Beiträge von Severus

    Danke für eure Impressionen.
    Dass es keine offizielle Quote gibt, weiß ich natürlich. Deshalb haben mich die Eindrücke der inoffiziellen Auswahlkriterien sehr interessiert.


    meike:
    "bei gleicher Qualifikation", das ist ja das Problem. Bei gleicher Qualifikation sollte das Einstellungverhältnis automatisch 50/50 sein, somit wäre der Halbsatz "werden Bewerbungen von Frauen bevorzugt" eigentlich überflüssig.


    Ich stimme dir ja vollkommen zu, dass es in Führungspositionen und bei den Gehältern ein krassen Missverhältnis gibt und ich finde auch, dass das geändert gehört. Die Sorge meiner Generation ist halt das Übersteuern dieser Maßnamen. Ob diese nun gerechtfertigt ist oder nicht, mag ich nicht zu beurteilen. Aber sie ist definitiv da. Es war in der Geschichte noch nie eine gute Idee, eine Generation für Sünden ihrer Vorgänger zu bestrafen.


    Fakt ist, derzeit bedeutet Männerüberschuss = böse & sexistisch, während Frauenüberschuss = gut & modern ist.


    Ich denke auch nicht, dass sich Männer "zu fein" für die Grundschule sind. Männer und Frauen ticken nunmal anders und haben andere Stärken und Schwächen. Vielleicht mögen Männer einfach mehr die fachliche Materie ihres Unterrichtsfaches. Frauen sind kommunikativer, was ich in der Grundschule für sehr wichtig halte. Ich mach mir überhaupt nichts aus Geld, Grundschule käme für mich aber nicht in Frage, da es meine Stärken einfach nicht betonen würde (und die sind bei mir ganz klar eher im fachlichen Bereich).

    Hi Forum,


    das Lehramt ist ja derzeit ein eher von Frauen dominierter Berufszweig (in der Grundschule stärker als am Gymnasium).
    Meine Frage klingt vielleicht doof, aber gibt es bei der Neueinstellung von Lehrkräften eine Bevorzugung von männlichen Bewerbern?


    Hintergrund meiner Frage: Als junger Mann auf dem Arbeitsmarkt bekommt man derzeit doch deutlich die Keule der Gleichberechtigung zu spüren. Ich arbeite an der Universität, und die Unis sind sehr bemüht, einen 50% Frauenanteil bei den Professuren zu erzielen. Das finde ich auch richtig, nur ist sowas meiner Meinung nach eine langfristige Sache, die sich über eine Generation duch simples "rausrotieren" der alten Männer verwirklichen sollte. Stattdessen hat man es als junger Mann mit Professurambitionen wohl die nächsten 10 Jahre deutlich schwerer, da bei gleicher Qualifikation wohl der weibliche Bewerber Vorrang haben wird (hat für die Uni auch finanzielle Anreize).


    Mich interessiert daher rein aus Interesse, ob "Gleichberechtigung" im Schuldienst auch mal andersherum funktioniert. Den Satz "bei gleicher Qualifikation werden weibliche Bewerber bevorzugt", liest man in jeder Stellenausschreibung, das Gegenteil habe ich noch NIE gesehen. Daher die Frage, gibt es sowas im weiblich dominierten Schuldienst? Oder wird hier mal wieder mit zweierlei Maß gemessen? Ich habe mich z.B. letzens bei einer Firma beworben, die sich mit 70% Frauenanteil rühmte und dies mit Stolz auf ihrer Internetseite kundgab. Man stelle sich vor, eine Firma mit 70% Männern würde das tun...


    Ich halte überhaupt nichts von Quoten, sondern finde, dass nach Qualifikation eingestellt werden sollte (unabhängig vom Geschlecht). Dass das scheinbar nicht funkioniert, das haben wohl wirklich die Alphamännchen in den Chefetagen zu verantworten. Dafür kann die junge Generation von Männern ja aber nix. Dennoch interessiert mich, ob Männer für den Schuldienst aktiv gesucht werden.


    beste Grüße,
    Sören

    Dass mein Kommentar mit dem Tee und dem Sofa soviel "Ärger" verursacht, hätte ich nicht erwartet.
    Daher danke ich Piksieben für seinen Beistand.


    Nochmals, ich wollte keinesfalls sagen, dass Korrekturen keine anstrengende Arbeit sind und ich bin mit Sicherheit keiner, der in die "Lehrer sind faul" Kerbe schlägt.


    Aber es ist eben "Home-Office", und das ist in der freien Arbeitswelt eben sehr beliebt. Wenn ich schon wie ein Robotor Hochdurchsatzarbeit betreiben muss, dann doch gerne nachmittags in der Sonne auf der Terasse oder eben abends auf dem Sofa. Solche Arbeiten gibt es in jedem Job.

    Berlin verbeamtet aber neu eingestellte Lehrer seit ein paar Jahren nicht mehr, falls es dir darauf ankommt.

    Ist man als angestellter Lehrer denn ganz normal kündbar? Und wenn ja, wird das auch umgesetzt oder ist man praktisch auch ohne Beamtenstatus unkündbar? (manchmal gibt es ja so ungeschriebene Gesetze)
    Denn als Lehrer den Job wegen Stellenabbau zu verlieren, fände ich schon ganz schön hart. Denn mal ehrlich, auf dem freien Arbeitsmarkt gibt es als Lehrer ja nicht viel zu holen.

    Viel ist da nicht, aber eine Stelle in Bad-Segeberg für Chemie habe ich gefunden. Möglich ist der Quereinstieg mit Referendariat durchaus.


    ...


    Mach möglichst auch ein Praktikum an einer Gemeinschaftsschule...

    Danke für's Suchen. Ja, mit Biologie würd ich mir den Quereinstieg zutrauen (und mir Chemie als Zweitfach dann draufschaffen). Mit Chemie als erstem Fach ins kalte Wasser zu springen, ich weiß nicht, ob ich das packen würde. Wenn ich was mache, dann möchte ich das richtig gut machen, und in Chemie würde mir da wohl einiges fehlen (Frontalunterricht als reine Wissensvermittlung ginge, aber spannende Laborversuche, da müsste ich noch viel lernen). In Bio hingegen hab ich jetzt schon den ganzen Kopf voll, wie ich lehrreichen und interessanten Unterricht gestalten würde, wenn man mich denn ließe ;)


    Danke zum Tipp zur Gemeinschaftsschule. Mein Praktikum ist an einem normalen Gymnasium. Ich war froh, dass mich überhaupt eine Schule aufgenommen hat (9 von 10 haben mir nicht einmal geantwortet).


    Ich hab im Übrigen meinen Zivildienst in der Behindertenbetreuung in einer Realschule gemacht. So ganz unbedarft bin ich also doch nicht im Kontakt mit pubertären Jugendlichen.

    Gerade im häuslichen Umfeld, in dem du ständig mögliche sinnhafte Tätigkeiten vor Augen hast, grenzt es an Folter 15 Mal denselben Schmu gelesen zu haben und genau zu wissen, dass man denselben Schmu noch 15-fach vor sich liegen hat. Zeit dehnt sich dadurch ins Unermessliche und Prokrastination wird zum neuen Hobby - eventuell zur Manie.

    Danke für den Input. Da sieht man's mal wieder. Als Außenstehender hat man oft falsche Einschätzungen zum Lehrerberuf. Ich hätte nicht gedacht, dass Korrigieren so furchtbar ist.
    Ich musste regelmäßig Bio-Klausuren unserer Studenten korrigieren, und in ca. jeder fünften war ein solcher "Kracher" (in Form von gewollter oder ungewollter Komik), dass ich es eigentlich nicht so schlimm fand. Aber gut, wenn das zur Routine wird sieht's anscheinend anders aus.


    Ich hätte noch eine Frage, auch wenn die hier wohl keiner so richtig wird beantworten kann (vielleicht ja die Quereinsteiger):


    Ich habe mein Diplom und meine Doktorarbeit jeweils mit 1,0 abgeschlossen. Kann ich davon ausgehen, dass ich dann bei Anerkennung meiner Abschlüsse diese Noten für das Fach Biologie bekomme?
    Ich habe gelesen, dass Noten bei der Stellenvergabe im Lehramt eine große Rolle spielen (in der Wissenschaft sind diese wirklich sekundär, solange die Publikationen stimmen). Da wäre ne 1,0 in Bio ja schon ein ordentlicher Bonus (zumal es mit Bachelor/Master, wo jetzt jede Klausur zählt, ja sicherlich schwieriger geworden ist, ne 1,0 zu bekommen).


    Vielen Dank für alle Antworten. Ich freue mich schon auf mein Praktikum und hoffe wirklich sehr, dass mir das gefällt. Wenn es mich nicht vollkommen überzeugt, dann lass ich es bleiben.

    Oh, das ging ja schnell.
    Vielen Dank jetzt schonmal für die vielen Antworten.


    meike: Ich glaube dir, dass Korrekturen das nervigste sind. Vielleicht habe ich mich doof ausgedrückt. Nervige Aufgaben gibt es in jedem Job. Auch ich sitze des öfteren stundenlang vor einer Excel-Tabelle. Ich meinte nur, wenn ich mir aussuchen könnte, ob ich eine ungeliebte Arbeit im Büro oder im Home-Office mache, würde ich wohl das Home-Office wählen. Ich finde, einer Stunde Arbeit in einem Umfeld, in dem man sich wohl fühlt, fühlt sich eben nicht ganz wie eine Stunde an. Der Korrekturaufwand wäre mit Bio/Chemie ja auch wahrscheinlich deutlich geringer als z.B. in den Sprachen.


    Jule13: Einen Shitstorm wollte ich eigentlich nicht auslösen (siehe meine Antwort an Meike). Vielen Dank für deine Einsichten. Meine Einstellung zu Kindern, das ist eine gute Frage. Ich mag Kinder, hab aber noch nie vor 30 gestanden und unterrichtet. Ich habe aber schon einen Platz zum hospitieren für 3 Wochen, sobald ich im Juni aus den USA wiederkomme.


    @MarlenH: Danke, ich gehe mal davon aus, dass du dann nicht verbeamtet bist?


    @mollekopp- Vielen Dank, das sind ein paar für mich sehr wichtige Eindrücke. Ein Praktikum mache ich auf jeden Fall, bevor ich mich entscheide (nen Platz hab ich schon).


    Nettmensch: Das Problem ist, meine Freundin ist auch Wissenschaftlerin (einer von uns sollte nen "sichereren" Job machen denke ich). D.h. ich müsste dann in einer größeren Stadt unterkommen, wo es für uns beide Arbeit gibt. Ich selbst wäre auch gerne für "irgendeine Insel" zu haben.

    Guten Tag,


    mein Name ist Sören, ich habe Biologie auf Diplom studiert, anschließend promoviert und arbeite derzeit in den USA als Wissenschaftler (ich bin 30 Jahre alt).
    Ich habe Top-Noten und hervorragende wissenschaftliche Publikationen, ABER ich überlege, wieder die Universitätsbank zu drücken und Gymnasiallehramt Biologie/Chemie nachzustudieren. Quereinstieg ist in S-H leider nicht möglich (wäre mein Ziel-Land, da meine Freundin in Kiel arbeitet).
    Biologie würde mir komplett anerkannt werden, und auch für Chemie hätte ich schon den halben Bachelor in der Tasche.


    Gründe für meinen Wechselwunsch sind:
    - ich sehne mich nach ein bisschen Konstanz im Leben. Als Wissenschaftler muss man heutzutage eine abenteuerlustige Wanderheuschrecke sein, ich hingegen wünsche mir Haus, Garten & Familie.
    - ich habe ein sehr breites biologisches Wissen, worauf ich auch sehr stolz bin. Die wissenschaftliche Karriere erzwingt es aber, zum "Fachidioten" zu werden, sprich ein absoluter Speziallist in seinem eng gesteckten Themengebiet. Ich möchte mein gesamtes Wissen gerne nutzen.
    - Ich bin irre hilfsbereit, ich erkläre so gerne, dass ich manchmal lieber einen Kollegen in einer Methode einweise, obwohl ich eigentlich selber viel zu viel zu tun habe.
    - Lehrer wäre für mich keine "Not-Wahl". Ich hab schon immer damit geliebäugelt, habe mich aber direkt nach dem Abi garnicht "reif" genug dafür gefühlt.


    Da dies ein sehr sehr großer Schritt für mich wäre, und ich auch einiges "opfern" würde, habe ich ein paar Fragen an euch:


    1. Gibt es hier ähnliche Fälle, eure Erfahrungen zum Umstieg Wissenschaft -> Lehramt interessieren mich sehr. Wissenschaftler und Lehrer sind beide sehr gut um Jammern über ihre Arbeitsbedingungen, was gefällt euch jetzt besser / schlechter?
    2. Wie stehen die Chancen für Biologie/Chemie Lehrer. Hat man als Promovierter bessere oder schlechtere Chancen (kann mir gut vorstellen, dass manche SL da Vorbehalte haben)?
    3. Wird man immer für beide Fächer eingestellt, oder kann es passieren, dass man 100% Chemie unterrichten muss, weil es genug Bio-Lehrer an der Schule gibt?
    4. Wie beurteilt ihr eure Arbeits-Belastung. Ich weiß, dass einiges an Stunden zusammenkommt und man als Lehrer keine 38.5h Woche hat. Aber wie fühlt es sich an? Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Stunde Klassenarbeit-Korrektur mit nem leckerem Tee auf dem Sofa nicht wirklich als volle Arbeitsstunde empfunden wird. Sprich, wie ist das Verhältnis von Arbeitsquantität zu -qualität?
    5. Wie mobil ist man als Lehrer? Ich wünsche mir zwar mehr Konstanz (siehe oben), aber mich würde dennoch interessieren, ob ein Arbeitsplatzwechsel als Lehrer heute etwas völlig normales ist (meine Lehrer waren meist lebenslang an einer Schule).


    Ermuntert mich, warnt mich. Ich freue mich über jede Antwort.


    mfg,
    Sören

    Danke euch für die Meldungen. Es ist alles nicht so einfach. Erstmal möchte ich meine Doktorarbeit erstmal zu Ende bringen, und zudem ist es ja auch nicht ganz einfach, sich selbst sein persönliches "Scheitern" auf dem ersten Berufsweg einzugestehen.

    Hallo,
    mein Name ist Sören und ich hätte Fragen zum Thema Seiteneinstieg ins Lehramt.
    Ich habe in Kiel Biologie auf Diplom studiert und promoviere derzeit ebenfalls in Kiel. Mittlerweile sehe ich für mich trotz hervorragender Noten in der Wissenschaft keine Alternative mehr. Lebenspläne ändern sich nunmal. Biologie ist ein Berufsfeld für Weltenbummler und Risikoliebhaber, Familienplanung passt dort nicht rein.
    Da ich ja auch eine Lehrverpflichtung habe und in unserer Arbeitsgruppe auch oft Praktikanten betreue merke ich zunehmends, dass es mir gefällt, Wissen zu vermitteln.
    Ich spiele also mit dem Gedanken, nach der Promotion ins Lehramt wechseln zu wollen. Ich bin dann mit 28 Jahren für meinen Ausbildungsweg noch "relativ jung"
    Nun bieten sich ja meines Wissens zwei Alternativen an:


    1) Quereinstieg ins Lehramt mit Biologie/Chemie. Hier im Norden wirds wohl nichts, aber in Süddeutschland werden ja , glaube ich, Naturwissenschaftler gesucht.


    2) ich studiere nochmal Chemie als zweites Fach und werde regulär Lehrer.


    Zur zweiten Möglichkeit hätte ich nun die Frage, ob ein Diplom bzw. Doktor in Biologie komplett als erstes Fach anerkannt wird und ich "nur" noch das zweite Fach und die Pädagogik nachstudieren müsste.
    Und inwieweit hat sich ein solcher Wechsel durch die Umstellung auf Bachelor/Master verkompliziert?


    Viele Grüße,
    Sören

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