Hallo zurück!
Ich kann mich mit meiner Zurückhaltung in dem Thread nur the_rani anschließen: Ich wollte hier keine Grundsatzdiskussion über das Verhältnis von Theorie und Praxis aus der Taufe heben. Ich denke, dort lässt sich auch schwierig eine Einigkeit herstellen, da jeder seinen eigenen Bezug zu den beiden Herangehensweisen hat. Keiner wird es schaffen, den anderen schlussendlich von seiner Meinung 100%ig überzeugen zu können. Ein Angriff auf die ein oder andere Position, wie es vielleicht einige aufgenommen haben, war nicht impliziert.
Wie ich jedoch eingangs erklärte, bin ich in der Praxis des bilingualen Unterrichts noch nicht so bewandert, daher war es meine Frage (an euch Praktiker), inwieweit einige meiner Ergebnisse der Masterarbeit überhaupt relevant sind bzw. ob die vorgeschlagene Form der Spracharbeit sich nicht nur in der Theorie gut anhört, sondern auch tatsächlich im Unterricht eingesetzt wird und mit welchem Erfolg.
Ich danke the_rani für die Bestätigung, dass sich einige der theoretisch beschriebenen Probleme auch in der Praxis widerspiegeln und ernsthaft Handlungsbedarf für Spracharbeit außerhalb von Vokabeleinheiten besteht. Ich merke jetzt als Vertretungslehrer selbst, welche teilweise elementaren Sprachformulierungen den Schülern nicht gegeben sind, um sich deutlich auszudrücken - selbst in der 12. Klasse. Abgesehen davon, dass ihnen ein gewisses Sprachgefühl fehlt, welches erst kommt, wenn man real in Kontakt mit Muttersprachlern tritt, frage ich mich, wie man ihnen helfen kann, Inhalte zu verstehen aber auch so auszudrücken, wie sie und ihre Intelligenz es eigentlich in der Lage sind. Mich würde daher interessieren, wie ihr (the_rani, DFU & all the others) das Problem gelöst habt. Von der Themenauswahl angefangen: Besprecht ihr prinzipiell die gleichen Inhalte wie der muttersprachliche Fachunterricht nur auf einer anderen Sprache oder handelt ihr z.B. nach dem Bilingual Triangle von Hallet (1999)? Nutzt ihr die Chancen des BiliU zur Erweiterung des Fremdverstehens, Mulitperspektivität, Einblick in die fremdsprachliche kulturellen Traditionen? Wie brecht ihr den Inhalt herunter? Wie viel Zeit geht für den sprachlichen Support drauf? Wo hakt es am meisten? Welche Formen der Spracharbeit helfen den Schülern wirklich? Welche vielleicht auch nicht?
unter uns: Ich wollte nur noch mal kurz darauf hinweisen, dass es mehrere Modelle des bilingualen Unterrichts gibt, dennoch sind sich diese Modelle (CLIL, BiliU, biling. Module etc.) einig, dass es kein fachbezogener Fremdsprachenunterricht ist, sondern Sachfachunterricht auf einer Fremdsprache/mit Arbeitssprache ***. Es ist und bleibt Fachunterricht. Und wir müssten uns nun fragen, warum ist Unterricht in der Muttersprache so viel differenzierter? Ich denke doch auch, weil die Schüler an die wissenschaftlichen Diskurse/Diskursmuster in der Muttersprache gewöhnt sind und es ihnen deshalb leichter fällt sich sprachlich adäquat auszudrücken. Das Ziel des Lehrers kann es nicht sein, eine absolute Gleichwertigkeit herzustellen, aber doch eine Annäherung. Mit Hilfe der Spracharbeit und natürlich der inhaltlichen Schwerpunktsetzung soll dies erreicht werden.
Viele Grüße