Hallo Ticki,
bist du aus Schleswig-Holstein. Als ich hier vor einer Reihe von Jahren studiert habe, musste man als Grund- und Hauptschullehrer ein Hauptfach studieren. Ist das heute nicht mehr so? So lange die alte Studienordnung noch gilt, würde ich an deiner Stelle Realschullehramt studieren. Die Schulart gibt es zwar hier, ebenso wie die Hauptschule, schon recht lange nicht mehr, aber du könntest auf das Hauptfach verzichten, könntest im Referendariat im Gegensatz zu den G und H Referendaren an einem Standort arbeiten (es gibt ja fast keine Grund- und Gemeinschaftsschulen) und bekämst auch etwas mehr Geld. Zur Zeit ist Chemie ein absolutes Plus bei der Einstellung (obwohl wir fast nur NAWI unterrichten, was man aber nicht studieren kann). An eine Grundschule kannst du dich nach dem Ref dann trotzdem bewerben.
Ich selbst habe mein Ref 1991 an einer Grund- und Hauptschule absolviert, war aber auf eigenen Wunsch fast nur am Hauptschulzweig. Zufällig bin ich dann über Vertretungsverträge an einer Grundschule in Festanstellung gelandet. Mit meinen eigenen kleinen Kindern war das dann ok. Als meine dann aber älter wurden und ich zu Hause erst mit Pubertierenden später dann mit relativ vernünftigen Jugendlichen zu tun hatte, kam doch der Wunsch zurück, mit Älteren zu arbeiten. Mir fehlte einfach die klare und direkte Sprache, ohne jede Wort vorher auf die pädagogische Goldwaage legen zu müssen. Einmal sagte mein Sohn zu mir: "Ich bin kein Schüler von dir, du kannst normal mit mir reden." So bin ich jetzt seit einigen Jahren auf dem großen Experimentierfeld Gemeinschaftsschule mit Integrationsklassen dabei. Diesen Schritt habe ich trotz aller Widrigkeiten noch nicht bereut.
Die Klassen 5/6 sind einer Grundschulklasse nicht unähnlich und bis zur 10. Klasse ist schon eine gute Bandbreite von unreif zu reif, anhänglich zu eigenständig, überbehütet und klartextfähig vorhanden.
Der fachliche Diskurs mit den Schülern wird m. E. überbewertet. Auch in der Sekundarstufe musst du in deinen Fächern weit über dem Niveau der Schüler stehen, um didaktisch sinnvoll reduzieren zu können. Das soll selbst in der Oberstufe der Fall sein. Auf einer Ebene mit deinen Schülern solltest du fachlich besser nicht stehen wollen. Außerdem kann man sich innerhalb der Fachcurricula immer eigene Schwerpunkte setzen, so dass du dich immer wieder neu mit den Themen auseinandersetzen kannst und auch musst.
Glaub mir: Langweilig wird es dir an keiner Schulart werden. Es gibt so viele Herausforderungen, dass du dich beizeiten über ein wenig Routine freuen wirst.
Viel Glück bei der richtigen Entscheidung!
P. S.: Ob das neue Lehrerbildungsgesetz wohl wirklich durchkommt?