Beiträge von tina40

    Hallo,


    irgendwie bin ich genervt - eine meiner Schülerinnen lebt im Heim - und hat einen Arzttermin nach dem anderen während der Schulzeit oder an Praktikumstagen. Ich zähle inzwischen 14 Fehlzeiten (ganze oder halbe Tage) aufgrund "unaufschiebbarer Arzttermine".


    Neben verpasstem Unterrichtsstoff hat das nun zur Konsequenz, dass der Praktikumsbetrieb mir sowohl ein Abschlussgespräch verweigert, da die Schülerin kaum anwesend war (eine volle Woche + 10-mal einmal wöchentlich = 7 Arzttermine + zweimal krank), ebenso eine Abschlussbeurteilung und dazu angekündigt hat, keine weiteren Praktikanten unserer Schule zu nehmen.


    Die Schulleitung macht auf gut Wetter mit der Einrichtung, bzw. hat auch schon einmal schriftlich darum gebeten, Termine außerhalb der Schulzeit zu legen. Die jeweiligen Erzieher führen immer an, Termine seien just nur am Praktikumstag oder während des Nachmittagsunterrichts zu haben. Die Schülerin ist keinesfalls akut erkrankt sondern erfreut sich bester Gesundheit - es handele sich um vorgeschriebene Vorsorgetermine des Jugendamts.


    Der Schülerin selber ist das Ganze auch nicht recht - sie meinte gestern auch, das Praktikum sei wohl nun umsonst gewesen - na ja, teilweise stimmt das sicher. Eigentlich ist das Ziel ja, eine gute Beurteilung für die Bewerbungsmappe zu erhalten.


    Eine andere Schülerin, die inzwischen allerdings weg ist, verlor aus dem gleichen Grund ihren Praktikumsplatz, während der Praktikumswoche waren trotz bester Gesundheit zwei Termine lebensnotwendig.


    Ich überlege nun, das ganze noch einmal schriftlich an die Heimleitung zu schicken und vorzuschlagen, Praktika in der eigenen Einrichtung beim Hausmeister absolvieren zu lassen, da wir so ja nur eine Negativwerbung erzielen. Oder - alternativ - einfach aufzugeben, da man langsam den Eindruck bekommt, dass unbewältigte Schultraumata auf dem Rücken der Schüler ausgetragen werden und das ein seltsames Machtspielchen zu sein scheint, auf das ich wenig Lust habe.


    Oder sieht jemand noch andere Möglichkeiten?


    LG

    Hallo,


    wahrscheinlich bringt es dir wenig, wenn du aus ganz Deutschland Berichte bekommst - du musst Lehrer aus deiner Region finden, da Hauptschule nicht gleich Hauptschule ist. Kommt auch viel darauf an, inwieweit die Schülerschaft ausgelesen ist etc.. Ich würde einfach mal an einer Hauptschule hospitieren - dann siehst du, ob das zu dir passen könnte.


    Mir persönlich gefällt es gut, ich möchte auch nichts anderes machen - aber leicht ist es auch nicht immer.

    Hallo,


    ich wohne auch in der gleichen Stadt - nahe an der Schule aber nicht mehr ganz im Sprengel. Ich treffe Schüler und ehemalige Schüler überall - beim Einkaufen, im Schwimmbad, in der Stadt, beim Eis essen - selten ist es nervig, oft neutral und manchmal auch ganz nett. Einmal erst habe ich zu einem ehemaligen Schüler gesagt, dass ich nicht mehr dafür bezahlt werde, mich mit ihm abzugeben und er sich trollen soll - aber für diese einmalige echte Unannehmlichkeit möchte ich nicht mehr auf 1,5 Kilometer Schulweg verzichten. :) Nachdem ich auch keine Leichen im Keller habe und keine seltsamen Dinge in meinem Privatleben mache - habe ich auch keine Angst vor Beobachtung. :D

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    Meine Hauptschüler waren nicht dümmer als meine Schüler an den Realschulen und Gymnasien. Vielleicht haben Sie andere Erfahrungen gemacht, aber meine Hauptschüler waren "nur" verhaltensauffälliger.



    Verhaltensauffälligkeiten erzeugen aber meist wieder Lernprobleme - und bevor der verhaltensauffällige Pubertäter dich nicht als Leader anerkennt, auf dessen Anweisung hin er Dinge lernt, die ihm völlig sinnfrei erscheinen - wie Prozentrechnen oder der Weg zum 1. Weltkrieg - brauchst du mit egal welchem Material auch gar nicht groß zu kommen. :) Und ja - leider sind manche Kinder tatsächlich sehr schwach begabt und brauchen ganz viel Hilfe und Erklärung - und auch teilweise Trost... :)


    Selbstständiges Lernen ist logisch das Endziel - auch wird an der Grundschule ganz viel frei gearbeitet, auch mit Montessorimaterial etc. - nur sind die, die dann bei uns ankommen vielfach die Kinder, die da irgendwie nicht profitiert haben. Jetzt kommen die ersten Schüler aus den jahrgangsgemischten Klassen, wo freies und selbständiges Arbeiten groß geschrieben wird. Ich hab´ nur eine 5. wenige Stunden - aber mir rollen sich die Fußnägel hoch, wenn ich Schüler erlebe, die nicht einmal die Buchstaben beherrschen, z.B. das große Y oder munter gRoß uNd kLeiN durcheinander schreiben. Wenn viel auf Selbstkontrolle aufgebaut wird - dann sehen sie ihre Fehler einfach nicht, vermute ich mal.



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    In Haupt- und Realschulen müssen Lehrer damit rechnen, von Eltern zusammengeschlagen zu werden.


    Nein, damit rechne ich jetzt eigentlich nicht, ich bin froh, wenn die Eltern kommen - man muss halt den richtigen Ton finden - und Nervenzusammenbrüche hatte ich auch noch keine. :) An unangenehmsten fand ich den Druck, irgendwelchen Hokuspokus-Unterricht vorführen zu sollen, wenn´s mit den Schülern einfach nicht geht. ;) Mit zunehmendem Dienstalter sieht man das aber alles pragmatischer - wir sind auf dem Weg.

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    "Sie müssen mit den Schülern arbeiten, die Sie haben. Unabhängig vom Schulsystem. Eigentlich ganz einfach." schwadroniert ausgerechnet ein Gymnasiallehrer, der gar keine schwierigen Schüler kennt. Zeigen Sie doch mal an einer Hauptschule, was Sie können! Dass Sie im Gymnasium praktisch nur pflegeleichte Schüler haben, ist eine alles andere als vom Schulsystem unabhängige Tatsache.


    Die Schüler mögen am Gymnasium anders sein - doch hat bestimmt auch diese Schulform ihre Tücken, z.B. eine "kritischere" Elternschaft.


    So - ich zeige jetzt seit fast 20 Jahren in verschiedenen Brennpunkthauptschulen was ich kann - Vollzeit und mit nur einem Jahr Elternzeit. Mit Sicherheit lasse ich mir nicht unterstellen, nicht auf der Suche nach Verbesserung und Weiterentwicklung zu sein - allein schon aus reinem Selbstschutz, denn jeder abgehängte Schüler und jede fehlgeschlagene Unterrichtseinheit ist ein erheblich höherer Stressfaktor als eine gute Vorbereitung.



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    Augen zu und durch ist vielleicht bequem, aber solche Lehrer braucht unser Land eher nicht.


    Nee, das ist nicht bequem - so würde man das nicht lange überleben!!!


    Ihre oben aufgeführten Ideen sind aber nicht so neu - und wurden mit Sicherheit auch schon x-mal überdacht - aber meine persönliche Erfahrung ist eben nicht, dass freie Lernformen und mehr Technik zum Ziel führen sondern - zumindest im Moment - andere Faktoren wie Beziehungsarbeit, Elternarbeit, Struktur und Führung zu annehmbaren Resultaten auch mit sehr schwierigen, unstrukturierten, wenig intrinsisch motivierten und auch schwach begabten Schülern führen. Freie Phasen haben da durchaus ihren Platz - aber als Teil des Ganzen und wenn es thematisch passt.

    Wobei ich von zumindest unserer örtlichen Montessorischule inzwischen weiß, dass die Kinder genau aussortiert werden. Laute und zapplige Kinder werden nicht genommen. Außerdem hat jede Klasse eine Doppelbesetzung. Würde ich auch meiner Klasse alle ADHS-Kinder aussortieren könnte ich auch ganz anderen Unterricht machen. ;)

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    Als Nicht-Haupschullehrer kam es mir bis jetzt so rüber, dass man die Hauptschule als eine Schule betrachtet und betrieben hat, die im Prinzip (fast) das Gleiche macht wie die Realschule und Gymnasium, bloß kognitiv um etliche Level niedriger. Kein Wunder, dass dann der Begriff Restschule entstanden ist. Aber auch die Gemeinschaftsschule wäre eine Restschule, eben halt von dem Rest, der dann nicht aufs Gymnasium geht. Fürchte in diesem Zusammenhang, dass die meisten Realschüler nämlich das Gymnasien besuchen würden.


    Jein. Grundsätzlich sind bei uns schon die kognitiv schwächeren Schüler anzusiedeln - und ja, leider ist die 6-stufige Realschule nicht günstig für die Mittelschule und auch die privaten Wirtschaftsschulen nehmen viele Kandidaten, die dann dort doch scheitern und eigentlich Mittelschüler wären.


    Konzeptionell arbeiten wir schon anders - Klassleiterprinzip, viele Wiederholungen, viele Praktika, starke Orientierung auf die Berufsfindung. Viele Schüler haben Probleme sich zu strukturieren, erhalten wenig Anregung von daheim, brauchen viel persönliche Zuwendung und Betreuung - und sind leider nicht zwingend handwerklich begabt. Ich erlebe es aber durchaus so, dass das Konzept häufig (nicht immer) erfolgreich ist und viele (nicht alle) kommen im Berufsleben an und gehen ihren Weg. Einige Spätzünder entschließen sich auch, über den zweiten Bildungsweg Abitur zu machen.


    Denen, die ich bis jetzt als gescheitert sehe - hätte eine Eintrittskarte in Realschule oder Gymnasium keineswegs geholfen - da stecken meist gravierende psychische Probleme dahinter, die die Schule nicht lösen kann. Was teilweise hilft sind Maßnahmen und Hilfen auch nach der Schule - kostenlose Nachhilfe in der Berufsschule, sozialpädagogische Betreuung, überbetriebliche Ausbildung.


    Vielleicht ist es tatsächlich ein bisschen "Rest" - wobei ich das für mich sehr unmotivierend finde, das so zu sehen - aber dem Rest hilft es mit Sicherheit nicht, notwendige Hilfen zu entziehen.

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    Früher konnte man was mit Hauptschulabschluss anfangen.

    Das ist ein Gerücht, das sich schon ewig hält und ich warte noch immer darauf, dass es Realität wird - momentan ist die Situation eher besser - und auch die Schüler aus der Zeit, als es hier wirtschaftlich mau aussah sind überwiegend "was geworden". Zumindest fahren sie Autos und machen Reisen. :)

    Hallo,


    ich habe damals spätabends bei der Regierung angerufen und hatte das Glück, dass der zuständige Herr am anderen Ende wohl gerade gut gelaunt war. Da hatte ich ja schon zwei Jahre Ref hinter mir, wo ich nicht zuhause wohnen konnte, ein Jahr mobil in einem angrenzenden Landkreis und drei weiter Jahre fern von daheim. Ich habe ihm erklärt, dass ich in jedem Fall wegen meiner Pferde nachhause möchte und definitiv nicht woanders heiraten werde. Irgendwie kam er dann auf den Ersten Weltkrieg und später auf Getreideproduktion in Kanada - eine Stunde später war ich dann an eine Schule in fahrbarer Entfernung von meinem Heimatort versetzt.


    War ein bisschen bizarr - aber manchmal muss man halt Glück haben. :) :grins:


    PS: Es ist ja gottlob nicht mehr mein Thema - aber ich meine, bei Hauptschullehrern ist es immer noch etwas einfacher als für Grundschullehrer - jedenfalls war das bis jetzt immer so...

    Sehe ich ähnlich - in meiner Mittelschulklasse sind alle mit besseren Handys (ich glaube, das heißt jetzt Smartphone :sterne: ) ausgestattet als ich - gerade die bedürftigen Harz IV-Kinder, sowie mit Internet-Flatrates. Ich sehe die Notwendigkeit für mich jetzt nicht wirklich - habe aber auch schon daran gedacht, mich technisch besser auszustatten um nicht irgendwann gemobbt zu werden. :D

    Update: Die Eltern geben keine Einverständniserklärung für die Arbeit des MSD, damit gibt es wohl dann auch keine Notenaussetzung oder ähnliches - na ja, bin inzwischen soweit, dass sie mit den willigen Kindern arbeite und die paar, die nicht können/wollen in Tiefschlaf fallen lasse - Reaktionen auf meine Briefe kamen ja keine. :autsch: Am Elternsprechtag ist auch niemand aufgetaucht, obwohl ich im Zimmer nebenan war und massenhaft Zeit gehabt hätte... :sauer:

    In der 5. sitzen eigentlich immer noch viele, die Spaß und Lust auf Englisch haben - in der 8. mache ich es auch gerne - ist ja auch abwechslungsreich.


    Aber mit Schülern, denen jede Grundlage fehlt am Unterricht teilzunehmen macht das keinen Spaß und das behindert auch so - länger als ein paar Sekunden konzentrieren geht nicht, nachsprechen geht nicht, dass Lücken im Workbook oder in einer Übung zum Ausfüllen gedacht sind und Kästchen zum Ankreuzen ist fremd... :ohh:


    Denn mir geht das auch so - ich kann mich schlecht konzentrieren, weil ich bei dem einen immer mit Entsetzen sehe oder höre, was er jetzt schon wieder macht - und wenn dann so gar nichts vorwärtsgeht, kann ich das echt schlecht akzeptieren. :autsch:


    Jetzt könnte ich ja sagen, ich gebe ihm was zum Ausmalen - vielleicht findet sich ja auch etwas von Grundschulenglisch mit Zahlen oder Farben - aber ich hab´ die Klasse auch eine Stunde in Kunst - und ein Bild entsteht bei ihm auch nicht. :schreien: Und der Kollege muss das Thema richtig eingeführt haben, denn die anderen malen schöne Werke. :sterne:

    Hallo,


    wir haben vier Stunden Englisch, davon leider eine Doppelstunde - so dass es sich über drei Tage verteilt. Das ist natürlich nicht supergünstig. Dass man am Anfang nicht gleich alles kann, ist jetzt nicht so schlimm - aber dass diese simplen, kindgerechten Aufgabenstellungen einfach nicht bearbeitet werden können, ist mir schon gruslig. :ohh:


    Einer der Problemfälle fehlte heute - und mir ist klar geworden, dass mich das Kind extrem stresst - die seltsamen Geräusche - der leere Blick, das ständige fruchtlose Mahnen - und dann noch dieser nicht vorhandene Lernzuwachs. :sauer: :D


    Ich denke, ich muss da einfach auch an mir arbeiten und mich da nicht reinverbeißen - dann passt er eben nicht auf und muss, wenn´s nicht ohne Dauerermahnung geht - eben in eine andere Klasse, wegen mir mit einer vorbereiteten Aufgabe, vor der er dann tatenlos sitzen darf. Hurra Inklusion - prima Elternwille. :pfeifen:

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