Hallo,
also erst einmal hoffe ich ja, dass das mit dem Lehramtstudium bei dir keine Verlegenheitslösung war und du dich nicht von der derzeitigen Arbeitsmatktsituation hast anlocken lassen ;); zu dem Beruf gehört nämlich wirklich Herzblut.
Wenn du unbedingt Latein studieren willst, dann mach' es! Es lohnt sich! Was man unbedingt braucht: Disziplin, Sitzfähigkeit in Bibliotheken und am Schreibtisch, analytische Begabung, Interesse an der Antike, breites Interessenspektrum. Was die Eingangsvoraussetzungen angeht, so lass' dich nicht irritieren durch "Etiketten" wie LK, Latein als 1. FS etc. Ich habe in meinem Studium die Erfahrung gemacht, dass die Leute, die Latein erst an der Uni gelernt haben (Latinum), leistungsmäßig die stärksten waren. Es kann allerdings sein, dass du für ein Studium in BaWü das große Latinum als Eingangsvoraussetzung brauchst. Solltest du es nicht haben, lässt es sich gut an der Uni nachholen (bei mir in Göttingen waren es damals Ovid-Texte).
Das Graecum bringen i.d.R. die wenigsten Studenten am Anfang mit. Es lässt sich gut in 2 Semestern an der Uni oder in einem (allerdings nicht ganz billigen) Ferienkurs nachholen. Auch hier ist Leistungsbereitschaft angesagt.
Was den Inhalt des Studiums angeht, so liegt der Hauptakzent auf der Literatur (den durchschnittlichen Lektürekanon bis zur Zwischenprüfung kannst du nachlesen bei Riemer/Weißenberger/Zimmermann: "Einführung in die Latinistik"). Der Arbeitsschwerpunkt liegt in der Übersetzung vom Lateinischen ins Deutsche - in den Seminaren wird dann über die Texte reflektiert -, für viele sind die Stilübungen vom Deutschen ins Lateinische "ein rotes Tuch". Da hilft nur: Cicero, Cicero und nochmals Cicero lesen (was sehr erquicklich ist). Wenn du deine Grammatikkenntnisse aufpolieren willst, so lohnt sich die Anschaffung der Grammatik von Rubenbauer/Hofmann, die nach meinem Kenntnisstand an allen Unis gängig ist.
Außerdem ist der Besuch von altgeschichtlichen, antik-philosophischen und archäologischen Veranstalltungen vorgesehen. Hier lieber eine zuviel als zu wenig machen. Das lohnt sich immer. Auch über den latinistischen Tellerrand hinausgucken und manches Mal zu der "Konkurrenz" gehen, den Gräzisten.
Fachdidaktikseminare hast du auch (ob in BaWü auch?, das war dort immer sehr sonderbar...), aber wie du Latein tatsächlich vermittelst, lernst du erst im Referendariat am Versuchsobjekt Schüler ;). Theoretische Kenntnisse sind das eine, die praktische Erprobung das andere.
Also dann - toi, toi, toi.
Ornella