Leseschwäche ist offenbar genetisch bedingt (2/2005)
WASHINGTON (ddp). Legasthenie hat offenbar auch eine genetische Ursache. Das schließen britische Wissenschaftler aus den Ergebnissen einer Untersuchung, in der sie das Erbgut von Legasthenikern mit dem von Menschen ohne Lese-Rechtschreibschwäche verglichen.
Da sich Legastheniker in bestimmten Familien häufen, gehen Wissenschaftler schon länger davon aus, daß genetische Faktoren bei der Entstehung von Legasthenie entscheidend sind. Im Fokus sind dabei Gene einer Region auf Chromosom 6, darunter auch das KIAA0319-Gen.
Um die verdächtige Region genauer einzugrenzen, untersuchten US-Forscher bei 223 Freiwilligen mit Legasthenie und 273 Kontrollpersonen, welche Gene typische Abweichungen hatten. Besonders zwei Veränderungen in der Sequenz von KIAA0319 kamen bei den Legasthenikern deutlich häufiger vor als bei den Kontrollpersonen, berichten die Forscher in der aktuellen Online-Ausgabe von "Science".
Wie das Gen die Lese- und Rechtschreibfähigkeit beeinflußt, wissen die Forscher aber noch nicht.www.aerztezeitung.de
Forschungserkenntnisse 2004
Legasthenie und Gehirn auf Chinesisch
HONGKONG (dpa). Legasthenie ist je nach Kultur in unterschiedlichen Hirnregionen angesiedelt. Bei Chinesen, die Schriftzeichen lesen, lägen die Probleme in anderen Gehirnarealen als bei Menschen, die mit dem Alphabet arbeiten.
Das berichten chinesische und US-amerikanische Wissenschaftler in der heutigen Ausgabe von "Nature" (431, 2004, 71). Bei alphabetischen Sprachen müsse das Gehirn lediglich die Buchstaben der Worte mit Lauten verknüpfen. Im Chinesischen käme die Erkennung der komplexen Schriftzeichen hinzu.
Bislang sei die Ursache der Lese-Rechtschreib-Schwäche lediglich an alphabetischen Sprachen untersucht worden, berichtet die Gruppe um den Hongkonger Wissenschaftler Li-Hai Tan, der auch am National Institute for Mental Health in Bethesda in den USA arbeitet.
Das Team hat nun die Gehirnaktivitäten von chinesischen Legasthenikern beobachtet, während diese Aufgaben mit chinesischen Schriftzeichen lösten. Mit der bildgebenden Kernspintomographie wiesen sie nach, daß bei ihnen die Probleme im Bereich des linken vorderen Großhirns liegen.
Bei Menschen mit alphabetischen Sprachen wurde bisher immer eine Hirnregion im linken Schläfen- und Stirnlappen mit der Lese-Rechtschreib-Schwäche in Verbindung gebracht.
Forschungserkenntnisse 2001
Die Legasthenie kann auch Balancegefühl und Motorik beeinträchtigen.
San Francisco - Obwohl als Lese- und Rechtschreibschwäche definiert kann
Legasthenie auch die Wahrnehmung von bewegten Objekten beeinträchtigen. Das berichtete ein amerikanisches Forscherpaar in San Francisco vor dem größten interdisziplinären Wissenschaftskongress der Welt.
"Das geht zwar nicht so weit, dass die Kinder vor jedes Auto laufen", sagt
Thomas Zeffiro, aber Schwierigkeiten beim Wahrnehmen sich bewegender Objekte seien klar erkennbar. Legasthenie könne sich auch auf die Balance und die Koordination der Muskeln auswirken. Zeffiro und seine Frau Guinevere Eden,
beide führende Forscher an der Georgetown Universität in Washington, suchten
mit funktionaler Kernspintomographie (fMRI) nach Merkmalen im Hirn
betroffener Kinder und Erwachsener.
Dabei entdeckten sie, dass diese Kandidaten weniger Hirnaktivitäten in
wichtigen Regionen der linken Hemisphäre zeigten als Kontrollpersonen ohne
Legasthenie. Dort sind die für das Lesen und Rechtschreiben entscheidenden
Regionen angesiedelt. Ein striktes Übungsprogramm aber half Erwachsenen, die
Schwäche durch eine erhöhte Aktivität in der rechten Hirnhälfte zu
kompensieren. Zeffiro und Eden wollen bald einen Test entwickeln, der die
Störung möglichst noch vor Schulbeginn anzeigt, damit sie durch schnelle
Behandlung abgebaut werden kann.
Nach Definition der US-Forscher und Kollegen sind in den USA zwischen 5 und
15 Prozent der Bevölkerung von dem Problem betroffen. Legasthenie ist kein
Ausdruck von Intelligenzmangel. (APA/dpa).
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Quelle: http://www.gesund.co.at