Gibt es in NRW keine Fachreferenten am Regierungspräsidium oder für bestimmte Schulen zuständige Fachberaters für Latein? Diese wären dann wohl geeignete Ansprechpartner, um Antworten auf deine Frage zu bekommen.
Hier ein Link für Baden-Württemberg:
http://www.rp.baden-wuerttembe…3103_pdrucken/drucken.htm
Falls auch ein Rundruf bei Nachbarschulen mit der Frage, ob dort Kollegen Latein fachfremd unterrichten und Tipps geben könnten, nicht weiter hilft, würde ich einige dieser Fachberater aus der Liste in Baden-Württemberg anschreiben und um 'Entwicklungshilfe' bitten.
Im Übrigen möchte ich dich bestärken in deinem Entschluss, Latein fachfremd zu unterrichten. Du hast schließlich sehr gute Voraussetzungen und vor allem die richtige Einstellung. Manche Altphilologen haben eine besondere Sicht auf ihr Fach. Ich hatte bis zum Abitur Latein und Griechisch und erinnere mich noch daran, wie unser Griechischlehrer einem Vater, der seinen etwas überforderten Sohn von der Schule abmelden wollte, zu diesem Entschluss beglückwünschte, ihn aber bat, noch zwei Wochen abzuwarten. Man nehme gerade die unregelmäßigen Verben auf -mi durch, und dann habe der Junge noch etwas Abgeschlossenes fürs Leben.
Auch hat sich, soweit ich dies aus dem Lateinunterricht meiner Kinder beurteilen kann, an diesem Fach inhaltlich gegenüber meiner Schulzeit nicht allzu viel geändert, außer dass die Übersetzungen ins Lateinische weggefallen sind, so dass die im zurückliegenden Studium erworbenen Kenntnisse für das Unterrichten über Jahrzehnte hinweg ausreichen.
In einigen Beiträgen wird der Eindruck erweckt, ein mehrjähriges Studium sei stets einem fachfremden Unterricht überlegen. Ein Blick über das Gymnasium hinaus zeigt, dass z. B. an beruflichen Schulen die meisten Kollegen 'fachfremd' unterrichten. Zwischen der Elektrotechnik, wie sie seinerzeit an der TU studiert wurde, und den heutigen Inhalten im Fach 'Elektronik' liegen Welten. Das Arbeits- und Steuerrecht, das ich an der Uni im Rahmen des BWL-Studiums gehört habe, hat mit dem, was ich heute unterrichte, fast nichts mehr zu tun. 'Marketing bilingual' habe ich so überhaupt nicht studiert. Gleiches gilt für die fachpraktischen Fächer, egal ob Kfz-Mechaniker, Heizungsbauer oder Radio- und Fernsehtechniker. Ganz neue Berufsbilder sind entstanden, z. B. Mechatroniker. Wie sollten all diese Fächer und Schüler unterrichtet werden, wenn nicht 'fachfremd'?
Manche Altphilologen sehen dann gern auch diesen 'fachfremden' Unterricht als etwas Minderwertiges an. So wurde ich erst kürzlich auf einer Fachtagung für Spanischlehrer von einem Kollegen vom Gymnasium gefragt, ob man 'für das, was man an deiner Schule macht', ein Studium braucht.
Eigentlich sollte und wollte ich auf diese Diskussion nicht mehr eingehen, habe es dann aber doch getan, da die geplante Radtour wegen Dauerregens entfallen musste. Aber vielleicht kann dir ein Fachberater wirklich weiterhelfen.