Hallo Daya,
Berufswahl und Partnerwahl gehören mit zu den schwierigsten Entscheidungen im Leben. Die beste Planung ist keine Erfolgsgarantie, denn Planungen sind die gedankliche Vorwegnahme der Zukunft, und diese liegt bekanntlich in der Tiefe der berühmten Glaskugel verborgen.
Ich würde mich bei der Studienwahl nicht in erster Linie am Lehrerberuf orientieren, sondern an der Fachrichtung, an der ich Interesse habe, und bei der Fächerwahl darauf achten, dass ich damit später eine berufliche Tätigkeit auch außerhalb des schulischen Bereichs ausüben kann, falls es mit der Einstellung nicht klappen sollte, egal aus welchen Gründen. Als Mathematiker könnte man auch in einer Versicherung arbeiten, als Physiker in einem Forschungslabor, als Fremdsprachler im Tourismus, um nur einige Beispiele zu nennen. Deshalb sollte das Fachstudium im Vordergrund stehen und inhaltlich kein Dünnbrett sein.
Wenn du mit einer Lehrerausbildung ‚betriebsfremd’ im Ausland arbeiten möchtest, ergeben sich auch Möglichkeiten bei den Goethe-Instituten, der GIZ (früher GEZ), den politischen Stiftungen (z. B. Konrad Adenauer-, Friedrich Ebert-Stiftung) oder den Auslandshandelskammern.
Vieles von dem, was du hier im Forum liest, klingt wirklich nicht gerade ermutigend. Doch solltest du bedenken, dass in einem Forum oftmals diejenigen, die ihre Probleme oder Schwierigkeiten schildern, überrepräsentiert sind. Was allerdings insbesondere von den Referendaren gefordert wird, ist schon enorm. Trotzdem schaffen es die meisten Kandidaten.
Du fragst nach meinem Tagesablauf. Ich unterrichte nicht an einem Weiterbildungskolleg, das zu irgendwelchen Sekundarabschlüssen, sondern an einer Fachschule, die zum staatlich geprüften Betriebswirt führt, d. h. unsere Klientel kommt bereits mit mindestens mittlerem Bildungsabschluss, abgeschlossener Berufsausbildung und Berufserfahrung zu uns. Die meisten haben Fachhochschulreife oder Abitur; wer es nicht hat, kann in einer Zusatzprüfung die Fachhochschulreife erwerben.
Ob einem Lehrer noch viel Freizeit bleibt? Das hängt zum einen von Fach ab, aber auch davon, inwieweit man Unterrichtsvorbereitung und Freizeit gedanklich trennen kann.
Nehmen wir das Fach ‚Arbeitsrecht’. Da habe ich eine Sammlung von ca. 70 Rechtsfällen querbeet. Die Schüler arbeiten diese in Gruppen anhand der Gesetzestexte durch, die ich weitgehend im Kopf habe. Also keine Vorbereitung mehr, aber: Täglich surfe ich im Internet in Arbeitsrechtsforen, verfolge dort die Diskussionen und lerne immer wieder dazu, wenn es neue Gerichtsentscheidungen oder Gesetzesvorlagen gibt.
Die Klausuren habe ich korrekturfreundlich gestaltet und seit Jahren kaum verändert. Ich muss nur wenige Variable, z. B. Alter des Arbeitsnehmers, Eintrittsdatum ins Unternehmen, ändern, und schon können die Schüler jeden Jahrgangs erneut zeigen, ob sie alles verstanden haben und die Aufgabe lösen können. Gefragt wird beispielsweise: ‚An welchem Tag muss der Arbeitnehmer letztmalig im Betrieb erscheinen, wenn ihm der Arbeitgeber heute kündigt und er noch den ihm laut Tarifvertrag zustehenden Urlaub nimmt?’ oder ‚Wann verjährt der Anspruch?’ Da gibt es bei der Antwort nur ‚richtig’ oder ‚falsch’, und das ist schnell korrigiert.
Rechne ich Zeitungslektüre, Internetsurfen, zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen in Betrieben und den Kammern u. ä. zur Arbeitszeit, bleibt trotzdem noch genügend Freizeit. Daneben tue ich zu Hause nichts für den Unterricht, außer vielleicht mal etwas auf den Stick herunterzuladen. Korrekturen, Vorbereitung von Arbeitsblättern u. a. erledige ich ausschließlich in der Schule.
Ich habe meine Fächer gern und bin froh, dass ich nicht Latein oder Griechisch unterrichte. Da hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum etwas verändert, nur die Übersetzungen in die Fremdsprache sind weggefallen. Diese Fächer wären mir auf Dauer zu eintönig. Bei mir bringen die Schüler aufgrund ihrer beruflichen Erfahrungen immer wieder neue Impulse in den Unterricht ein, es gibt keine Disziplinprobleme, Aufsichten oder Elternabende.
Fazit: Ich bin recht zufrieden mit meinem Lehrerdasein und hoffe, dass meine Schüler später einmal beruflich erfolgreich sind und mit ihren Steuern meine Pension sichern.
Vielleicht konnte ich dir eine Entscheidungshilfe geben. Alles Gute.