Hallo Melosine,
du leidest am typischen "Ich-will-endlich-in-der-Praxis-sehen-was-ich theoretisch-gelernt-habe"-Syndrom!
Meine erste Mentorin (vom uralten Schlag) ließ mich im Sachunterricht keine Gruppentische stellen. Ich fühlte mich aber vom Seminar und von besser untergebrachten Mitrefs unter Druck gesetzt und gab meine Vorstellungen ziemlich deutlich auch an die Schulleitung weiter. Nach einem halben Jahr und katastrophalen UB's (Ich durfte so Einiges nicht ...) hab ich dann die Mentorin gewechselt und mich wohler gefühlt.
Im Nachhinein würde ich nicht mehr so reagieren, denn auch eine Mentorin muss sich erst auf die neue 'Auszubildende' einstellen. Wenn man nicht direkt eine Wellenlänge hat, braucht es ein bisschen Zeit, um sich an die Person und die Lehrerin zu gewöhnen.
Sie wird dir im Moment Unterricht präsentieren wie er dem Schulalltag entspringt, wenn man 'nebenbei' noch Sankt Martin & Co vorbereiten muss, den Weihnachtsbastelkram schon vorsortiert bzw. bestellen muss, den nächsten Ausflug vorbereitet und neben all den Elterngesprächen noch ein paar Gedanken an die nächste Konferenz verschwenden muss, in der es wieder mal um ein Thema XY geht, das 'von oben' aufdiktiert wurde! Wahrscheinlich ist auch zu Hause noch einiges los und schon siehst du Unterricht, den deine Mentorin wahrscheinlich selbst nicht gut findet, der aber einfach jetzt mal so laufen muss.
Damit will ich (mit fünf Jahren Abstand vom Ref, einer vollen Stelle und Klassenleitung) sagen, dass man als Referendarin vieles gar nicht mitbekommt und mit der Kritik schnell an der Hand ist.
Andererseits kämpfe auch ich mit älteren Kollegen um mehr 'moderne' Didaktik etc. Aber mein Respekt vor deren Leistung und Nerven, die sie nach 25 Jahren im Schuldienst besser im Griff haben als ich, ist gewachsen.
Mein Rat: gucke in so viele Klassen rein, wie möglich. Schau dir an, wer im Lehrerzimmer viel vorbereitet, abspricht etc. Vielleicht kannst du zum Halbjahr noch in eine andere Klasse.
Müde Grüße
strucki