Beiträge von gsguitar

    Hallo,
    es steht noch in den Sternen, wie sich das Verfahren zur Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs in der Zukunft in Niedersachen darstellt. Das wird schon seit zwei Jahren überarbeitet und es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Frage der Inklusion und dem Verfahren. Auf jeden Fall geplant ist ein mehr prozesshaft orientiertes Verfahren, in dem die letztendliche Feststellung eines so.-päd. Förderbedarfs auf jeden Fall später erfolgt, als bisher. Und das ist inhaltlich auch sinnvoll, denn es ist unnötig, Kinder im ersten oder zweiten Schuljahr ohne die Notwendigkeit eines differenzierten Ziffernzeugnisses bereits abzustempeln, wenn damit keine Ressourcenzuweisung mehr verbunden ist, wie es bei der Sonderpädagogischen Grundversorgung ja der Fall ist.
    Die Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs abzuschaffen ist nicht geplant, genauso wenig wie die SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf mit den gleichen Anforderungen zu konfrontieren wie die Kinder ohne SPFB. Insofern ist auch die Befürchtung nicht zutreffend, dass am Ende eine Menge durchgefallener Hauptschüler, die vormals einen L-Stempel gehabt hätten, keine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt haben - diese Perspektive gibt es im Moment ja auch in vielen Fällen nicht!
    Natürlich sollten wir uns dafür einsetzen, dass SchülerInnen im gemeinsamen Unterricht differenziert gefördert und beurteilt werden, aber dafür müssen wir an den allgemeinen Schulen präsent sein!!!


    Zum Beitrag von Potilla noch einmal: Du hast davon geschrieben, das ihr Unterstützung und eine Lobby benötigt, die euch beim Erhalt der Förderschule unterstützt. Ich finde, das ist ein eindeutiger Satz. Ich lese da nirgendwo, dass ihr euch Unterstützung bei der Frage der Ressourcenzuweisung in den allgemeinen Schulen wünscht, keine Anmerkungen oder Hinweise auf Lobbyarbeit hinsichtlich Fortbildungen für die KollegInnen der GSsen, keinen Wunsch nach Unterstützung bei der Weiterentwicklung eurer sonderpädagogischen Kompetenzen, die es euch ermöglichen, erfolgreich in inklusiven Kontexten zu arbeiten, keine Hinweise auf Beratungsbedarf bei der Planung und Durchführung von Unterrichtsmethoden, die eine differenzierte Arbeit ermöglichen... USW...
    Gruß, gsguitar

    Hallo,
    ich habe lange hier nur mitgelesen, muss mich jetzt aber mal einschalten... hoffe es liest sich nicht zu besserwisserisch, aber ich bin schon ziemlich erschrocken darüber, was Potilla in seinem letzten Beitrag geschrieben hat...


    Ob man den Gedanken des inklusiven Unterrichts oder der inklusiven Schule "zum Brechen" findet oder nicht spielt genau genommen überhaupt keine Rolle... und wofür soll die "zündende Idee" denn da sein? Es geht um die Verwirklichung eines Menschenrechts, das als solches auch von den deutschen Bundesländern bzw. der deutschen Legislative anerkannt wurde. Etwas gegen die Verwirklichung dieses Menschenrechts zu tun wäre in etwas so, wie wenn ich als Mann mich aktiv gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzen würde - da würde man mir - zurecht - ordentlich was erzählen. Oder - um bei der Pädagogik zu bleiben - wir uns dafür einsetzten, dass Kinder ab morgen wieder geschlagen werden dürfen, weil es "ein gaaaaanz großer Rückschritt" sei, dass Kinder gewaltfrei erzogen werden müssen!!!


    Dass die Bedingungen an den allgemeinen Schulen im Moment nicht den Bedürfnissen der SchülerInnen in einem Inklusiven Schulsystem entsprechen, muss hier wohl nicht besonders dargestellt werden. Als Beispiel: die lächerliche Stundenzuweisung von 2 Stunden pro Woche pro Klasse ist natürlich nicht hinzunehmen. Da muss man sich politisch stark machen, sprich z.B. auf Gewerkschaftsebene oder indem man die "richtige" Partei wählt (Konzepte liegen durchaus auf dem Tisch!).
    Die aktuelle Diskussion und die Tatsache, dass Inklusion in aller Munde ist, bietet uns die einmalige Gelegenheit, auch auf andere Missstände in der Schullandschaft hinzuweisen und entgegen zu steuern, da viele Inklusionshindernisse auch ansonsten Zeugnisse schlechter Schulpolitik/Pädagogik sind, z.B. große Klassen, Vergleichsarbeiten, Sitzenbleiben, Gliederung des Schulsystems...


    Großen Einfluss haben wir natürlich auf die Ebene der Schulorganisation, also z.B. der Frage "Jahrgangsklasse/offene Schuleingangsstufe/jahrgangsübergreifendes Lernen" oder der Frage "Ganztags/Halbtags", denn das entscheiden die Schulen aus ihrer eigenen Initiative heraus.


    Was die Ebene des Unterrichts angeht, sollte es meiner Ansicht nach eine passende Mischung aus Öffnung und Struktur sein (Öffnung des Unterrichts geht ohnehin nicht ohne ein strukturiertes Vorgehen...), was aber "passend" bedeutet, ist von den Kindern in der Klasse und ihren Kompetenzen und Bedürfnissen abhängig. Die Horrorszenarien, die hier teils dargestellt werden, empfinde ich da als wenig hilfreich!
    Ich finde man kann durch gut vorbereitete fächerübergreifende Lernwerkstätten, die den Kindern die Möglichkeit geben, handlungsorientiert und auf vielfältigen Aneignungsebenen mit den Lerninhalten umzugehen, eine Menge auffangen und der Individualität der Kinder gerecht werden. Da steckt man dann zwar viel Arbeit in die Vorbereitung - daran solltet ihr übrigens die SonderpädagogInnen beteiligen!!! - aber es zahlt sich durch einen produktiven Unterricht aus.


    Ich finde wir sollten den Kopf nicht in den Sand stecken und warten, bis der Kelch vorbeigezogen ist, sondern mit viel Phantasie und der Bereitschaft, auch unliebsame Themen anzusprechen, uns der Herausforderung stellen. Uns sind weit weniger die Hände gebunden, als hier vielmals vermittelt wird!


    In dem Sinne: einen schönen Schulanfang wünscht
    gsguitar

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