Ich verstehe dich auch sehr gut - das gleiche Problem habe ich selbst immer wieder. Mein Stufenschwerpunkt ist Grundschule (vor allem Klasse 1/2), und das aus gutem Grund: ich kann mit den Großen einfach nicht! Disziplinprobleme häufen sich, ich bin nicht steng genug, die Schüler machen, was sie wollen... Ich bin seit dem Ref nun an meiner dritten Schule (aber nicht deswegen ) und wurde immer in verschiedenen Klassenstufen eingesetzt - z.B. Klassenlehrerin Klasse 1 und nachmittags 9./10. Stunde fachfremd Kunst in Klasse 8. Supi! Es hat mich unglaublich belastet und wahnsinnig Kraft gekostet. Manchmal hatte ich echt Angst, dass etwas passiert, was nachher an mir hängen bleibt.
Langer Rede, kurzer Sinn - ich habe das Problem für mich so gelöst: ICH KANN DAS EINFACH NICHT! Diese Erkenntnis hat fast 10 Jahre gedauert und fiel mir unglaublich schwer. Man will ja nicht zugeben, dass etwas nicht so gut läuft. Aber ich habe nunmal festgestellt, dass ich mit Leib und Seele Grundschullehrerin bin und da bin ich gut. Das habe ich dann auch meiner Schulleitung mitgeteilt, wovon die natürlich nicht begeistert war (würde ich auch erst nach der Probezeit empfehlen ). Natürlich werde ich jetzt trotzdem immer mal wieder in den hohen Klassen eingesetzt, aber ich mach mir keinen Druck mehr. Ich gebe mein Bestes und wenns sehr heikel wird, schick ich einen Schüler zur Schulleitung, soll die sich drum kümmern. Wenns denen mal langt, setzen sie mich vielleicht da nicht mehr ein.
Parallel laufen die Versetzungsanträge für eine reine Grundschule...
Was ich aber auch festgestellt habe - im ersten und evtl. zweiten Jahr an einer neuen Schule bist du IMMER der Depp. Die Schüler (vor allem in den Pubertätsklassen) haben einfach noch keinen Respekt vor dir, du gehörst noch nicht richtig dazu. Das ging mir bisher an jeder meiner Schulen so, und bei neu dazukommenden Kollegen beobachten wir dasselbe. Irgendwie legt sich das nach einiger Zeit von selbst, obwohl man seinen Stil nicht verändert hat. Hat vielleicht was mit dem sogenannten "Stallgeruch" zu tun, wer weiß.
Meine konkreten Tipps sind also - Nerven behalten! Gib dein Bestes, aber bleib du selbst, sonst gehst du kaputt. Scheu dich nicht, dir Hilfe zu holen. Vielleicht habt ihr einen Sozialpädagogen o.ä. mit dem du schwierige Fälle in einer Art Supervision mal durchsprechen kannst. Spiel auch ein bisschen auf Zeit. Die Großen verlassen bald die Schule und die Jüngeren rücken nach. Die sehen in dir dann schon wieder eher eine Respektsperson, weil sie dich länger kennen.
Und ganz wichtig: Finde für dich heraus, ob dir die Arbeit in dieser Altersstufe wirklich liegt oder ob vielleicht ein Wechsel sinnvoller wäre.
Ansonsten: Wenige Regeln, aber klar und absolut konsequent sein. Überlege dir für jede mögliche Schüleraktion eine Konsequenz / Reaktion deinerseits, das entlastet sich in Stresssituationen. Drohe nichts an, was du nicht auch durchziehen kannst / willst.
Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen!