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Letzte Woche habe ich eine Stationsarbeit zum Thema Wetter gemacht. Da gab es viele Experimente, für die sie teilweise in Partnergruppen auf den Schulhof gehen mussten. Auch wenn ich sie vom Klassenzimmer aus sehen konnte, war mir zunächst nicht ganz wohl. Aber das hat super geklappt. Die haben ganz diszipliniert ihre Aufträge ausgeführt und sind zu Ergebnissen gekommen. Insgesamt gab es aber auch Kinder, die in diesen Stunden fast nichts zu Stande gebracht haben und nicht verstanden haben, was sie eigentlich in den Experimenten gemacht haben.
Ich habe eine ähnliche Klasse mit auch 'nur' 22 Kindern, von denen fünf (vier Jungs, ein Mädel) nicht in der Lage sind, Arbeitsaufträge für selbständige Arbeit auszuführen. Ich habe es auch mit unterschiedlichen offenen Unterrichtsformen versucht, immer mit dem Ergebnis, dass diese Kinder nichts zu Stande bringen, aber jede Menge Zeit opfern, um andere vom Arbeiten abzuhalten. Es ist auch nicht immer alles mit Konzentrationsstörungen, ADHS etc. zu entschuldigen. Bei meinen Schätzchen ist es die fehlende Arbeitshaltung, die von zu Hause einfach nicht bekannt ist.
Bei offensichtlicher Orientierungsschwäche (Stationen, Werkstatt etc.) treffe ich mit diesen Kindern die Entscheidung, welche Angebote bearbeitet werden. Wir legen dann eine Reihenfolge für die jeweilige Stunde fest, der Rest muss zu Hause fertig gemacht werden. Das klappt ganz gut, wenn ich zwischendurch immer mal wieder ans Arbeiten erinnere. Aber solche Unterrichtsformen sind Gift für Kinder, die nicht in der Lage sind, in einer Großgruppe zu arbeiten. Ich denke aber, sie müssen das lernen und ich werde nicht wegen dieser Kinder auf Frontalunterricht zurückgehen.
Den Kindern, die sich durch permanentes Stören Aufmerksamkeit verschaffen wollen, gebe ich einen Arbeitsplatz hinten in der Klasse mit dem Rücken zum Rest der Kinder. Auch das klappt. Unterrichtsgespräche finden im Kreis statt, wo ich diese Kinder neben mich setze oder mit einer Aufgabe an ihrem Platz lasse.
Da ich dieses Problem schon in den beiden ersten Schuljahren hatte und mit den Kindern immer viel über notwendige Regeln, Rücksichtnahme usw. spreche, wissen die 'Störer', dass sie mit Konsequenzen zu rechnen haben. Jetzt im dritten Schuljahr greife ich da auch hart durch und bestelle mir öfter mal jemanden zum nacharbeiten bzw. schließe solche Kinder von Aktivitäten aus.
In einer anderen Klasse habe ich mal ein System erlebt, das ebenfalls effektiv erschien. Die Klassenlehrerin hatte eine Namensliste ausgehangen und vergab täglich grüne, gelbe und rote Punkte für entsprechendes Verhalten. Als Belohnung gab es einen Zoobesuch, Kinder mit drei roten Punkten durften nicht teilnehmen. Das hat unheimlich viele positive Gespräche unter den Kindern hervorgebracht. Auch so etwas wie Solidarität und Gruppengefühl war erkennbar. Für die 'Gefährdeten' wurde sogar Partei ergriffen, statt sie von Anfang an auszuschließen.
Ein Kinderpsychologe hat mir kürzlich geraten, viel mehr mit Lob und Stempelchen und sonstwas zu hantieren. Gut und schön, aber wann mache ich dann noch Unterricht? Und wer verteilt im fünften Schuljahr die Stempelchen?
auch noch nicht der Weisheit nahe
strucki