder in den Förderschulen leiden. Meine Erfahrung ist da eine ganz andere. Meine Kinder waren völlig entsetzt als sie hörten, dass es unsere Schule bald vielleicht nicht mehr geben wird. Es kamen Sprüche wie: Die Schule war meine Rettung, ich wäre baden gegangen usw. was wäre dann aus mir geworden?
    Stark verhaltensauffällige oder psychisch kranke Kinder ins jetzige Regelschulsystem zu schicken ist ein Verbrechen an allen Beteiligten.
    SOLANGE DIE POLITK NICHT WILLENS IST DIE RAHMENBEDINUGEN(MIT VIEL GELD) SO ZUGESTALTEN, DASS ZIELDIFFERENTES ARBEITEN MÖGLICH IST, WIRD DER SCHÖNE IDEALISTISCHE GEDANKE DER INKLUSION SICH ZUR KATASTROPHE ENTWICKELN UND WIR WERDEN IRGENDWANN DIE ROLLE RÜCKWÄRTS WIEDER MACHEN.

    Das ist ja eben das Sparmodell: Kein AO-SF, also kein Förderbedarf, alle Kinder haben Förderbedarf: der Lernschwache, der geistig Behinderte, der Verhaltensauffällige, der Blinde, der Gehörlose, der Lahme und der Überflieger. Du hast also als Regelschullehrer allen diesen Förderbedarfen ohne Unterstützung( der Förderschullehrer ist ein Auslaufmodell, NC 1,3)gerecht zu werden. Natürlich kann das mit der Wahl richtiger Medien und Methoden geschafft werden. Das alles ganz individuell, mit individuellen Arbeitsmaterialien, natürlich mit Selbstkontrolle, aber wahrscheinlich dann ganz ohne Lehrer, weil die alle zusammengebrochen sind. :cursing:

    Vielleicht sollten wir uns alle an die Gewerkschaften wenden und in einer konzentrierten Aktion versuchen, Licht in das Inklusionschaos zu bringen. Vielleicht mit einer Unterschriftenliste von Lehrern aller Schulformen an die Öffentlichkeit gehen? Ich fühle mich so alleine gelassen: Von der Schulleitung, von unserer Gewerkschaft von der Politik. Dabei sind wir es doch, die den eingefahrenen Bildungskarren, in dem jedes Jahr eine neue Kuh durchs Dorf gejagt wird, doch am Laufen halten. Wir versuchen doch alle Mängel, Unzulänglichkeiten, fehlenden Finanzen mit unserem Engagement auszugleichen, damit es unseren Kindern gut geht. So eine Behandlung haben wir alle nicht verdient. Gerne würde ich auf einen Teil der Ferien (die eigentlich auch keine sind, ich korrigiere gerade 45 Klassenarbeiten im Italienurlaub) verzichten, wenn ich dafür wirklich mal Feierabend hätte und keine 16 Stunden Tage. Ich habe das Gefühl, an der Grenze meiner Belastungsfähigkeit angelangt zu sein und das will was heißen. Am meisten leide ich darunter, dass ich gar nicht weiß, was im nächsten Schuljahr aus mir wird. Muss ich meine Klasse mit den 46 Umzugskartons räumen? Wo soll ich mit dem Fernseher, dem DVD Player, dem Videorekorder und den privaten Möbeln hin? Am liebsten würde ich demonstrativ einen Container vor die Schule stellen und alles entsorgen. Zum Inkludieren muss ich ja nur ein wenig "Klugscheißen" und ein wenig gut bezahlte Nachhilfe geben, falls man es wünscht. Falls nicht, kann ich ja nutzlos herumsitzen oder die Aufsicht beim Turnen übernehmen, für A13. Gerne würde ich an einer Sek.1 Schule vielleicht etwas aufbauen, aber eigentlich fehlt mir mit 57 inzwischen die Kraft. Ich könnte heulen, dass ich vielleicht all die Dinge nicht mehr machen darf, die ich so gut kann und die mir so viel Freude bereiten (Schulband, Schülercafé). Oder glaubt ihr, dass meine Kinder in einer Sek.1 Schule, wo viele Kinder schon ein Instrument spielen überhaupt eine Chance hätten in der Schülerband mitzumachen? Übrigens waren wir als Vertreter einer Förderschule bei "Schulen musizieren" Das war Inklusion life, nicht auf dem Papier. Ich finde wir waren richtig gut. Im Mai dürfen wir auch zur Landesbegegnung nach Düsseldorf:
    http://www.youtube.com/watch?f…er_embedded&v=o2p1T7nZpCc
    Im Regelschulsystem wäre das alles nicht möglich gewesen. Ich bin so stolz auf meine Kinder, dass sie den Mut haben sich vor 300 und mehr Zuschauern auf die Bühne zu stellen, dass sie die Texte auswendig können, dass meine "Chaoten" es geschafft haben in einem Team gemeinsam zu musizieren. Jeder für sich eigentlich ein Problemfall: Autist, hoch aggressiv, Mittelpunkt der Welt, kognitiv an der Grenze zu GB, ausgesprochen schüchtern!! Rechnen: Fehlanzeige, aber singen wie ein Glöckchen. Das ist sonderpädagogische Förderung life, nicht als "Tintenpisse" in irgendwelchen Konzepten, in die keiner guckt. Das kann ich und das will ich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Das habe ich mir mit enorm viel Mühe, eigenem Geld und Hartnäckigkeit aufgebaut und nun soll es das gewesen sein? Wie soll ich im Regelschulsystem diesen armen Kindern zum Selbstbewusstsein verhelfen? Mit einigen wenigen Nachhilfestunden oder als Handelsreisende mit Tipps und Tricks für Jedermann ? :cursing

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