Erst einmal vielen Dank dafür, dass niemand mt Quanten angefangen hat.
Das Problem, an dem die Homöopathie krankt, ist die Tatsache, dass zunächst einmal jeder Depp in die Apotheke gehen kann und sich Homöopathikum xy mit drübergestreuten Schüsslersalzen holen kann. Dabei werden einmal Globuli ausgeteilt, die der klassischen Homöopathie entsprechen, aber auch wilde Mischungen, in denen man vor allem Pflanzenextrakte findet. Und dass es Pflanzenwirkstoffe gibt, wird niemand bestreiten.
Nun ist es so, dass unser 0815-Homoöpathie-Anwender dem Apotheker vertreut und merkt, es geht besser. Woran lag es jetzt? Pflanzliche Wirkstoffe, die in ausreichender Menge drin waren? Die Psyche? Weil es eh besser geworden wäre? Weil Homöopathie hilft? Das kann man nicht einfach so als normaler Mensch feststellen. Also setzt sich die Überzeugung fest, das Homöopathikum hätte funktioniert.
Wie will man es also bestimmen? Klinische Studien? Das ist nun einmal die beste Methode, die wir von Wissenschaftsseite aus haben. Manchmal hat man das Problem, dass man zu wenige Probanden findet, weil sie die Kriterien nicht erfüllen (nicht diese genaue Krankheitsform, anderweitig zu krank, schwanger, zu jung...). Das hat nichts mit Deindividualisierung zu tun, sondern einfach mit Vergleichbarkeit. Genau das weiß die medizinische Forschung doch: Menschen sind keine Individuen. Deswegen müssen so viele Faktoren wie möglich ausgeblendet werden, damit man die Methoden vergleichen kann. Massenstudien lassen sich einfach oft nicht umsetzen oder sind zu teuer.
Was in dem Text von Wala (die übrigens als Hersteller dieser antroposophischen Medizin klare wirtschaftliche Interessen haben und sich daher natürlich positiv darstellen) noch stand: Wenn die Krankheit zu schwer ist, so dass man kein Placebo geben kann, weil es der sichere Tod wäre, fällt natürlich die randomisierte Studie weg. Das stimmt nicht so ganz. Je nach Art der Behandlung kann man die neue und die bisherige Standardtherapie vergleichen. Bei vollkommen unterschiedlichen Formen, wie z.B. Bestrahlung oder Chemo, geht es natürlich nicht. Aber wenn die Behandlung beide Male Spritzen oder Tabletten bedeutet, ist es machbar.
Dabei wird in der verlinkten pdf auch von Wala eingestanden, dass sie selbst in ihren Studien das Problem haben. In ihren Studien wollen sie auf erfahrene Therapeuten zurückgreifen, die mit ihren Erfahrungen die Ergebnisse ihrer Behandlungen einschätzen sollen. (Ich mache übrigens als mittelprächtig erfahrener Lehrer tollen Unterricht. Ich kriege meine Schüler durchs Abi. Und die, die durchfallen sind eh blöd gewesen)
Nur weil ein Arzt Homoöpath ist und ein Buch drüber schreibt... Mediziner müssen nicht zwangsläufig wissenschaftlich gebildet sein. Was für das Studium an "reinen" Naturwissenschaften ausgesessen werden muss, ist lächerlich. Zwangsläufig, sonst würde das Medizinstudium noch länger dauern. Aber ein Abschluss in Medizin macht einem nicht automatisch zu einem Menschen, der deswegen die Homöopathie blickt. Sondern nur zu jemanden, der Medizin studiert und dann die passenden Prüfungen bestanden hat.
Und nur weil irgend etwas im Bereich der alternativen Medizin funktioniert, heißt das nicht, dass automatisch alles gut ist. In der wissenschaftlichen Forschung wird auch nicht gesagt: "Oh, die Firma xy hat wieder eine neue Pille rausgebracht. Die hatten vor zehn Jahren schon mal eine, die hat mir bei Kopfschmerzen geholfen. Deswegen hilft die neue gegen Krebs, wie sie es sagen." Nein, die Firma muss das begründen mit Forschungsergebnissen. Ordentlichen Forschungsergebnissen. Nur weil mein Hamster wieder gesund wurde... Es gibt so seltene Ereignisse wie Spontanremission bei Krebs. Es gibt Menschen, die halten das HI-Virus in Schach. Es gibt Menschen, die haben mörderisch hohe HIV-Konzentration im Blut und erkranken nicht an AIDS... Deswegen braucht man Studien, damit man sicher sein kann, dass es wieder passiert und nich ein nicht näher erklärbares Einzelereignis.
Die (medizinische) Wissenschaft kann nicht alles, weiß nicht alles und wird von Menschen betrieben und ist deswegen fehleranfällig. Aber: Wissenschaft versucht es zumindest, ihre eigenen Wahrnehmungsfehler und Voreingenommenheiten auszublenden. Das begegnet einem bei den alternativen Heilmethoden eher nicht.
Allerdings schätze ich nicht, dass wir zu einem Konsens kommen. Aber eins kann ich ja definitiv nicht so stehen lassen:
Ich finde es kindlich und kurzsichtig zu behaupten, irgendetwas könne nicht sein, nur weil ich es gerade nicht verstehe.
Das stimmt. Aber strenggenommen kann man diesen Satz genau so zurückspiegeln und in deinem Fall alternative Methoden mit der wissenschaftlichen Methode austauschen, nicht wahr?