Hallo Sternschnuppe,
ich habe einen Sohn in der 2. Klasse und bin selbst ja Foerderschullehrerin.
Ich habe meinen Sohn nicht mit der Vorwegnahme von schulischen Inhalten gefoerdet wie viele andere Eltern. Ich bin immer auf ihn eingegangen, habe sein Interesse gefoerdet und habe ihm vielerlei Erfahrungen ermoeglicht und immer darauf geachtet, dass alle Sinne angesprochen werden.
So kam er in die Schule und hatte im Vergleich zu den Jungs aus aehnlichen Mittelschichtselternhaeusern das Nachsehen...
Er war zu langsam. Er konnte nicht so schnell lesen wie die anderen, die vorher schon viel input zu Hause erhalten hatten. Er konnte nicht so schnell schreiben, weil er einfach nicht malen wollte und ich ihn nur gegen seinen Willen haette zwingen muessen.
Er gehoerte trotzdem zum oberen Leistungsviertel der Klasse, kam aber an seine gut gefoerderten Freunde nicht heran.
Bedingt durch die gute Schule, die er besucht, erwachten dann ploetzlich neue Interessen. Er fing z.B. an zu zeichnen. Produzierte ganz viele Bilder und verbesserte so relativ schnell seine Feinmotorik, dann wurde er von der Arbeitsgeschwindigkeit her besser. Sein Lesen verbesserte sich langsam aber stetig.
Gerade gestern hatten wir ein Elterngespraech. Waehrend bei den anderen guten Schuelern der Lernzuwachs teilweise still steht, ist es bei ihm stetig angewachsen. Trotz steigender Anforderungen wird er immer besser.
Es stellt sich so dar, dass die anderen Jungs deswegen so gut waren, weil sie vieles schon VORHER wussten. Dieser Vorteil schwindet mit zunehmenden Anforderungen immer mehr... es kommen die tatsaechlichen Moeglichkeiten der Kinder zum Vorschein.
Interessanterweise sollte einer der Jungen vor einem halben Jahr noch die Klasse ueberspringen, was die Klassenlehrerin heute nur noch schwer nachvollziehen kann und froh ist, dass sie es nicht gemacht haben.
Ich glaube, Foerdung vor der Schule wird oftmals als blosses Vorausnehmen schulischer Inhalte missverstanden. Da wird dann eben stumpfsinnig mit Fuenfjaehrigen ein Lesetraining gemacht.
Ich verstehe vorschulische Foerderung einerseits schon als MUSS, aber dann bitte richtig. Alle Sinne ansprechen, die Neuronen im Hirn sich verbinden lassen, das als Strasse verstehen, auf der die schulischen Inhalte spaeter dann fahren koennen...
Das Kind dann ABHOLEN, wenn es an einem Lernpunkt angekommen ist, spueren, wann man gut etwas vermitteln kann. Dann vielleicht auch entsprechende Buecher vorlesen, entsprechende Ausfluege unternehmen, entsprechende Freizeitangebote finden...
Ich glaube, dieses Thema muss wissenschaftlich noch vielmehr hinterfragt werden!
LG
Tante Lotta